Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Nieder-Bessingen

Stadtteil · 174 m über NN
Gemarkung Niederbessingen, Gemeinde Lich, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5 km nordöstlich von Lich

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss auf der Niederterrasse am rechten Ufer der Wetter. Moderne Wohnsiedlung an einem Südosthang oberhalb des alten Dorfes sowie östlich auf der Terrasse.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Butzbach/West – Grünberg ("Wettertalbahn I") (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1909) bis Stilllegung der Strecke zwischen 1953 und 1961.

Ersterwähnung:

9. Jahrhundert

Weitere Namen:

  • Niederbessingen

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den frühen Belegen ohne Differenzierung zwischen Nieder- und Ober-Bessingen kann nicht Sicherheit entschieden werden, auf welchen Ortsteil sie zu beziehen sind.

Historische Namensformen:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Älteste Gemarkungskarte:

1911-1924

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3491810, 5600343
UTM: 32 U 491739 5598543
WGS84: 50.538768° N, 8.883419° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531011080

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1710, davon 808 Acker, 288 Wiesen, 606 Wald
  • 1961 (Hektar): 530, davon 206 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1834: 287 Einwohner
  • 1885: 352 Einwohner
  • 1925: 317 Einwohner
  • 1939: 341 Einwohner
  • 1950: 521 Einwohner
  • 1961: 444 Einwohner
  • 1830: evangelische Einwohner, 1961: 352 evangelische, 88 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 108 Land- und Forstwirtsch., 82 Prod. Gewerbe, 21 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 26 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Nieder-Bessingen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Bei der Solmser Teilung des Jahres 1423 erhält Graf Bernhard Nieder-Bessingen, später: Amt Hungen
  • 1787: Fürstentum Solms-Braunfels, Herrschaft Münzenberg, Amt Hungen
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Hungen (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1822: Landgericht Hungen
  • seit 1849: Landgericht
  • seit 79: Amtsgericht Lich
  • seit: 1934: Amtsgericht Gießen

Gemeindeentwicklung:

1.4.1953: Umgemeindung des Wohnplatzes Mühlsachsen (Hof; 29 Einw.) von Lich, St.

Am 31.12.1970 Eingliederung nach Lich

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Im 9. Jahrhundert schenken Biricho und seine Frau Ruda Kloster Fulda Güter in Bessingen. 1038/56 übertragen Hecil und seine Frau Ota Kloster Fulda in Bessingen 15 Hufen, Wald und 2 Mühlen.
  • 1226 erwirbt Adelheid von Ziegenhain, die Gemahlin Ulrichs von Münzenberg, die Güter des Prämonstratenserstifts St. Johannes Spieskappel in Nieder-Bessingen (Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 1276 = Keunecke, Münzenberger, Nr. 273). 1239 verpfändet Ulrich von Münzenberg Guntram und Kraft von Schweinsberg eine curia zu Bessingen (Eigenbrodt, Urkunden 1836 Nr. 2, S. 285-287).
  • 1278 überläßt Stift Wetzlar der Margarete, der Witwe des villicus Wigand zu Bessingen auf Bitten Landgraf Heinrichs die villicatio zu gleichem Recht, wie sie ihr Mann besaß. Hingegen solllen ihre Erben kein Recht darauf haben, sondern können sie höchstens aus Gnade erhalten (Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr. Nr. 216; vgl. auch Ober-Bessingen).
  • 1315 schenken die von Falkenstein der Pfarrkirche von Nieder-Bessingen Einkünfte aus Gütern zu M. (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 607).
  • 1368 verkauft Ritter Werner von Bellersheim die Wiesen zwischen den beiden Bessingen Kloster Arnsburg (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 970; vgl. auch 1013).
  • 1461 hat Kloster Wirberg ein Gut zu (Ober- oder Nieder-) Bessingen (Eckhardt, Die oberhessischen Klöster 3, 2 S. 103). Zehnte vgl. Antreff!

Zehntverhältnisse:

1257 tauscht Eberhard von Merlau mit Widekind von Merenberg die Vogtei in Bessingen und Hausen gegen den Zehnten in Selters, Megerheim und Allendorf (Lahn).

1354 ist Ulrich von Hanau Lehnsherr über 1 Sechstel des Zehnten zu Nieder-Bessingen (Urkundenbuch der Herren von Hanau 3 Nr. 106) (zur Unterscheidung Nieder- Ober-Bessingen vgl. Keunecke, Münzenberger, S. 312).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

1504: Pfarrei (Beitr. z. hess. Kg III 39). 2. Hälfte 16. Jahrhundert von Lich aus versorgt. 1900 war Nieder-B. uniert mit der 2. Pfarrei in Lich, so auch 1968 (organisatorisch noch zu klären).

Patronat:

Marienstift in Lich, so 1486 (Würdtwein, Nova subsidia diplomatica 4 194); seit der Reformation hatte Stift Lich nur noch das Nominations-, Solms-Lich ä.L. das Präsentationsrecht; blieb bis 1548 bei Solms-Lich

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation vermutlich Mitte des 16. Jahrhunderts.

Erster nachweisbarer Pfarrer: Heinrich Lucejus 1606

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Archidiakonat St. Johann zu Mainz, Sendort Münster bei Lich

Kultur

Schulen:

1910 3inklassige Volksschule, Schulhaus von 1838

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nieder-Bessingen, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10224> (Stand: 15.4.2024)