Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Lixfeld

Ortsteil · 440 m über NN
Gemeinde Angelburg, Landkreis Marburg-Biedenkopf 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

12,5 km nordwestlich Gladenbach

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im Talkessel des Gansbachs. Chorturmkirche am West-Rand des Ortes auf breitem, nach Südosten vorspringenden Sporn. Die Siedlungsspitzen des Ortes reichen bis in die Seitentäler. Allseitig moderne Bebauung.

Auf die Straße Oberscheid - Frechenhausen stößt in Ortsmitte Straße von Hirzenhain. Eine Abkürzung des alten Höhenweges vom Niederrhein nach Thüringen führte vom Staffelböll durch Lixfeld zur Angelburg. Alte Landstraße von Gießen beziehungsweise Wetzlar nach Siegen führte von der Angelburg durch Lixfeld zum Staffelböll. Haltepunkt der Eisenbahnlinie (Biedenkopf-) Wallau - Dillenburg (1911)

Siedlungsentwicklung:

Auf eine Wüstung Einzelsiedlung (Burg?) weist der Flurname Auf der Tiefenstruth beim Steinhaus (nordwestlich Lixfeld unterhalb des Warteberges)

Historische Namensformen:

  • Lixfeld (1238) [Falck, Mainzer Regesten 1, Nr. 898, S. 477-478]
  • Lykisuelt (1334)
  • Lieczfelt
  • Litzfeld (1346)
  • Lexfelde (1413)
  • Lixfellt (1452)
  • Lecsfeld
  • Lichsfeld
  • Lysfeldt (1499)

Umlegung der Flur:

1878

Älteste Gemarkungskarte:

1826/28

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3458619, 5630176
UTM: 32 U 458561 5628364
WGS84: 50.805529° N, 8.4119° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

534002030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 2042, davon 1556 Acker (= 76.20 %), 254 Wiesen (= 12.44 %), 165 Wald (= 8.08 %)
  • 1885 (Hektar): 507, davon 200 Ackerland (= 39.45 %), 67 Wiesen (= 13.21 %), 139 Holz (= 27.42 %)
  • 1961 (Hektar): 509, davon 160 Wald (= 31.43 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 25, 1630: 24 Hausgesesse 1677: 21 Männer, 2 Witwen, 3 Jungmannschaften, 10 ledige Mannschaften 1742: 46 Haushalte 1834: 370, 1885: 436, 1925: 747, 1939: 840, 1950: 1153, 1961: 1181 Einwohner. 1830: 357 evangelische Einwohner. 1961: 1069 evangelische, 93 römisch-katholische Einwohner. 1630: 5 zweispännige, 15 einspännige Ackerländer, 4 Einläufige. 1867: keine Angaben. 1961 (Erwerbspersonen): 158 Land- und Forstwirtschaft, 321 produzierendes Gewerbe, 67 Handel und Verkehr, 40 Dienstleistungen und sonstiges
  • 1885: 435 evangelisch, 0 katholisch, 1 Juden
  • 1961: 1181, davon 1069 evangelisch (= 90.52 %), 93 katholisch (= 7.87 %)

Diagramme:

Lixfeld: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • nach 1650: Gericht im Amt Grund Breidenbach
  • 1238: Zent der Grafschaft Stiffe(-Battenberg)
  • 1346: Gericht Lixfeld
  • 1455 und später: Zentgericht Lixfeld
  • 1575: Gericht Lixfeld im Amt Blankenstein
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • Gerichtsstätten. Ursprünglich wurde das Gericht in Lixfeld gehegt (1452: Gerichtsstuhl und Bänke in Lixfeld). Seit Anfang des 16. Jahrhunderts war Oberhörlen Gerichtsort. Richtstätte war seitdem der Galgenberg (1,5 km westlich Oberhörlen). – Gerichtsbeamte: geschworene Männer und Schöffen 1452 genannt; 1574: 7 Schöffen. Schulheiß 1483 genannt. Nachdem die von Bicken 1461/62 die Hälfte des Gerichts erworben hatten, führte deren Schulheiß den Vorsitz im Gericht (1568: gesampt Schulheiß). Die von Bicken sorgten fernen über die Verwahrung todeswürdiger Verbrecher, die sie nach ihrer Burg Hain [bei Irmgarteichen, Kreis Siegen] brachten. Nach 1575 beanspruchten die Landgrafen kraft Landeshoheit den Vorsitz ihres Schultheißen im Gericht Lixfeld.
  • 1821: Patrimonialgericht Grund Breidenbach
  • 1823: Landgericht Gladenbach
  • 1867: Amtsgericht Gladenbach

Herrschaft:

