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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 70. Niederweimar
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Niederweimar

Niederweimar

Ortsteil · 178 m über NN
Gemeinde Weimar (Lahn), Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

ca. 6,5 km südwestlich Marburg

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrissmerkmalen im Allna-Tal. Ortskern mit dichter Gehöftanordnung und nahezu kreisrundem Umriß (ehemalige Dorfbefestigung). Am Nord-Rand des Ortes lineare Bebauung. Moderne Bebauung im Norden und Osten.

Die B 255 führt im Zuge einer alten Landstraße von Siegen bzw. Dillenburg durch Nieder-Weimar. Auf sie trifft von Süden Straße Wenkbach-Gisselberg im Zuge der alten Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel; zugleich Köln-Leipziger Messestraße bzw. Wetzlarer Landstraße. Ursprünglich war die frühe Weinstraße aus dem Rhein-Main-Gebiet Richtung Paderborn / Bremen führend die Hauptverkehrsader (Nord-Süd Achse des Dorfes).

Bahnhof, gegenwärtig Haltepunkt, der Eisenbahnlinie Kassel - Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn", erbaut 1850).

Ersterwähnung:

1138/1139

Siedlungsentwicklung:

Flurnamen Hofacker am West-Rand und südlich Nieder-Weimar

Historische Namensformen:

  • Wimere, de (1138/39) [Urkunden und Quellen zur Geschichte von Stadt und Abtei Siegburg, S. 92-94, Nr. 43; sofern nicht auf Ober-Weimar zu beziehen]
  • Wymare (1280) [Wyss 1 Nr. 381]
  • Wimere (1291) [vgl. auch Ober-Weimar]
  • Wimer inferior (1294)
  • Niderwimere (1320]
  • Nyderinwymere (1320)
  • Wimere inferior (1326)
  • Wymar an der straze (1358)
  • Wynber (1470)
  • Niddernweymar (1518)
  • Weimar, Nieder-

Bezeichnung der Siedlung:

Umlegung der Flur:

1925/1926

Älteste Gemarkungskarte:

1717

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3481314, 5625162
UTM: 32 U 481247 5623352
WGS84: 50.761634° N, 8.734109° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534020060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 1395 stellbares Land, 180 Wiesen, 87 Gärten, 54 Triesche.
  • 1885 (Hektar): 586, davon 355 Acker (= 60.58 %), 58 Wiesen (= 9.90 %), 129 Holzungen (= 22.01 %)
  • 1961 (Hektar): 586, davon 176 Wald (= 30.03 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 32 Hausgesessene, 1630: 21 Mannschaften, 3 Witwen. 1681: 19 hausgesessene Mannschaften
  • 1630: 4 vierspännige, 5 dreispännige, 4 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute, 9 Einläuftige
  • 1746: 1 Wagner, 1 Branntweinbrenner, 4 Leineweber, 3 Schmiede, 4 Schneider, 1 Zimmermann, 7 Tagelöhner(-innen).
  • 1746: 218, 1838: 331, 1885: 413, 1925: 536, 1939: 745, 1950: 1124, 1961: 1079 Einwohner
  • 1838 (Familien): 24 Ackerbau, 11 Gewerbe, 15 Tagelöhner 32 nutzungsberechtigte, 17 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 4 Beisitzer.
  • 1861: 430 evangelisch-lutherische Einwohner, 1961: 987 evangelische, 76 römisch-katholische Einwohner
  • 1885: 413, davon 413 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 105 Land- und Forstwirtschaft, 188 Produzierendes Gewerbe, 119 Handel und Verkehr, 82 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 1079, davon 987 evangelisch (= 91.47 %), 76 katholisch (= 7.04 %)

Diagramme:

