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4522 Hofgeismar
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 9. Hofgeismar

Weitere Informationen

Meimbressen

Ortsteil · 232 m über NN
Gemeinde Calden, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

10 km südwestlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit einfacher Struktur und geringer Siedlungsdichte im Tal der Nebelbeeke in hügeliger bewaldeter Landschaft. Kirche oberhalb des Dorfkerns an der steilsten Stelle der das Dorf durchziehenden Hangkante des Lindenbergs. Moderne Besiedlung nach Norden und Osten.

Durch den Ort führt die Verbindungsstraße (K 30) von Westuffeln nach Ehrsten. In Norden verläuft die den Ort weiträumig umgehende Bundesstraße 7 von Calden nach Westuffeln.

1970 wird 1 km östlich des Ortes der Flughafens Kassel-Calden eröffnet, seit April 2013 Regionalflughafen, seit 2015 mit der Eigenbezeichnung Kassel Airport

Ersterwähnung:

um 900 (vor 906)

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Meimbressen.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Zur Nennung im Codex Eberhardi vgl. auch Mörshausen (Spangenberg)

Vgl. auch den Artikel Meinbrexen, in: Ortsnamen Holzminden, S. 155-156

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa iuris regii, in (1107)
  • in comecia [...] in pagus (1152)
  • dorff (1303)
  • in terminis ville (1361)
  • Dorf (1423)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1870/71

Älteste Gemarkungskarte:

1722

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3524707, 5696744
UTM: 32 U 524623 5694905
WGS84: 51.404836° N, 9.354002° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633005040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 518, davon 329 Acker (= 63,51 %), 62 Wiesen (= 11,97 %), 78 Holzungen (= 15,06 %); Gutsbezirk Meimbressen: 147, davon 121 Acker (= 82.31 %), 16 Wiesen (= 10.88 %), 0 Holzungen
  • 1961 (Hektar): 658, davon 70 Wald (= 10.64 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 50 Haushaltungen
  • 1747: 57 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1885: 630, davon 511 evangelisch (= 81,11 %), 2 katholisch (= 0,32 %), 12 sonstige Christen (= 1,9 %), 105 Juden (= 16,67 %); Gutsbezirk Meimbressen: 16, davon 16 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 835, davon 703 evangelisch (= 84.19 %), 113 katholisch (= 13.53 %)
  • 1970: 793

Diagramme:

Meimbressen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1571: Landgrafschaft Hessen, Amt Schartenberg (Zierenberger Salbuch)
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Zierenberg, Adelsdorf der Wölfe von Gudenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zierenberg
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Stadt und Amt Zierenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • 1152: in comecia cognati nostri Wikeri in pago Marprachtissin nostram
  • bis 1822: Amt Zierenberg
  • 1822: Justizamt Grebenstein
  • 1867: Amtsgericht Grebenstein
  • 1879: Amtsgericht Grebenstein
  • 1945: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

Der nur 1152 belegte Landgerichtssitz nach dem erzbischöflichen (Hof-) Geismar belegt, dass Meimbressen zum Erzbistum Mainz gehört. 1303 versöhnt sich Konrad, Herr von Schöneberg, mit Erzbischof Gerhard über allen Streit, den sie miteinander hatten. Er überlässt dem Erzstift sein Dorf Meimbressen mit Zustimmung seiner Erben auf und erhält es als Lehen zurück.

1423 haben die von Gudenberg und die Wölfe von Gudenberg jeweils die Hälfte des Dorfes von Mainz zu Lehen, verfügten aber auch über die Nieder- und Hochgerichtsbarkeit. Seit 1538 gehört die eine Hälfte des Dorfes den von der Malsburg.

Meimbressen ist neben Höringhausen der zweite Hauptsitz der Wölfe von Gudenberg (HStAM Bestand Urk. 144).

