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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 22. Besse

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Kirchbauna

Stadtteil · 206 m über NN
Gemeinde Baunatal, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9,5 km südwestlich von Kassel

Lage und Verkehrslage:

Dorf an der alten Landstraße von Frankfurt nach Kassel im Tal der Bauna mit ursprünglich einfacher Struktur und lockerer Bebauung. Kirche auf steiler Anhöhe am Südrand des Ortes. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Bau eines VW-Zweigwerks in der Gemarkung von Altenbauna nördlich von Kirchbauna zu nachhaltigen Veränderungen im gesamten Raum. Die Stadtgründung von Baunatal sollte der Zuwanderung Rechnung tragen. Moderne Siedlungsausdehnung in der Altgemarkung von Kirchbauna vor allem nach Süden und Osten.

Nördlich von Kirchbauna verläuft die Landesstraße 3473 als Zubringer zur südöstlich gelegenen Bundesautobahn 49 (Anschlussstelle Baunatal Mitte).

Ersterwähnung:

1015/1123

Siedlungsentwicklung:

In der Flur "Vor dem Lind" eisenzeitiches Brandgrab.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Schwer zu entscheiden ist, ob die Erwähnung von 1015 auf Altenbauna oder Kirchbauna zu beziehen ist. Nach den Ausführungen von M. Frase, Die erste schriftliche Erwähnung Baunas in einer Kaiserurkunde Heinrich II., in: Chronik der Stadt Baunatal Bd. 2, S.139-158, besitzt Altenbauna eine höhere Wahrscheinlichkeit.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1255)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1879

Älteste Gemarkungskarte:

1701

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3529850, 5678944
UTM: 32 U 529764 5677112
WGS84: 51.244599° N, 9.426422° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633003060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 432, davon 260 Acker (= 60.19 %), 45 Wiesen (= 10.42 %), 75 Holzungen (= 17.36 %)
  • 1961 (Hektar): 435, davon 5 Wald (= 1.15 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Kirchbauna: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1015: Hessengau, in der Grafschaft des Grafen Friedrich (in pago Hessigowe in comitatu vero Friderici comitis)
  • 1458/59: Landgrafschaft Kassel, Amt Kassel
  • 1483: Landgrafschaft Kassel, Gericht des Zwehrentores (später Gericht bzw. Amt Bauna)
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bauna
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bauna (seit 1804 Wilhelmshöhe)
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Zwehren
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wilhelmshöhe
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Kassel
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Kassel
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel
  • 1964: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Kassel

Gericht:

  • Gericht Bauna
  • bis 1822: Amt Ahna
  • 1822: Landgericht Kassel
  • 1850: Justizamt Kassel II
  • 1867: Amtsgericht Kassel II
  • 1879: Amtsgericht Kassel

Herrschaft:

1303 belehnen Landgraf Heinrich I. von Hessen, seine Gemahlin Mechthild und ihr Sohn Johann den Ritter Johann Riedesel und seine Erben mit 50 Mark Silber Kasseler Währung aus namentlich genannten Gütern u.a. zu Bauna.

Dorf des Gerichts Bauna, das seit dem 15. Jahrhundert als ein Zubehör von Kassel betrachtet wurde.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1964 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss von Altenbauna, Altenritte und Kirchbauna zur neu gebildeten Gemeinde Baunatal, die am 01.07.1966 Stadtrechte erhielt. Altenbauna wurde Sitz der Gemeindeverwaltung.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1015 erhält die Abtei Hersfeld von Kaiser Heinrich II. im Tausch gegen Güter in Thüringen sechs vollständige Litenhufen in der villa Búnon. Weitere Nachrichten über Besitz der Abtei in Bauna liegen nicht vor.
  • Um 1081 kommen insgesamt dreieinhalb Hufen in Bauna von unterschiedlichen Gebern an das Kloster Hasungen. 1123 werden zwei Hufen in Kirchbauna genannt.
  • 1145 tauscht Kloster Weißenstein Besitz in Bauna gegen solchen in Hadebrachtshausen. 1255 verpachtet das Kloster Güter im Dorf Kirchbauna gegen Zins, 1299 gegen Naturalabgaben.
  • In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wird unter den Erwerbungen des Klosters Breitenau eine Hufe in Kirchbauna erwähnt. In der Folge kommen weitere Güter hinzu.

Ortsadel:

Altenbauna oder Kirchbauna

Bunen, de (1227)

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Auf die Existenz einer Kirche deutet bereits der 1123 belegte Bestimmungsteil Kirch- hin.
  • Pleban 1235 (HStAM Bestand Urk. 28)
  • 1773 an der Stelle einer Vorgängerkirche Errichtung eines Saalbaus nach Entwurf von Baumeister Möller, 1979/80 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Wilhelmshöhe waren 1872 Altenbauna und Hertingshausen eingepfarrt, Filial Rengershausen. 1963 scheiden die Kirchengemeinden Altenbauna und Rengershausen mit der Bildung eigener Pfarrstellen aus dem Kirchspiel aus.

Patronat:

Landgraf von Hessen 1384

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Reinhard Braun ca. 1527 bis ca. 1560

Kirchliche Mittelbehörden:

Die mittelalterliche Pfarrei stand unter dem Dekanat Fritzlar (Würdtwein D. 10. 511). Die protestantische Pfarrei gehörte 1872 zur Klasse Wilhelmshöhe (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 218).

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Um 1220 wird bereits eine Mühle erwähnt, 1299 erhält Albert aus der roten Mühle (ex rufo molendino) von Kloster Weißenstein ein Pachtgut in Kirchbauns.

In der Schleensteinkarte (1708/10) sind zwei Mühlen verzeichnet.

Die Obermühle am Nordwestausgang von Kirchbauna wurde bis 1951 zunächst durch ein, dann durch zwei oberschlächtige Wasserräder mit dem Wasser des Leiselbaches und der Baune betrieben.

Die Damm- oder Untermühle an einem Betriebsgraben der Baune wird seit 1914 nicht mehr betrieben.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Kirchbauna, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2273> (Stand: 9.11.2022)