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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 60. Marburg

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Cölbe

Ortsteil · 192 m über NN
Gemeinde Cölbe, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

ca. 4,5 km nördlich von Marburg

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf dem Süd-Ende eines gegen das Lahntal vorspringenden Feldrückens (Mittelterrasse). Bis 1963 Kirche mit rechteckiger Ummauerung auf beginnendem Hang der Niederterrasse innerhalb eines kleinen Siedlungskomplexes mit quadratisch umlaufender Gasse. Nach Südwesten anschließend lineare Bebauung entlang der alten Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel. Allseitige, zumeist moderne Bebauung hangaufwärts im Westen, Norden und Osten.

Die B 3 (alte Landstraße Frankfurt-Bremen bzw. Kassel) führt in ihrem heutigen Verlauf am Fuße des Steilhanges durch den südlichen Randbereich des Ortes. Auf sie trifft nordöstlich Cölbe die B 62. In ihrem ursprünglichen Verlauf führte diese alte Niederrheinische Straße allerdings nördlich an der Eibenhardt vorbei. Außerdem ist der Ort über die Landesstraße L3089 an das Straßenverkehrsnetz angeschlossen.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main („Main-Weser-Bahn“) (Inbetriebnahme der Strecke 3.4.1850) und der Eisenbahnlinie Marburg-Korbach (1890).

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Cölbe – Bad Laasphe („Obere Lahntalbahn“; „Lahntalbahn I“) (Inbetriebnahme der Strecke 19.3.1883).

Ersterwähnung:

1244

Siedlungsentwicklung:

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Marburg.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1910/1912

Älteste Gemarkungskarte:

1722

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3484799, 5635045
UTM: 32 U 484731 5633231
WGS84: 50.850576° N, 8.783091° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534006030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 724 stellbares Land, 184 Wiesen, 50 Gärten, 30 Triesche, 500 Wald
  • 1885 (Hektar): 497, davon 212 Acker (= 42.66 %), 101 Wiesen (= 20.32 %), 69 Holzungen (= 13.88 %)
  • 1961 (Hektar): 552, davon 120 Wald (= 21.74 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 30 (13 landgräfliche) Hausgesessene
  • 1630 (landgräflicher Anteil): 2 vierspännige, 1 zweispännige Ackerleute, 10 Einläuftig
  • 1630: 13 (landgräflicher Anteil)
  • 1681: 30 Hausgesessene
  • 1748: 1 Landschlachter, 4 Leineweber, 2 Wirte, 3 Schneider, 2 Schmiede, 4 Wagner, 1 Müller, 14 Tagelöhner(-innen)
  • 1748: 252 Einwohner
  • 1838 (Familien): 42 Ackerbau, 3 Gewerbe, 43 Tagelöhner 42 nutzungsberechtigte, 35 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 36 Beisitzer
  • 1861: 585 evangelisch-lutherische, 2 römisch-katholische Einwohner, 21 Mitglieder abweichender Sekten
  • 1885: 716, davon 640 evangelisch (= 89.39 %), 18 katholisch (= 2.51 %), 50 andere Christen (= 6.98 %), 8 Juden (= 1.12 %)
  • 1961 (Erwerbspersonen): 120 Land- und Forstwirtschaft, 386 Produzierendes Gewerbe, 302 Handel und Verkehr, 767 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 2451, davon 2085 evangelisch (= 85.07 %), 287 katholisch (= 11.71 %)

Diagramme:

Cölbe: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1395 und später: Landgrafschaft Hessen, Gericht Schönstadt
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Oberhessen, Amt Marburg, Gericht Schönstadt
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Caldern
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Oberhessen, Amt Marburg, Gericht Schönstadt
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Marburg
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Landkreis Marburg
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Marburg

Gericht:

  • 1821: Landgericht Marburg
  • 1850: Justizamt Marburg
  • 1867: Amtsgericht Marburg

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Gemeinde s. Cölbe, Gemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Cölbe.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1244 ist Cölbe Mittelpunkt einer Villikation des Stifts Wetzlar, die damals auf Lebenszeit an den Ritter Andreas von Marburg, 1273 zusammen mit dem officium villicationis an seinen Sohn Konrad verpachtet ist. 1273 begegnet neben Cölbe als ein zweiter Villikationsmittelpunkt Bürgeln; damals umfaßt die Wetzlarer Grundherrschaft das Dorf Cölbe zur Hälfte, Bürgeln ganz und darüber hinaus Besitz an 13 Orten der näheren Umgebung. 1344 verkauft das Stift Wetzlar seine Grundherrschaft an die Landgrafen gegen einen jährlich von der Stadt Marburg zu zahlenden Zins von 2000 Talern. 1494: 2 1/2 landgräfliche Pflüge in Cölbe.
  • 1271 verkaufen die von Dernbach dem Deutsche Orden Marburg einen Hörigen. 1301 und 1317 erhält der Deutsche Orden 2 Viertel eines Hofes der von Battenfeld, einen weiteren Hof 1309 von einer Marburger Bürgerfamilie. 1358 umfaßt der Deutsche Orden-Besitz 65 Morgen Ackerland 1549: ca. 25 Morgen Ackerland 1818: 2 halbe ehemalige Deutsch-Ordens-Höfe.
  • Vor 1485 haben die von Fleckenbühl einen Hof an den Marburger Schöffen Peter von St. Nabor versetzt.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

1527-1542 von Schröck, 1555/56 von Bürgeln, 1567-1572 von Goßfelden, 1586/88 von Schönstadt versehen.

1589-1613 selbständige Pfarrei, der 1638 Wehrda als Vikariat beigegeben war; bis 1690 mit Wehrda, bis 1693 mit der Deutsche Orden-Kirche St. Elisabeth in Marburg verbunden.

1705-1756: eigener Pfarrer. 1756-1924: Vikariat von Schönstadt; seither Pfarrei; Vikariat: Wehrda (seit 1927).

Patronat:

1577 landgräflich

Diakonische Einrichtung:

1910 - 1974 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 143 Gemeindestation mit einer Schwester

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Strack 1527-1542, Pfarrer in Schröck

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Schönstadt

Juden:

Der Ort gehört zur Gemeinde Marburg.

1932/33 leben einzelne Juden im Ort.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit drei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Villikationsmittelpunkt

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Cölbe, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9025> (Stand: 14.8.2023)