Nach dem Zierenberger Salbuch von 1570/72 steht die hohe Obrigkeit in Meimbressen noch den Wölfen von Gudenberg als mainzisches Lehen zu, doch schon 1585 wird das Dorf als Adelsgut geführt, dessen Obrigkeit Hessen zusteht.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinde Calden mit der Gemeinde Meimbressen zu einer neuen Gemeinde Calden.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Im Rahmen eines Tauschgeschäfts gelangte der Besitz des Klosters Fulda in Meimbressen um 900 an Graf Konrad den Älteren.
  • Vermutlich war hier auch Besitz des Klosters Kaufunger, das hier 1361 über die Kirche verfügt.
  • Mitte des 14. Jahrhunderts haben die von Schartenberg eine halbe Hufe in Meimbressen, über die sie 1385 nicht mehr verfügen.

Zehntverhältnisse:

1629 belehnt der Landgraf Dietrich von Schachten mit dem Zehnten und Einkünften in Meimbressen.

1689 haben die Spiegel insgesamt den Zehnten in Meimbressen und Nieder-Listingen

Ortsadel:

Adlige von Meimbressen von 1204-1334

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban (1269)
  • 1324 Pleban
  • Im Kern mittelalterliche Chorturmkirche, im 18. Jahrhundert umgestaltet, 1960 und 1986 renoviert

Patrozinien:

  • Bonifatius [1413/32]

Pfarrzugehörigkeit:

Zur Pfarrei gehört bis 1361 Ehrsten, das dann selbständig wird. 1585 ist Meimbressen noch selbständig, ab 1589 Filialgemeinde von Ehrsten, so 1872 und 1994

Patronat:

1361 Kloster Kaufungen, seit der Reformation landgräflich

Diakonische Einrichtung:

1925 - 1945 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Michel ca. 1527 bis vor 1545(?), 1518 als Priester in Merxhausen erwähnt

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar

Juden:

Provinzial-Rabbinat Kassel

1835: 98; 1861: 134; 1905: 117; 1932/33: 62 Juden

Ob sich 1356 erstmals einzelne Juden im Ort niederlassen ist unklar, lediglich ein Hinweis bei Arnsberg auf diese Niederlassung.

Nach 1648 lassen sich viele polnische Flüchtlinge im Ort nieder; daher auch polnische Bräuche in Gemeinde.

Im 18. Jahrhundert ist die jüdische Gemeinde stark angewachsen. 1747 leben 50 Juden im Ort.

Vor der Einrichtung einer Synagoge wurden Gottesdienste in Privathäusen abgehalten; 1837 Bau beantragt; nach Umbau des Hauses Einweihung der Synagoge 5.11.1842; liegt in der Dorf- bzw in der Ortsstrasse Nr. 87; 1926 Renovierung der Synagoge. 1938 baufällig; 1950 von der Gemeinde erworben und zu Wohnungen umgebaut.

1844 Gründung der israelitischen Elementarschule; während Vakanz in den 1850er Jahren wird die Schule in Zierenberg besucht. Wegen Rückgang der Schülerzahlen wird 1931 Aufhebung der Schule beantragt die 1934 erfolgt.

Berufe: Handel; Viehhandel; aber auch Handwerk

1926 umfasst die Gemeinde etwa 80 Personen, nach 1933 wandern viele aus. 1938 verlassen die letzten Juden den Ort Richtung Kassel, von dort deportiert.

Friedhof: soll über 300 Jahre alt sein, liegt am Stangenweg Bis ca. 1850 wurde er auch von den Orten Grebenstein, Zierenberg und Niedermeiser genutzt. Zeitweilig bestatteten auch Arolsen und Volkmarsen hier ihre Toten. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Neben der Mittelmühle (nach 1908 Obermühle) und der Untermühle befand sich unterhalb des Ortes eine (ältere) Obermühl,e die mit dem Wasser der Nebelbecke durch ein oberschlächtiges Wasserrad angetrieben wurde. Diese Mühle brannte 1908 ab und wurde nicht wieder errichtet

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Meimbressen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2085> (Stand: 30.1.2024)