Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 70. Niederweimar
- Gerichtsstätten
- Linde in Roth
Roth
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Ortsteil · 175 m über NN
Gemeinde Weimar (Lahn), Landkreis Marburg-Biedenkopf - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
ca. 9,5 km südlich Marburg
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf dem rechten Ufer einer Lahnschleife in der Flußniederung. Gassenführung auf den Ortsmittelpunkt (ehemals Dreiecksplatz) zentriert. Kirche mit ummauertem Kirchhof am Nord-Rand des Ortes. Moderne Wohnsiedlung am Geiersberg jenseits der Lahn.
Straße von Niederwalgern mit Anschluß an die B 3 (alte Landstraße Frankfurt-Kassel) berührt Roth im Südwest. Straße nach Wenkbach
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Ersterwähnung:
1302
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Historische Namensformen:
- Rade (1302) [Historisches Ortslexikon Kurhessen S. 408]
- Rode (1310)
- superiore Rode, in (1332)
- Rodgen (1577)
- Rädgen (1708/10)
- Ro^etgen (1744)
- Röth (1747)
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Bezeichnung der Siedlung:
- molendinarius 1332 genannt (Diefenbach, Kreis Marburg S. 260)
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Umlegung der Flur:
1910/12; 1947/48
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Älteste Gemarkungskarte:
1766/67
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3480772, 5621500
UTM: 32 U 480705 5619691
WGS84: 50.728698° N, 8.726618° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
534020080
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Flächennutzungsstatistik:
- 1838 (Kasseler Acker): 633 stellbares Land, 73 Wiesen, 19 Gärten, 727 Wald (mit Wenkbach und Argenstein). 1885 (Hektar): 370 Ackerl., 66 Wiesen. 1961 (Hektar): 419, davon 78 Wald
- 1885 (Hektar): 370, davon 281 Acker (= 75.95 %), 66 Wiesen (= 17.84 %), 0 Holzungen
- 1961 (Hektar): 419, davon 78 Wald (= 18.62 %)
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Einwohnerstatistik:
- um 1550: 26
- 1577: 45 hausgesessene
- 1747: 68 Haushalte
- 1812: 402
- 1838 (Familien): 42 Ackerbau, 20 Gewerbe, 13 Tagelöhner 75 nutzungsher., 12 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 8 Beisitzer. 1961 (Erwerbspersonen): 121 Land- und Forstwirtschaft, 130 Produzierendes Gewerbe, 53 Handel und Verkehr, 35 Dienstleistungen und Sonstiges
- 1861: 472 evangelisch-lutherisch, 1 römisch-katholisch, 43 jüd. Einwohner 30 Mitgl. abweichender Sekten. 1961: 643 evangelisch, 32 römisch-katholische Einwohner
- 1885: 494, davon 441 evangelisch (= 89.27 %), 0 katholisch, 22 andere Christen (= 4.45 %), 31 Juden (= 6.28 %)
- 1961: 675, davon 643 evangelisch (= 95,26 %), 32 katholisch (= 4,74 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- Wohl seit Ende 10. Jahrhundert Zubehör der Vogtei Fronhausen des Kanonissenstifts Essen; seit Anf. 13. Jahrhundert Zubehör der Essener (Teil-)Vogtei der Schenken zu Schweinsberg. 1396: Gericht zu Wenkbach und R., 1481: Gericht im Eigen (Schenkisch-Eigen) genannt 1526 werden die Dörfer des Gericht unter den Orten des Amtes Marburg geführt; auch 1577 und später zum Amt Marburg gerechnet. 1650 beansprucht der Landgraf das Gericht als "dominus territorii und landsfurst", während noch 1772 auch das Stift Essen über Gericht, Herrlichkeit und Vogtei verfügen will.