Vor 1238 setzen sich die Landgrafen mit Gewalt in den Besitz der Zent Lixfeld, aus der sie sich jedoch vermutlich schon um 1250 wieder zurückgezogen hatten. 1346 vergleichen sich die Herren von Lixfeld und die Döring als Gerichtsjunker über die ganerbschaftliche Verwaltung des Gerichts; unsicher, ob als alleinige Gerichtsherren oder nur als Teilhaber. 1362 nehmen die Döring Johann von Breidenbach zu ihrem Ganerben im Gericht Lixfeld an. 1437 belehnen die Grafen von Sayn-Wittgenstein die von Breidenbach mit Anteilen am Gericht. 1452 begegnen die Döring, von Hohenfels und von Breidenbach als Gerichtsjunker. 1455 wird Gilbert Ring von Gaubickelheim von den Grafen von Sayn-Wittgenstein mit den Gerichtsanteilen der Herren von Lixfeld (1 viertel) belehnt. 1461 erwerben die Herren von Bicken von den von hohenfels die Hälfte von deren Hälfte am Gericht, 1462 von Gilbert Ring von Gaubickelheim dessen Viertel am Gericht. 1482 vermacht Ludwig von Hohenfels 1 Sechzehntel des Gerichts an die von Bicken. Nach dem Tode Caspars von Breidenbach genannt Breidenstein (1541) verkaufen dessen Erben einen Anteil (1 Achtel) an die Landgrafen; Anfechtung dieses ohne Zustimmung der Ganerben und ohne lehnsherrliche Einwilligung der Wittgensteiner vollzogenen Verkaufs, doch wird der Einspruch mit Hinweis auf die oberlehnsherrliche Stellung der Landgrafen über die Grafen von Wittgenstein abgewiesen. 1590 erhalten die Landgrafen im Tausch gegen das Dorf Elmshausen die döringischen Anteile am Gericht Lixfeld. Seither verfügten die von Bicken über mehr als die Hälfte, die Landgrafen über 5 Sechzehntel und die von Breidenbach genannt Breidenstein über 1 Achtel des Gerichts. – Die Kompetenz des Gerichts erstreckte sich zunächst auf alle Fälle der niederen und hohen Gerichtsbarkeit. Ungeachtet ihrer nunmehrigen Teilherrschaft im Gericht Lixfeld beanspruchten die Landgrafen im 16. Jahrhundert gleichwohl die volle Landeshoheit. Seit 1575 enthielten sich die Gerichtsjunker des Gerichts über landgräfliche Leibeigenen und deren Güter. Zudem vermochten die Landgrafen nach und nach die Halsgerichtsbarkeit über alle Gerichtsinsassen an sich zu ziehen, so daß das Gericht Lixfeld seit Ende des 16. Jahrhunderts faktisch zu einem Untergericht herabsank.

Gemeindeentwicklung:

Zum 1.4.1972 wurden Frechenhausen und Lixfeld im Zuge der hessischen Gebietsreform zur neu gebildeten Gemeinde Angelburg zusammengeschlossen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1386 verkauft Gerhard genannt Wolf von Selbach an seinen Schwager Wilhelm von Selbach mit Genehmigung der Ganerben alle Gülten und Gefalle im Gericht zu Lixfeld. Bei einer Erbteilung der von Hohenfels erhält Ludwig von Hohen-fels 1445 Gefalle zu Lixfeld. 1471 verkaufen die von Radenhausen dem Marburger Bürger Magister Heinrich Imhof genannt Rode ihren Hof zu Lixfeld.
  • 1493 und 1499 erwerben die Marburger Kugelherren Hof und Güterbesitz zu Lixfeld. 1577 sind unter anderem in Lixfeld die Grafen von Nassau (5 Beständer), die Universität Marburg als Besitznachfolger der Kugelherren, die von Breidenbach, von Dernbach, von Linsingen, von Storndorf und als Erbengemeinschaft die Döring, Lesch und Breidenbach (2 Beständer) begütert. 1577 haben die von Bicken einen Teil des Zehnten zu Lixfeld. Ortsadel: 1346-1455
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • pastor 1334 (Baur I Nr. 752). Pfarrkirche

Pfarrzugehörigkeit:

1540 und 1613 mit Pfarrei Oberhörlen verbunden; 1613 sind Frechenhausen und Roth nach Lixfeld/ Oberhörlen eingepfarrt.

Lixfeld mit Frechenhausen seit 1690 eigenständige Pfarrei.

15. Jahrhundert: Sendbezirk Breidenbach

Patronat:

1358 präsentieren die von Hohenfels und die Döring zur Pfarrei.

1577 sind Alexander Döring und Wolf von Breidenbach Patrone. Breidenbach seit 1540 berechtigt.

Seit Neuerrichtung der Pfarrei (1690) haben die Landgrafen die Kollatur.

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: "Herr Ebert" um 1550

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606, 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Stephan, Dekanat Christenberg, Sendbezirk Breidenbach

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Bis Anfang 16. Jahrhundert Vorort des gleichnamigen Gericht, das später nach Oberhörlen verlegt wurde. Zubehör des Gericht: Simmersbach (oberhalb des Weigelsbornes und des Staffelbölls)

1503; 1545: Lixfeld, Frechenhausen, Gönnern,Oberhörlen, Simmersbach

Wirtschaft:

Im 15. Jahrhundert Mühle in Lixfeld genannt 1630 befinden sich in beziehungsweise bei Lixfeld 3 Mühlen mit jeweils 1 Mahlgang. 1830 verfügt eine der 3 Mühlen zusätzlich über einen Schlaggang (Ölmühle). Die so genannte Lixfelder Mühle (0,5 km südlich des Ortes am Gansbach) Ende 19. Jahrhundert abgerissen. Die beiden übrigen Mühlen (Paulsmühle, Becksmühle) im nördichen beziehungsweise südwestlichen Ortsbereich am Gansbach gelegen; als Gehöfte noch bestehend. Braunsteinabbhau 1626 erwiesen 1830: 2 Eisengruben genannt, von denen eine noch in Betrieb war; der Eisenstein wurde in der Ludwigshütte geschmolzen; vgl. auch Flurname Steinrutsche, Eisenkaute (am östlichen Ortsrand von Lixfeld). Auf Eisenvorkommen deutet ferner der Flurname Rote Wiese (Südwest-Rand der Gemeinde). Kupfererzabbau seit 1660 erwiesen 1780: Grube Carolus; 1830 ist das Bergwerk aber schon verfallen. Auf einen ehemaligen Rennofen deutet der Flurname Rennacker (südwestlich Lixfeld)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Lixfeld, Landkreis Marburg-Biedenkopf“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/9512> (Stand: 6.10.2021)