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4726 Grebendorf
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 26. Asbach
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Grebendorf

Weitere Informationen

Grebendorf

Ortsteil · 160 m über NN
Gemeinde Meinhard, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

2,5 km nördlich von Eschwege

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen, geringer Siedlungsdichte und zahlreichen Hofanlagen nördlich der Werra am Südrand des Meinhard, dicht an der heutigen Landesgrenze zum Freistaat Thüringen. Durch den Ort führen zwei Parallelstraßen (Kirch- und Sandstraße) in N-S Richtung und treffen vor dem Anger im Süden zusammen. Schloss im Ortsmittelpunkt, Kirche am Nordwestrand. Jüngere Siedlungsausdehnung im Norden.

Im Süden verläuft die von Eschwege über Treffurt nach Eisenach führende Mühlhauser Straße (B 249).

Bahnhof Haltepunkt der Eisenbahnlinie Eschwege/Niederhone – Leinefelde ("Kanonenbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 15.5.1875, Einstellung des Betriebs 30.5.1981).

Ersterwähnung:

1262

Siedlungsentwicklung:

1424 heißt es, das Dorf liege wüst und somit auch keine Gottesdienste abgehalten würden.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1892

Älteste Gemarkungskarte:

1745

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3574573, 5675138
UTM: 32 U 574469 5673307
WGS84: 51.206307° N, 10.066026° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636007020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 757, davon 357 Acker (= 47.16 %), 62 Wiesen (= 8.19 %), 232 Holzungen (= 30.65 %)
  • 1961 (Hektar): 758, davon 208 Wald (= 27.44 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 52 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 74 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1770: 7 Ackerleute, die zugleich Leineweberei betreiben, 16 Leineweber und Tagelöhner, 2 Schmiede, 2 Schneider, 1 Tabakfabrikant, 1 Wagner, 1 Wirt, 9 Ziegelbrenner,
  • 1885: 718, davon 698 evangelisch (= 97.21 %), 20 katholisch (= 2.79 %)
  • 1961: 1805, davon 1467 evangelisch (= 81.27 %), 283 katholisch (= 15.68 %)
  • 1970: 1949

Diagramme:

Grebendorf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Gericht Heydau bzw. Amt/Gericht Eschwege
  • 1583: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton Wanfried
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • Die Gerichtsbarkeit im Dorf stand nach einem Weistum von 1494 dem Kloster Heydau allein zu. Allerdings ist 1435 ein Teil des Gerichts hessisches Lehen der von Eschwege (Rev.).
  • 1822-1834: Fürstlich Rotenburgisches Justizamt Eschwege
  • 1834: Kurfürstliches Justizamt Eschwege I
  • 1867: Amtsgericht Eschwege
  • 1879: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

1301 verkauft Otto von Bilstein seine Lehngüter an Heinrich I., u.a. in Grebendorf. Als hessische Lehnsträger in Grebendorf werden die Brüder Bertold und Ulrich von Harstall, Heinrich Stange und seine Söhne sowie Heinrich Mence genannt.

Um 1376 werden Mannlehen in Grebendorf von den Landgrafen ausgetan. 1435 belehnt der Landgraf von Hessen die von Eschwege mit ihrem Teil der Gerichtsbarkeit zu Gebendorf.