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
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Altkreis:
Marburg
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Gericht:
- 1821: Justizamt Fronhausen
- 1867: Amtsgericht Fronhausen
- 1948: Amtsgericht Marburg
- - Hochger.barkeit bis nach 1323 vom Essener Amtmann in Fronhausen versehen, der von den Vögten unabhängig war; später, ebenso wie auch das Niederger., in der Hand der Vögte. 1318 versetzen die Schenken Vogtei und Gericht den Rode. 1396 werden die Rode vom Stift Essen mit einem Sechstel, 1422 neben den Schenken mit einem Drittel des Gericht belehnt. 1481 erkennt der Landgraf den Schenken die Gerichtherrschaft im Eigen ausdrücklich zu. Halsgericht 1535 erwähnt 1577 und 1607 beansprucht der Landgraf die peinl. Gerichtbarkeit, auf die die Schenken aber erst 1779/80 Hessen gegenüber ausdrücklich verzichten. 1850: Ende der schenk. Patrimonialger.barkeit.
- - Gerichtstätten: ursprgl. fanden die Gerichtsitzungen wohl in Wenkbach, seit Ende 14. Jh. auch in R., seit etwa 1650 ständig in R. statt. 1535 hegt der schenk. Schultheiß das Halsger. in Schweinsberg. Auf Richtstätten deuten die Flurnamen: bei den Galgenäckern (Gemarkung Wenkbach), auf dem Galgenacker (ca. 0,6 km nördlich Roth). - Schultheiß 1483, Schöffen 1773. officiatus et scultetus (Stift Essen) 1307
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.7.1972 wurde Argenstein im Zuge der hessischen Gebietsreform in die Gemeinde Weimar eingegliedert.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Wohl seit Ende 10. Jahrhundert Zubehör der Villikation Fronhausen des Kanonissenstifts Essen; es handelt sich vermutlich um konradin. Erbe, das die Äbtissin Mathilde, Enkelin Hz. Hermanns von Schwaben, in das Stift eingebracht hatte. Verwaltet wurde der ursprgl. offenbar das ganze Dorf umfassende Stiftsbesitz von dem Amtmann des Essener Stifts in Fronhausen. Teilw. Entfremdung der Stiftsgüter durch die Vögte, die Schenken zu Schweinsberg, die jedoch 1353 auf Güterbesitz und Einkünfte verzichten, welche ihre Vorfahren dem Stift entfremdet hatten. Seit 1479 war der Essener Besitz Pfandlehen der Schenken zu Sehweinsberg; Neubelehnungen bis 1772. - Der Zehnte war 1302 solms. Lehen der Vögte von Fronhausen und der von Schutzbar. - Mühle 1332 zu erschließen. 1773 hat die Mühle in R. 25 Eigentümer; 1823: 2 Mahlgänge und 1 Schlaggang (3 Eigentümer)
- Kirche und Religion ↑
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Pfarrzugehörigkeit:
Vor 1577 vermutl. nach Fronhausen eingepfarrt
1577 Pfarrei (StAM Süden 40), Wenkbach und Argenstein eingepfarrt
1613 und später: Filiale von Fronhausen
Seit 1957: Pfarrei, Wenkbach, Argenstein, Wolfshausen
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Patronat:
Patronat 1577 und 1582: Schenken zu Schweinsberg
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Bekenntniswechsel:
Da Filial von Fronhausen, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Fronhäuser Pfarrer Johannes Kaufmann um 1527.
Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.
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Juden:
Provinzial-Rabbinat Marburg,
1744: 2 Juden, um 1766: 4 Familien genannt. 1835: 20; 1861: 43; 1905: 38 Juden
Jüdische Gemeinde seit der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts bis 1881 mit Lohra und Fronhausen verbunden.
Berufe: Metzger, Viehhändler
Die Synagoge war um 1873 baufällig.
Die Schule der Synagogengemeinde war im Ort (bereits 1868), aus finanziellen Gründen wurde die Auflösung 1881 beantragt und die Schule wird 1882 in Fronhausen eröffnet.
Judenfriedhof 0,6 km südwestlich Roth. Er liegt auf dem Geiersberg und wurde seit 1766/69 genutzt. (alemannia-judaica)
- Kultur ↑
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Schulen:
1910 Volksschule mit zwei Klassen
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
Seit etwa 1650-1821 ständiger Gerichtort des Gericht Schenkisch-Eigen, das neben R. Argenstein und Wenkbach umfaßte
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 258-259
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 348
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 496
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 236f.
- Zitierweise ↑
- „Roth, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9296> (Stand: 29.3.2022)