Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Niederweidbach

Ortsteil · 285 m über NN
Gemeinde Bischoffen, Lahn-Dill-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

15 km südöstlich von Dillenburg

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss an einem nach Westen in das Weidbachtal vorspringenden breiten Bergrücken. Bewehrte Chorturmkirche in erhöhter Lage am Ost-Rand des Ortes. Die B 255 führt nordwestlich an Nieder-Weidbach vorbei; Abzweigung durch den Ort nach Roßbach beziehungsweise Ahrdt und Mudersbach (hier im Zuge des alten Wetzlarweges von Gießen beziehungsweise Wetzlar nach Siegen beziehungsweise Biedenkopf). Alte Köln - Leipziger Messestraße führte von Bischoffen her in zwei Strängen bis Roßbach

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Da die frühen Belege ohne präzisierenden Zusatz nicht eindeutig zuzuordnen sind, vgl. auch Oberweidbach.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (780/802) (vgl. auch Ober-Weidbach)

Ortsteile:

  • Roßbach (1972-1974)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

ca. 1830

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463678, 5618558
UTM: 32 U 463618 5616751
WGS84: 50.701434° N, 8.484812° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

532002020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 3270, davon 1114 Acker, 470 Wiesen, 1528 Wald. 1885 (Hektar): 818, davon 227 Ackerland, 122 Wiesen, 385 Holz. 1961 (Hektar): 818, davon 398 Wald
  • 1885 (Hektar): 818, davon 227 Ackerland (= 27,75 %), 122 Wiesen (= 14,91 %), 385 Holzungen (= 47,07 %)
  • 1961 (Hektar): 818, davon 398 Wald (= 48.66 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 37 Hausgesesse
  • 1629: 36 Hausgesesse (errechnet)
  • 1677: 29 Hausgründe, 23 Männer, 6 Witwen, 1 Neumann, 12 Beisassen, 4 Jungmannschaften
  • 1742: 103 Haushalte
  • 1830: 492 evangelische, 23 jüdische Einwohner
  • 1885: 426, davon 383 evangelisch (= 89,9 %), 0 katholisch, 43 Juden (= 10,1 %)
  • 1961: 779, davon 615 evangelisch (= 78.95 %), 134 katholisch (= 17.20 %)
  • 1970: 1227 Einwohner
  • 1970: 912 Einwohner

Diagramme:

Niederweidbach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1464: Amt Königsberg
  • 1569 und später: Gericht Altenkirchen im Amt Königsberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Königsberg
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Königsberg
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gladenbach
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (Umbenennung)
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
  • 1933: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Wetzlar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis

Altkreis:

Biedenkopf

Gericht:

  • vor 1821: Amt Königsberg
  • 1821: Landgericht Gladenbach
  • 1867: Amtsgericht Gladenbach
  • 1968: Amtsgericht Biedenkopf (Zweigstelle Gladenbach)

Herrschaft:

Im Zuge des solmsischen Teilungsvertrages des Jahres 1432 kommt Niedermorbach an Graf Johann von Solms (Solmser Urkunden 1 Nr. 996).

Gemeindeentwicklung:

Ab 1.4.1972 wurden im Zuge der hessischen Gebietsreform die Gemeinden Roßbach und Niederweidbach zusammengeschlossen. Ab 1.7.1974 gehören diese zur neu gebildeten Gemeinde Bischoffen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 780/802 überträgt ein Berenwic seinen Besitz in (Nieder oder Ober-) Weidbach dem Kloster Fulda. 1212 verkauft Gilbert von Mudersbach dem Kloster Altenberg bei Wetzlar 2 Hufen und l Wiese zu (Niederoder Ober-) Weidbach. 1261 setzen die Herren von Rodheim für die landgräfliche Belehnung mit Burg Blankenstein eine Sicherheit auf ihre Güter zu (Niederoder Ober-) Weidbach. 1333 erwerben die Grafen von Solms von den von Göns und von Buseck Güterbesitz zu Nieder-Weidbach. 1412 verkauft Krug von Weidbach seine Güter in Weidbach an die Grafen von Solms. 1465 verfügten die Grafen von Solms über 10 dienstbare Pflüge, die Landgrafen über 1 dienstbaren Pflug in Nieder-Weidbach. Mit den Zehntrechten des Hochstifts Speyer in (Ober- und Nieder-) Weidbach waren 1343/47 und 1403 die Grafen von Solms belehnt; Neubelehnungen bis 1791. 1569 hatten die Grafen von Solms und die Landgrafen die eine Hälfte, die Wolfskehl die andere Hälfte des Zehnten zu Nieder-Weidbach inne. Ortsadel: 1264-1412
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1448: Filiale von Altenkirchen. 1448 bekundet der Pfarrer zu Altenkirchen, daß er auf Bitten der Grafen von Solms den Nachbarn zu Nieder-Weidbach erlaubt habe, daß im Winter zwischen Altenkirchen und Nieder-Weidbach in der Kirche zu Nieder-Weidbach getauft werden darf, unbeschadet der Rechte der Mutterkirche Altenkirchen (Solmser Urkunde I Nr. 1242). Vor 1533 ist Nieder-Weidbach Pfarrei.

Patrozinien:

  • Maria [1618]

Pfarrzugehörigkeit:

1577: Ober-Weidbach, 1618: Ober-Weidbach und Roßbach eingepfarrt; 1813-1827 auch Wilsbach, seit 1827 Bischoffen Filiale von Nieder-Weidbach. 1954 sind Ober-Weidbach und Roßbach eingepfarrt.

Patronat:

1577 solmsisch

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Bernhard Aspilianus 1533ff.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1606(?), 1624 wieder lutherisch.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Sendbezirk Altenkirchen, Archipresbyteriat Wetzlar, Erzdiözese Trier

Juden:

1830: 23 jüdische Einwohner

1920-1930: 39 Gemeindemitglieder

1932/33: 6 jüdische Familien

Synagoge 1949 abgerissen

Judenfriedhof ca. 1 km von Nieder-Weidbach an der alten Köln - Leipziger Messestraße, heute wohl links der Roßbacher Straße; angelegt wurde er im 19. Jahrhundert. (alemannia-judaica)

Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Auf Schiefervorkommen und früheren -abbau deuten die Flurnamen Unter der Schieferkaute, Auf dem Schieferacker (nordwestlich des Orts nahe Gemeindegrenze). Auf ehemaliges Töpfergewerbe deuten die Flurnamen Eulnersfluß (1588) und Eulnersgärtchen (nordwestlich des Ortes jenseits des Meerbachs)

1629: 1 solmser zweispänniges, 9 landgräfliche einspännige, 13 solmser einspännige, 3 Hessen und Solms gemeinsame einspännige Ackerländer, 4 solmser Einläufige. 1867 (Erwerbspersonen): 90 Landwirtschaft, 5 Gewerbe und Industrie, 10 Handel, 1 Gesundheitspflege, 1 Erziehung und Unterricht, 1 Kirche und Gottesdienst, 2 Gemeindeverwaltung. 1961 (Erwerbspersonen): 136 Land- und Forstwirtschaft, 221 produzierendes Gewerbe, 26 Handel und Verkehr, 21 Dienstleistungen und sonstiges

Markt:

1750 zwei Jahrmärkte: 1) am Dienstag nach Ostern, 2) an Michaelis (29. September) [Matthias Seim, Amt Königsberg. Historische Beschreibung um 1750, in: Hinterländer Geschichtsblätter, 98 (2020), S. 31]

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niederweidbach, Lahn-Dill-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/8014> (Stand: 2.4.2024)