Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Birklar

Stadtteil · 195 m über NN
Gemeinde Lich, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

3 km südlich von Lich

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß im Talschluß eines flach ausgebildeten Nebentals der Wetter. Kirche mit Resten der ehem. Ummauerung am Nord-Rand des Ortes. Vierseitige große Hofanlage (ehemalige Zuchtanstalt der Grafen von Solms) am Ost-Rand des Ortes

Ersterwähnung:

791

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1198)

Älteste Gemarkungskarte:

1907

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3486879, 5595380
UTM: 32 U 486810 5593582
WGS84: 50.494063° N, 8.814037° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531011030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1765, davon 1539 Acker, 95 Wiesen, 131 Wald. 1961 (Hektar): 457, davon 28 Wald. -

Einwohnerstatistik:

  • 1834: 390 Einwohner
  • 1885: 436 Einwohner
  • 1925: 489 Einwohner
  • 1939: 447 Einwohner
  • 1950: 669 Einwohner
  • 1961: 575 Einwohner
  • 1830: 341 evangelische, 1 römisch-katholischer Einwohner, 2 Juden. 1961: 503 evangelische, 69 römisch-katholische Einwohner 1961 (Erwerbspers.): 170 Land- und Forstwirtsch., 102 Prod. Gewerbe, 23 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 21 Dienstleistung(en) und Sonst

Diagramme:

Birklar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 791: Wetterau
  • 1787: Fürstentum Solms-Braunfels, Herrschaft Münzenberg, Amt Hungen
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Hungen (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1822: Landgericht Hungen, seit 1853: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Lich, seit 1934: Amtsgericht Gießen

Herrschaft:

1349 leiht das Marienstift zu Lich Philipp d. Ä. von Falkenstein-Münzenberg 500 Pfd. Heller gegen eine jährl. Gülte von 50 Pfd. Heller aus der Bede des Gerichts zu Muschenheim, Bettenhausen, Birklar und Wetter (Wiederkauf für 500 Heller) (Solmser Urkunden 1 Nr. 283, Küther. Mariestift Lich S. 289 Nr. 44). 1423 fällt B. als Teil des falkenstein. Erbes an die Grafen von Solms. Im Zuge der Teilung der Grafschaft kommt Birklar als Zubehör des Gerichts Muschenheim an Graf Bernhard von Solms-Braunfels (Solmser Urkunden 1 Nr. 915). 1434 befreien die Brüder Graf Bernhard und Graf Johann von Solms sowie Gottfried und Eberhard von Eppstein die Höfe und Landsiedel des Kloster Arnsburg zu Muschenheim, Birklar, Bellersheim, Utphe, Münster, Holzheim, Eberstadt, Kolnhausen, Hof Güll von allen Diensten, Steuern, Beden mit Ausnahme der herkömmlichen Dienste (Solmser Urkunden 1 Nr. 1006)

Gemeindeentwicklung:

