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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 46. Netra
Gerichtsstätten
Anger in Grandenborn

Weitere Informationen

Grandenborn

Ortsteil · 417 m über NN
Gemeinde Ringgau, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

11 km südsüdwestlich von Eschwege gelegen

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit einfachem, nahezu rechteckigem Grundriss und geringer Siedlungsdichte auf der Ringgauhochfläche südöstlich der Boyneburg. Kirche in leicht erhöhter Lage am Nordrand, erhaltener Dorfanger im Süden. Verkehrsanbindung über Zubringer zur B 7 und B 400

Ersterwähnung:

1270

Siedlungsentwicklung:

Eine Aufteilung des Dorfes in Ober- und Nieder-Grandenborn gab es nicht, die Bezeichnung Nieder-Grandenborn bezieht sich auf die Wüstung Gangestal.

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Zu Nieder-Grandenborn s. Gangestal

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1906

Älteste Gemarkungskarte:

1769

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3572783, 5661321
UTM: 32 U 572680 5659496
WGS84: 51.082361° N, 10.037626° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636010020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1224, davon 727 Acker (= 59.40 %), 25 Wiesen (= 2.04 %), 133 Holzungen (= 10.87 %)
  • 1961 (Hektar): 1234, davon 300 Wald (= 24.31 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 60 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1608: 82 Haushaltungen
  • 1744: 1 Schreiner, 2 Grobschmiede, 3 Schneider, 1 Zimmermann, 2 Maurer, 1 Schuhmacher, 3 Brantweinbrenner, 21 Leinweber, 26 Tagelöhner und Tagelöhnerinnen
  • 1744: 313 Einwohner, 82 Häuser
  • 1885: 516, davon 516 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961: 481, davon 459 evangelisch (= 95.43 %), 16 katholisch (= 3.33 %)
  • 1970: 502
  • 1987: 471

Diagramme:

Grandenborn: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1460: Landgrafschaft Hessen, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Gericht Boyneburg
  • 1654: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Bischhausen
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Reichensachsen
  • 1814-1818: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Bischhausen
  • 1818-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Netra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • vor 1822: Amt Netra
  • 1822: Justizamt Netra
  • 1867: Amtsgericht Netra
  • 1879: Amtsgericht Netra
  • 1932: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

1270 und 1335 sind grundherrliche Rechte der Herren von Boyneburg belegt. In der Folge teilen sich verschiedene Linien des Hauses die Herrschaftsrechte. Die Untertanen in Grandenborn unterstehen zur einen Hälfte den Boyneburg-Bischhausen, zur anderen den von Bemmelberg.

1345 bekundet der Ritter Ludwig von Baumbach, dass Landgraf Heinrich von Hessen oder seine Erben die ihm versetzten Teile der Dörfer Weißenborn, Krauthausen, Schickenberg, Grandenborn und Breitau mit 200 Mark lötigen Silbers auslösen können

1433 wird Hermann von Boyneburg vom Abt von Fulda mit Gütern in Grandenborn belehnt.

Hessen kaufte 1650/51 die boyneburgischen Rechte in Grandenborn (Gericht Bischhausen). Damals besaß Boyneburg eine Hälfte der bürgerlichen und peinlichen Gerichtsbarkeit, die andere Hälfte war hersfeldisch gewesen (Gericht schon um 1335 geteilt).

1459 sind 18 Hofstätten hersfeldisches Lehen der von Boyneburg (HStAM Bestand L Nr. 29].

1585 unterstehen die 60 Hausgesessenen der Familie Boyneburg-Bischhausen und Laudenbach

1650 kommt es zur Veräußerung boyneburgscher Lehngüter (sogenannte bemmelbergische Anteile) u.a. in Grandenborn an Hessen, wodurch die Landgrafen stärker an der Ortsherrschaft partizipieren und versuchen Einfluss auf das Gericht Boyneburg geltend zu machen. 1654 ist Grandenborn ein sogenanntes Mengedorf, d.h. zweiherrig.

1744 ist das Dorf zweiherrig, zur Hälfte (vier Hufen) unter der Herrschaft des Landgrafen von Hessen-Kassel, die andere Hälfte haben die von Boyneburg zu Netra. Die von Cornberg zu Richelsdorf haben eine adlig freie Hufe, die von Boyneburg zu Reichensachsen und der von Boyneburg Stedtfeld zu Wichmannshausen haben Ländereien.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ringgau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Grandenborn wurde.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1270 bekennt Abt Heinrich von Hersfeld, dass er auf Bitten Bodos von Boyneburg, seines Vetters Sohn, und dessen Bruders Heinrich von Hohenstein sowie dessen Mutters Adelheid dem Kloster Kreuzberg 2 Hufen in Grandenborn, welche ihm von den Benannten zum Seelenheil ihrer Eltern übergeben worden sind, zugeeignet hat.
  • 1335 beschenkt Reinhard von Boyneburg das Kloster Germerode mit Einkünften u.a. aus Grandenborn und Hochhausen. In den Zinsregistern des Klosters tauchen die Einkünfte erst 1502 auf.

Zehntverhältnisse:

1360 übereignen Lutze von Nesselröden und seine Frau Margartet dem Kloster Germerode den Zehnten u.a. über 26 Hufen in Grandenborn und 15 in Hochhausen.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Fensterloser Westturm aus dem 12. Jahrhundert, Schiff in klassizistischer Form nach A.J. Spangenberg 1840 errichtet, 1982-84 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

Im 17. Jahrhundert zeitweise zu Breitau, 1810 zeitweise zu Röhrda, seit 1820 zu Renda, 1994 Filialgemeinde im Kirchspiel Renda

Patronat:

Das Patronat der Kirche stand bis ins 16. Jahrhundert halb denen von Boyneburg und halb Kloster Hersfeld zu, 1585 nehmen die Boyneburger das Patronatsrechte allein wahr. 1744 ist das Recht zwischen den Landgrafen und denen von Boyneburg Laudenbach zu Wichmannshausen geteilt

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Christoph Bretthauer 3.10.1569-1587

Kirchliche Mittelbehörden:

1506: Erzbistum Mainz, Archidiakonat Dorla, Archipresbyterat Röhrda

Die protestantische Pfarrei war 1872 ein Vikariat der Klasse Eschwege.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1598 sterben ca. 80 und von Juli bis Dezember 1626 etwa 150 Menschen an der Pest. In diesem Jahr plündern zudem noch die durchziehenden Truppen Tillys das Dorf.

1868 Großbrand, dem 14 Höfe in der Weiten Gasse zum Opfer fallen.

Wirtschaft

Wirtschaft:

Ursprünglich überwiegend Landwirtschaft, Handwerk und Leinenweberei

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Grandenborn, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5839> (Stand: 21.3.2024)