Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Steinperf

Ortsteil · 410 m über NN
Gemeinde Steffenberg, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

11 km südwestlich Biedenkopf.

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss in einem engen, nach Nordosten offenen Talkessel des Perfgrundes. Nach Süden beziehungsweise Südwesten abgesetzt Industrieanlagen.

Straße Obereisenhausen - Bottenhorn. Alte Landstraße von Wetzlar beziehungsweise Gießen nach Laasphe beziehungsweise Biedenkopf führte durch Steinperf.

Siedlungsentwicklung:

Vorgeschichtlicher, vermutlich eisenzeitlicher Ringwall auf dem Burgberg südwestlich von Steinperf; infolge industriellen Abbaus von Diabas größtenteils abgetragen. Reste der ehemaligen Steinwall-Befestigung von bis zu 10 m Breite und 1,50 m Höhe befanden sich zum Zeitpunkt der archäologischen Aufmessung an der Ost-Seite der Anlage. Ehemalige Toreinfahrt an der abgetragenen West-Seite des Ringwalles vermutet. Datierende Funde fehlen

Historische Namensformen:

  • Steinpernepho
  • Steinpernfo (1103) [Anfang XIII, Urkundenbuch Mainz I Nr. 412]
  • Steinperf, in (1318) [Abschrift 16. Jahrhundert HHStAW Bestand 170 II Nr. 1318]
  • Steynperff (1352)
  • Steinpferrff (1686)
  • Steinperff (1726)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1902/04

Älteste Gemarkungskarte:

1825/30

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463474, 5631701
UTM: 32 U 463414 5629888
WGS84: 50.819563° N, 8.48062° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534019060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1594, davon 856 Acker (= 53.70 %), 248 Wiesen (= 15.56 %), 452 Wald. (= 28.36 %)
  • 1885 (Hektar): 400, davon 105 Ackerland (= 26.25 %), 58 Wiesen (= 14.50 %), 149 Holz. (= 37.25 %)
  • 1961 (Hektar): 399, davon 124 Wald (= 31.08 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 23 Hausgesesse
  • 1630: 11 Hausgesesse
  • 1630: 4 zweispännige, 7 einspännige Ackerländer
  • 1677: keine Angabe
  • 1742: 35 Haushalte
  • 1830: 318 evangelische Einwohner
  • 1867 (Erwerbspersonen): 118 Landwirtschaft, 2 Bergbau und Hüttenwesen, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst
  • 1885: 428 evangelisch, 0 katholisch
  • 1961 (Erwerbspersonen): 118 Land- und Forstwirtschaft, 241 produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 20 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1961: 828, davon 731 evangelisch (= 88.29 %), 49 katholisch (= 5.92 %)

Diagramme:

Steinperf: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1575 und später: Gericht (Nieder-)Eisenhausen, das 1630 und später dem Gericht (Amt) Grund Breidenbach zugerechnet wird
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Battenberg
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • 1821: Patrimonialgericht Grund Breidenbach
  • 1823: Landgericht Gladenbach
  • 1853: Landgericht Biedenkopf
  • 1867: Amtsgericht Biedenkopf

Gemeindeentwicklung:

Am 1.7.1974 wurde Steinperf im Zuge der hessischen Gebietsreform als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Steffenberg eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1363 verkaufen Ritter Kraft Döring und seine Frau ihrem Ganerben Johann von Breidenbach und dessen Frau ihren Teil am Zehnten zu Steinperf. 1466 ist ein Teil des Zehnten nassau-dillenburgisches Lehen der Döring; so auch 1501. 1577 hat Alexander Döring 1 Drittel, Wolf Georg von Breidenbach 1 Sechstel des Zehnten zu St. 1577 hat der Deutsche Orden Marburg Güterbesitz in Steinperf, der von 1 Beständer bewirtschaftet wird. Die von Dernbach erhalten Abgaben aus dem so genannte Steinfelder Gut, das von l Beständer bewirtschaftet wird

Zehntverhältnisse:

1318 bekennen die von Weitershausen, daß sie an ihren Verwandten Eberhard Döring von Biedenkopf ihre Zehntanteile u.a. zu Steinperf verkauft haben.

Kirche und Religion

Pfarrzugehörigkeit:

Bis 1103 nach Breidenbach eingepfarrt; 1103 wird Steinperf der neugegründeten Pfarrei Obereisenhausen zugeschlagen

Bekenntniswechsel:

Da Filial von Obereisenhausen, Einführung der Reformation vermutlich ab 1526.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Breidenbach

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Im 15. Jahrhundert und 1527 verfügte Steinperf über 1, 1630 und später über 2 Mühlen. 1830 und später: 3 Mühlen, von denen 2 im südlichen Ortsbereich lagen; nördlich von Steinperf abgesetzt die Bruchmühle. Die so genannte Battenfeld-Mühle (im Ort) noch in Betrieb. Abbau und Verarbeitung von Diabas seit 1958

Nachweise

Literatur:

  • A. Beimborn, Wandlungen der dörflichen Gemeinschaft im Hessischen Hinterland (1959). R. Nieke, Die kultur- und territorialgeschichtliche Entwicklung Steinperf bis zum 19. Jahrhundert In: Hinterländer Geschichtsblätter 52 (1973) Nr. 3. ders., Steinperf - Das Bild einer Siedlungslandschaft. In: Hinterländer Geschichtsblätter 55 (1976) Nr. 3. R. Gensen, Der Steinwall auf dem Burgberg bei Steinperf, Kreis Biedenkopf. In: Fundberichte aus Hessen 9/10 (1969/70), S. 111-113 (Plan)
  • Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die acquirierten Lande und die verlorenen Gebiete, S. 218
Zitierweise
„Steinperf, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9551> (Stand: 2.4.2024)