1971: Eingliederung nach Lich

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 791 schenkt Walthelm Kloster Lorsch vom Besitzanteil des Albert in der Birklarer Mark 12 Tagwerke Ackerland. Im gleichen Jahr schenkt Walthelm demselben Kloster vom Besitzanteil des Frunolf in der Birklarer und Muschenheimer Mark insgesamt 30 Tagwerke (vgl. Ziff. 2b).
  • 1265 bewilligen Reinhard von Hanau und Engelhard von Weinsberg dem Johann von Gidel gen. Birgenschild, daß dieser einem Wetzlarer Bürger ihr Lehen, eine Hufe zu Güll, verkauft und ihnen dafür eine Hufe zu Birklar zu Lehen aufträgt (Urkundenbuch der Herren von Hanau 1 Nr. 399).
  • 1198 bekundet der Abt von Fulda, dass Kloster Arnsburg im Dorf Güll 3 der domus (Burgsitz) Kunos d. Ä. benachbarte Hufen mit Zustimmung Kunos und anderer, die mit diesen Gütern belehnt waren, einschließlich der (auf den Hufen befindlichen) Gebäude von Güller Bauern erworben hat, die auf andere Güter in Obbornhofen, Wetter und Birklar umgesetzt wurden.
  • 1269 verkaufen dievon Falkenstein Kloster Arnsburg ihre Güter zu Birklar (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 2, 122). 1282 verkaufen Ulrich von Hanau und seine Frau Kloster Arnsburg ihr Erbe, den Wald Hard bei Birklar (Urkundenbuch der Herren von Hanau 1 Nr. 611).
  • 1287 erwirbt Kloster Arnsburg mit Einwilligung der von Falkenstein von Konrad gen. Hobeman de Birklar einen Hof mit 6 Morgen Land sowie kleinen Besitz von Bertold von Wetter ebd.
  • 1308 verkauft Ritter Werner von Muschenheim Kloster Arnsburg seine Güter in Birklar, die einst dem Ritter Werner von Birklar gehörten.
  • 1311 verkauft Mia, Witwe des Ritters gen. Krimmere alle ihre Güter in Birklar Kloster Arnsburg.
  • 1334 gestattet Johann von Bellersheim, daß Rulin Cnaufin Arnsburg seinen Hof in Birklar und etwas mehr als 16 Morgen Land Kloster Arnsburg verkauft.
  • 1337/40 erwirbt Arnsburg von Ritter Siegfried Markward die Äcker seiner verstorbenen Schwester Hildegard zu Birklar. 1354 tauscht Ritter Dietrich von Muschenheim 2 Morgen Land, gelegen auf dem Muschenheimer und Birklarer Feld gegen 2 Morgen Land an der sprechenden Burg.
  • 1356 erwirbt Arnsburg als Seelgerät der Mechthild, der verstorbenen Frau des Ritters Konrad von Muschenheim, eine halbe Mark jährl. Geldes, die Konrad aus Besitz zu Birklar anweist.
  • 1357 stiften die Ritter Kraft und Johann von Bellersheim 4 Malter Korngeld zu ihrem und ihrer Vorfahren Seelenheil und setzen zu Unterpfand eine halbe Hufe Ackerland auf drei Feldern des Dorfes Birklar.
  • 1357 kauft Arnsburg von Johann gen. Grefe von Bettenhausen eine Gülte von 7 Malter Korngeld von dessen Gut zu Birklar.
  • 1382 leistet Jutta als Erbin Verzicht.
  • 1398 stiftet der Ritter Johann von Garbenheim Arnsburg als Seelgerät eine Gülte von ihrem Hof zu Birklar. (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 217, 364, 398, 653, 677, 823, 839, 851, 854, 1126).
  • 1335 hat Johann von Birklar eine Hufe als Falkensteiner Lehen (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 845).
  • 1338 überträgt Johann von Bellersheim mit Konsens der von Falkenstein seine Güter in Birklar Kloster Arnsburg (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 680).
  • 1357 gestattet Philipp d. Ä. von Falkenstein seinem Licher Burgmann Dietrich von Muschenheim, daß dieser auf seinem Hof und Gut zu Muschenheim und Birklar Landsiedel setzen kann, die der Herrschaft Falkenstein nicht dienstpflichtig sind (Solmser Urkunden 1 Nr. 346).
  • 1379 erhält der Deutsche Orden Marburg von den von Muschenheim eine Gülte von Gütern zu Birklar (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1163).
  • 1440 gibt Graf Johann von Solms den Brüdern Kraft und Henne von Bellersheim die Vogteien zu Bettenhausen und Wetterfeld, einen Hof zu Rötges, je eine Hufe Landes zu Birklar, Muschenheim und Gambach sowie eine halbe Hufe zu Bettenhausen (Uhlhorn, Grafen von Solms, S. 400).
  • 1549 und 1556 sind Gefälle zu Bergheim bei Grüningen, Hörgern, Kolnhausen, Birklar solmsische Mannlehen der von Muschenheim (Solmser Urkunden 3 Nr. 2910).
  • 1573 sind die von Bellersheim von den Grafen von Solms mit 1 Hufe zu Birklar belehnt; Neubelehnungen 1685 und 1781 (Solmser Urkunden 3 Nr. 3309, 4268 und ö.)

Zehntverhältnisse:

1354 gibt Kloster Hersfeld seine Einwilligung zu einem Tausch wegen des Zehnten, der vom Kloster zu Lehen geht.

Ortsadel:

1261 ff. (UB Hanau), 1308 (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3)

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Kapelle 1313 genannt.

Pfarrzugehörigkeit:

Ursprünglich nach Muschenheim eingepfarrt war, 1316 von der Mutterkirche getrennt (Vogt, Reg. Mainz Nr. 1606). 1317: Pfarrei (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 471);1461 erscheint die Kirche dem Kloster Arnsburg inkorporiert. 2. Hälfte 17. Jahrhundert wieder zeitweise Pfarrei (noch klären, vgl. Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch Souveränitätslande, S. 150). 1900: mit Muschenheim äqualiter uniert.

1968: Filiale Von Muschenheim.

Patronat:

1317 waren die Herren von Falkenstein Patrone, mit der Inkorporation der Mutterkirche Muschenheim in Kloster Arnsburg erwarb dieses wohl auch das Patronatsrecht für Birklar. 1322 hatte Arnsburg den Patronat.

Klöster:

  • Beginenklause 1350

Beginen:

1350 genannt, Ende des 15. Jahrhunderts aufgelöst

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation vor 1560

Reformierter Bekenntniswechsel: 1582

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Muschenheim

Juden:

1830: 2, 1905: 21 Juden

angeschlossen an Langsdorf

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Birklar, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10229> (Stand: 6.6.2023)