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5218 Niederwalgern
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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 70. Niederweimar
Gerichtsstätten
Gerichtsplatz in Niederwalgern

Niederwalgern

Ortsteil · 177 m über NN
Gemeinde Weimar (Lahn), Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

ca. 9,5 km südwestlich Marburg

Lage und Verkehrslage:

Dorf mit regellosem Grundriss und teilweise lockerer Bebauung am Fuße des Nikolausberges. Auf nach Süden zum Tal des Walgerbachs vorspringendem Feldrücken der Mittelterrasse sog. Oberdorf mit Wehrkirche und ovalem Wehrkirchhof. Am Fuße des Steilhanges sog. Unterdorf mit teilweise linearer Gehöftanordnung entlang der Straße Roth-Stedebach bzw. Kehna, die bogenförmig am Fuße des Hanges entlangzieht.

Straße Fronhausen-Wenkbach im Zuge des westlich Zweiges der alten Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel. Nordwestlich des Ortes führte die alte Köln-Leipziger Messestraße vorbei; etwa seit dem 30jährigen Krieg Umlegung durch Nieder-Walgern zur Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel. An Nieder-Walgern vorbei führte der frühe Höhenweg der Weinstraße (Rhein-Main-Gebiet - Paderborn/Bremen).

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 25.7.1850).

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Weimar/Niederwalgern – Herborn ("Aar-Salzböde-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 12.5.1894).

Ersterwähnung:

776/778

Siedlungsentwicklung:

Flurnamen Schloßgut

Historische Namensformen:

  • Walangere marca, in (769/778, nach Abschrift der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts) [Glöckner, Codex Laureshamensis Nr. 3121 3696 b, sofern nicht Ober-Walgern]
  • Walahangere marca (770, nach Abschrift der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts) [sofern nicht Ober-Walgern]
  • Walngeren, in (1200/1220)
  • inferior Walgeren, de (1235) [Huyskens, Quellenstudien, S. 257 Nr. 19]
  • Rodenwalgeren (1302)
  • Nyderwalgern (1374)
  • Walgern (vor 1444)
  • Rodenwalligern, das man itz Niderwalligern nent (1571)
  • Niederwalgern (1708/10)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1922/1924

Älteste Gemarkungskarte:

1779

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3479041, 5622334
UTM: 32 U 478975 5620525
WGS84: 50.736135° N, 8.702055° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534020050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 1000 stellbares Land, 74 Wiesen, 20 Gärten, 92 Triesche, 263 Wald.
  • 1885 (Hektar): 537, davon 317 Acker (= 59.03 %), 40 Wiesen (= 7.45 %), 140 Holzungen (= 26.07 %)
  • 1961 (Hektar): 540, davon 126 Wald (= 23.33 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1494: 3 landgräfliche Pflüge mit 11 Bauern; 2 Einläuftige
  • 1585: 35, 1630: 24 Hausgesessene (davon 2 Witwen)
  • 1630: 1 vierspänniger, 1 dreispännige, 10 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute, 10 Einläuftige.
  • 1681: 24 hausgesessene Mannschaften
  • 1746: 213
  • 1746: 5 Schmiede (nur Eigenbedarf), 5 Leineweber, 1 Wagner, 1 Bender, 1 Maurer, 1 Weißbinder, 1 Korbmacher, 1 Wirt, 2 Schlachter, 1 Strick- und Näherin, 9 Tagelöhner(-innen).
  • 1838 (Familien): 27 Ackerbau, 5 Gewerbe, 21 Tagelöhner 34 nutzungsberechtigte, 4 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 8 Beisitzer.
  • 1861: 381 evangelisch-lutherische, 5 evangelisch-reformierte Einwohner, 1961: 928 evangelische, 112 römisch-katholische Einwohner
  • 1885: 422, davon 422 evangelisch (= 100.00 %), 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 139 Land- und Forstwirtschaft, 177 Produzierendes Gewerbe, 106 Handel und Verkehr, 75 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 1054, davon 928 evangelisch (= 88.05 %), 112 katholisch (= 10.63 %)

Diagramme:

Niederwalgern: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 769/778: in pago Logenehe in W. marca, so auch 795
  • 1481: Gericht Reizberg; der Landgraf hat gegenüber den Schenken zu Schweinsberg das Vorgebot gegenüber allen Einwohner Mit Bede, Diensten, ,Gift und Gaben" gehört Nieder-W. ins Gericht Lohra
  • 1577 und später: Gericht Reizberg
  • 1797: Amt Fronhausen
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Lohra
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Justizamt Fronhausen
  • 1867: Amtsgericht Fronhausen
  • 1948: Amtsgericht Marburg

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1974 wurde Niederwalgern im Zuge der hessischen Gebietsreform in die Gemeinde Weimar eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 769/78 schenkt Erpho dem Kloster Lorsch Güterbesitz in der Mark W. 795 erhält das Kloster von Theofger einen Bifang. - 1200/1220 hat das Stift Wetter ein Mannlehen von 2 Hufen in W. (wohl Nieder-W.); Güterbesitz des Stifts in Nieder-W. noch im 15. Jahrhundert mehrfach belegt. - 1272 kauft der Deutsche Orden Marburg einen Hof in W. (wohl Nieder-W.). 1317 erwirbt der Deutsche Orden vom Magister Ludwig von Battenfeld die Hälfte eines Hofes in (Nieder-)W. Zw. 1322 und 1358 wird der Hof des Deutsche Orden in Ober-W. von Nieder-W. aus bewirtschaftet. 1358 umfaßt der Güterbesitz des Deutsche Orden 3 Höfe mit zus. 1311/2 Morgen Ackerland und 4 Morgen Wiesen. Zw. 1375 und 1455 wird der Güterbesitz des Deutsche Orden zu einem Hof zusammengelegt; 1818: 1 ehem. Deutsche Orden-Hof in Nieder-W. - 1302 erhalten die Kloster Caldern und Haina eine Güterschenkung in Nieder-W. - 1315 erwirbt Kloster Arnsburg einen halben Hof. - 1332 verfügt das Stift Essen über Einkünfte aus Güterbesitz in W. (wohl Nieder-W.), die Zubehör der Stiftsvillikation Fronhausen sind. - Landgräfliche Gut 1357 und 1374 genannt 1494 sind dem Landgraf 3 Pflüge in Nieder-W. dienstbar. - Der Zehnte ist 1314 nass. Lehen der von Hatzfeld, 1347 der von Dersch

Ortsadel:

1309. - Vgl. auch Ober-W. (Ziff. 3 b)

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

Ursprünglich wohl nach Oberweimar eingepfarrt.

Eingepfarrt 1613 und später: Holzhausen, Stedebach, Etzelmühle; Oberwalgern, seit 1661 Vikariat.

Patronat:

1464 präsentierte die Gemeinde,1505 der Schultheiß von N. und die Schenken zu Schweinsberg. 1553 beansprucht die Gemeinde. gegenüber den Schenken den Patronat. Seit 1569 präsentiert der Landgraf

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 167 Gemeindestation mit einer Schwester; 1920 - 1961, 1949 - 1972 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Niederwalgern Pfarrarchiv Niederwalgern)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Conrad Becker (Pistorius) 16.10.1505-1534, evangelisch seit 1527

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Amöneburg, Sendbezirk Oberweimar

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niederwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9367> (Stand: 29.3.2022)