Niederweimar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1386: Lgfl. Gericht im Amt Marburg; 1511 als lantgericht. 1559 als landgräflich Unterger. bezeichnet. Seit 1669 vom landgräflich Schultheißen des Gericht Caldern gehegt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg
  • Das nur den Ort Nieder-W. umfassende Gericht stand 1577 mit hoher und niederer Gerichtbarkeit dem Landgraf zu. - Gefängnis der Gericht Reizberg und Nieder-W. 1589 im Ort. - amptmann 1374; Landschöffe 1396; Grebe um 1400; Schultheiß 1467; Unterschultheiß 1579. - 1372 bis zur Auflösung im Jahre 1754 bestand in Nieder-W. als Sonderger. ein landgräflich Eigenger. (Ungenossenger.); es tagte als Schöffenger. einmal jährlich an St. Ägidien. 1474 werden an diesem Gericht landgräflich Leibeigene aus den Gericht Caldern, Ebsdorf, Lohra, Kirchhain, Oberwalgern, Reizberg, Treis-Sichertshausen und aus dem Amt Dillenburg gerügt. Bis 1555 hatte der Schultheiß von Nieder-W. den Vorsitz, 1572 und später der Schultheiß von Lohra. Der Zuständigkeitsbereich umfaßte: Heirat landgräflich Leibeigener mit Frauen fremder Herren (Ungenossen), Dienste und Abgaben der Leibeigenen und ähnliches.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 wurde Niederweimar im Zuge der hessischen Gebietsreform in die Gemeinde Weimar eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1280 einigen sich der Landgraf und der Deutsche Orden Marburg über strittige Güter in Nieder-W. dahingehend, daß dem Landgraf 1 Hof, dem Deutsche Orden 9 Hufen zufallen sollen. 1320 gibt Landgraf Otto die strittigen Güter, die er zwischenzeitl. wieder usurpiert hatte, an den Deutsche Orden zurück: 9 Hufen und 2 Höfe, von denen einer zur Deutsche Orden-Pietanz gehörte. Weitere Gütererwerbungen des Deutsche Orden: 1291, 1294 und 1326. 1358 umfaßt der Deutsche Orden-Besitz insg. 9 Hufen und 4 Höfe; letztere mit zus. 175 Morgen Ackerland 1518 verkauft Kloster Caldern dem Deutsche Orden sein Gut zu Nieder-W. 1818 umfaßt der ehem. Deutsche Orden-Besitz noch 4 ganze Höfe und 3 Hofdrittel. - Um 1312 erwirbt das Erzstift Mainz von dem Ritter Zenichin von Bommersheim Güterbesitz, der seit 1356 verpfändet ist. 1341 verfügt das Erzstift über Einkünfte aus der Mühle in Nieder-W. - Der 1332 erwähnt Güterbesitz des Stifts Essen in W. könnte zumindest teilw. in Nieder-W. gelegen haben. - 1494 verfügt der Landgraf über 101/2 dienstbare Pflüge in Nieder-W. - Zehnte 1324 mainzisch

Ortsadel:

-> Ober-W.

Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

1577: nach Oberweimar eingepfarrt. 1630 und später: Filiale von Oberweimar.

Seit 1959 Pfarrei mit den Filiale Cyriax-Weimar und Gisselberg.

Patronat:

1778 wird den Schenken zu Schweinsberg ein eigener Patronat über die Filialkirche zugesprochen.

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 167 Gemeindestation mit einer Schwester

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Oberweimar, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Oberweimarer Pfarrer Ludwig Schenck um 1527.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Ober-W.

Juden:

Juden 1747 genannt.

Kultur

Schulen:

1666 Schulmeister Georg Friedrich Franck, 1771 Schulhaus erwähnt; zwischen 1798 und 1803 Umbau des ehemaligen Bacckhauses zum Schulhaus (Herborner Straße 64); 1860 Neubau Huteweg 4; 1910 einklassige Volksschule, ab 1914 zwei Klassen; 1938 Einrichtung einer dritten Lehrerstelle (Klasse)

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niederweimar, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9384> (Stand: 18.3.2022)