Bis zur Reformation reklamiert aber das Kloster Heydau die Ortsherrschaft. Es hat 1494 einem Weistum zufolge die Rechtsprechung an Urban von Eschwege und die Geilfuss ausgegeben. Der Versuch Urbans, sich dauerhaft den Besitz der Gerichtsrechte zu sichern, scheitert am Widerstand des Klosters. Mit der Reformation fällt die Herrschaft unstrittig an die Landgrafen.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Meinhard zusammengeschlossen, deren Ortsteil und Gemeindeverwaltungssitz Grebendorf seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1301 besitzen die Brüder Bertold und Ulrich von Harstall Güter in Grebendorf als bilsteinische Lehen.
  • 1330 überträgt der Ritter Apel von Aue alle Güter zu Grebendorf, die er mit seiner Frau Adelheid innehat, dem Kloster Heydau bei Altenmorschen. 1333 kommt der gesamte Besitz derer von Harstall in Grebendorf einschließlich des Patronatsrechts hinzu, in den 1340er Jahren weiterer Besitz von Einwohnern. Das Kloster ist im Mittelalter der größte Grundherr im Ort und verfügte über einen Klosterhof, welcher 147 Acker Land, 11,5 Acker Wiesen und einen Obstgarten umfasste. An Waldungen gehören in Grebendorf das sogenannte Braunrode und der Fuchsberg dazu, ferner ein Weinberg.
  • 1318 überträgt Landgraf Heinrich II. dem Kloster Germerode eine Hufe in Grebendorf. Das Kloster erwirbt weiteren Besitz 1328 von denen von Harstall und 1347 von denen von Aue. Bei den Übertragungen gibt der Landgraf als Lehnsherr seine Zustimmung.
  • 1329 überträgt der Landgraf von Hessen dem Augustinerkloster in Eschwege auf Bitten des Ritter Bertold von Harstal all seine Lehnsrechte an 2 1/2 Acker bei dem Dorf Grebendorf. In der Folge kommen weitere Einnahmen hinzu. Mit der Reformation fallen die geistlichen Güter an den Landesherrn, der sie zum Teil verpfändet.
  • Zu den Adelsfamilien, die in Grebendorf begütert sind gehören im 14. Jahrhundert die von Harstall, von Aue und von Eschwege.
  • 1596 gelangen 4 Hufen des Klosters Heyda zu Grebendorf, die zuvor Hans Pilgrim zu Landsiedelrecht und der landgräfliche Vogt zu Eschwege Hans Mangold gegen Zins innhatten, als hessisches Lehen an die Familie von Keudell, die fortan starken Einfluss auf die Entwicklung des Dorfes nimmt und 1610 ein Herrenhaus errichtet. Über die Gerichtsrechte verfügt jedoch der Landgraf.
  • Neben den von Keudell haben die Dieden zum Fürstenstein, die Boyneburger zu Jestädt sowie die Eschwege zur Aue noch 1770 adelige Freigüter in Grebendorf.

Ortsadel:

vgl. Herrschaft und Besitz

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban (1262)
  • Kirche (1333)
  • 1820/21 errichtet J.F. Matthei eine protestantische Querkirche in klassizistisch blockhafter Gestalt, 1991 renoviert

Patrozinien:

  • Georg (1519)

Pfarrzugehörigkeit:

Bereits im Mittelalter eigene Pfarrei, vom 17. Jahrhundert bis 1836 als Vikariat mit dem Diakonat der Neustadt Eschwege verbunden. 1994 Muttergemeinde mit Filialort Neurode.

Patronat:

Patrone der Kirche sind zunächst die Grafen von Bilstein, dann die von Harstall, seit 1333 das Kloster Heydau, seit der Reformation die hessischen Landgrafen. 1427 präsentiert der Propst zu Heydau dem Offizial zu Heiligenstadt einen Pfarrer für die vakante Pfarrkirche.

Klöster:

  • 1291 wird in einem Vertrag zwischen dem Eisenacher und dem erst fünf Jahre zuvor gegründeten Mühlhäuser Predigerkonvent festgehalten, dass es dem ersteren untersagt ist, über die Werra zwischen Treffurt und Allendorf hinaus in Richtung Mühlhausen vorzurücken. Unter weiteren genannten Orten befindet sich Grebendorf.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Wiese alias Marburg 1553-1600

Von 1527-1553 wurde Grebendorf von dem Eschweger Kaplan Cyriacus Wiese, Vater des Johannes Wiese, versehen.

Kirchliche Mittelbehörden:

1262: Mainzisches Archidiakonat Heiligenstadt, Archipresbyterat Niederhone

15. Jahrhundert: Archidiakonat Heiligenstadt

Seit der Reformation Pfarrei der Klasse Eschwege

Kultur

Schulen:

1770 Schulhaus in der Nähe der Kirche

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Seit 1972 ist Grebendorf Hauptort der Gemeinde Meinhard.

Wirtschaft:

In Mittelalter und Frühneuzeit überwiegend Landwirtschaft

Mühlen:

Im Ort existiert keine Mühle, die Einwohner mahlen in der herrschaftlichen Mühle in Eschwege

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Grebendorf, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5843> (Stand: 5.2.2024)