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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 36. Wanfried
Gerichtsstätten
Alter Anger in Heldra
Neuer Anger in Heldra

Weitere Informationen

Heldra

Stadtteil · 173 m über NN
Gemeinde Wanfried, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

11,5 km südsüdöstlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Straßendorf am Nordufer einer Werraschleife in einem Zipfel des Werra-Meißner-Kreises im Westen und Osten unmittelbar umgeben von Grenzen zum Freistaat Thüringen. Durch den Ort fließt von Norden kommend der Heldarbach in die Werra, die Kirche befindet sich in leicht erhöhter zentraler Lage. Am nördlichen Ortsrand treffen sich die Landesstraße 3244 und die Kreisstraße 6; beide führen zur nahen Bundesstraße 250

Bahnhof der Eisenbahnlinie Meinhard/Schwebda – Treffurt ("Werratalbahn II") (Inbetriebnahme der Strecke 1.5.1902) (Strecke zwischen 1945 und 1958 stillgelegt).

Ersterwähnung:

876

Siedlungsentwicklung:

Nach einer Angabe von 1600 (Adelsrep. v. Schwebda) lag Heldra sehr lange wüst und war kurz zuvor erst wieder neu besiedelt worden.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • Dorf (1365)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1893/94

Älteste Gemarkungskarte:

1849

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3583909, 5666540
UTM: 32 U 583802 5664713
WGS84: 51.127746° N, 10.197583° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636013030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 530, davon 294 Acker (= 55.47 %), 58 Wiesen (= 10.94 %), 138 Holzungen (= 26.04 %)
  • 1961 (Hektar): 500, davon 114 Wald (= 22.80 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Heldra: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Erste Hälfte 14. Jahrhundert: Völkershausisches Gericht Großenburschla
  • 1365: Landgrafschaft Hessen, Gericht Großenburschla
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Wanfried
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Treffurt
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Wanfried
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 14. Jahrhundert: Völkershausisches Gericht Großenburschla
  • 1821-1834: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Wanfried
  • 1834: Kurfürstliches Justizamt Wanfried
  • 1867: Amtsgericht Wanfried
  • 1879: Amtsgericht Wanfried
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

1365 verkaufen die Gebrüder Konrad und Otto von Völkershausen ihre von ihren Eltern ererbten Rechte auf die fünf Dörfer Weißenborn, Rambach, Heldern, Helderbeck und Alden Burßla mit Gericht und allem Recht an Holz etc. für 70 Mark Eschweger Währung erblich und ewiglich an Landgraf Otto von Hessen. Von 1390 an erhalten die Keudell zu Schwebda eine Hufe und zwei Höfe in Heldra als hessischen Lehnsbesitz. Die Landesherrschaft reklamieren die Landgrafen für sich und gliedern Heldra dem Amt Wanfried ein. Dennoch versuchen die Beamten von Treffurt den Ort ebenso wie Helderbach in ihr Amt zu ziehen und begründen dies 1578 mit der Geschoßplichtigkeit der Dörfer (HStAM Bestand 17 e Nr. Wanfried 47).

Im 16. Jahrhundert empfangen die von Erffa Anspruch sächsische Lehen in Heldra. Sie besitzen hier ein Vorwerk.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Wanfried eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Das Kollegiatstift Großburschla hat Grundbesitz in Heldra.
  • 1573-1699 werden die Trott mit einer halben Hufe Land in Heldra von Fulda belehnt, von 1746 an die von Grotthausen.

Zehntverhältnisse:

Im Streit zwischen Erzbischof Liutbert von Mainz und Abt Sigihard von Fulda über die Zehnten in Thüringen weist König Ludwig der Deutsche 876 u.a. den zu Heldra dem Kloster zu.

Ortsadel:

1337 wurde ein Dietrich von Heldirsteyn urkundlich genannt, der ein Gut in Heldra besaß. Vielleicht handelte es sich dabei um den späteren Burgsitz (Knappe).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban (1506)
  • Im Kern mittelalterlicher Chorturm mit Obergeschoss und Dach von 1825, Schiff 1844/45 angefügt. 1911 und 1961 renoviert

Patrozinien:

  • Johannes (1636)

Pfarrzugehörigkeit:

1574 bis 1622 ist die Kirche Filial von Großburschla, danach zu Altenburschla, so 1872 und 1994 als Vikariats- bzw. Filialgemeinde

Patronat:

Das Pfarrpatronat besitzen 1574 die von Erffa (Wanfrieder Salbuch), später die Besitzer ihres Rittergutes.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation vermutlich um 1527.

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: N. Leimbach ca. 1580

Kirchliche Mittelbehörden:

1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Erzpriestersprengel von Falken

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

Im Dorf befanden sich noch die Ober- und die Untermühle, die beide mit dem Wasser des Heldrabaches über eine oberschlächtiges Wasserrad angetrieben wurden. Letztere gegenüber der Kirche befand sich seit 1570 im Besitz der Familie von Steuben. Das Wasserrecht wurde 1913 nicht mehr beantrage und verfiel 1929. Gleiches gilt für die 1615 neue Mahlmölle bezeichnete Obermühle.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Heldra, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5967> (Stand: 7.9.2023)