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Gedenkgottesdienste und Trauerfeiern für ermordeten US-Präsidenten Kennedy in Frankfurt, 25. November 1963

Mit Gottesdiensten, Gedenkstunden in den Schulen, Kranz- und Blumenniederlegungen und einem Schweigemarsch von der Universität zum Römerberg trauern Tausende Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt am Main um den am 22. November bei einem Attentat in Dallas getöteten US-Präsidenten John F. Kennedy (1917–1963).

Am Vormittag finden Gedenk-und Trauergottesdienste in den Gotteshäusern der amerikanischen Gemeinden in Frankfurt statt.

Im Rahmen einer überkonfessionellen Feier in der amerikanischen Kirche an der Lübecker Straße (hinter dem I.G.-Farben-Haus) hält der Befehlshaber des V. Korps der US-Truppen, Generalleutnant Creighton W. Abrams (1914–1974) eine Gedenkrede. Unter den Gästen in der überfüllten Kirche befinden sich neben Vertretern des Konsularischen Korps auch der Chef des größten amerikanischen Generalkonsulats Henry Ford.

Zwischen der dritten und fünften Unterrichtsstunde wird auf kurzfristig ergangenen Erlass an den Frankfurter Schulen des toten Präsidenten gedacht. Nach Aussagen der Direktoren und Rektoren hatte sich bereits am Samstag unter den Schülerinnen und Schülern ein solches Maß an Erschütterung und Anteilnahme gezeigt, wie es die Schulleiter „seit dem Ende des Krieges nicht mehr erlebt“ hätten.

Etwa 5.000 Studenten, Schüler und andere Bürger folgen gegen Abend schließlich dem spontanen Aufruf des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) zum Schweigemarsch auf den Römerberg. Entgegen der sonst üblichen Praxis, während der Hauptverkehrszeiten keine Demonstrationen zuzulassen, hat das Frankfurter Polizeipräsidium dem Abmarsch des Zuges um 17 Uhr zugestimmt, der sich vom Studentenhaus aus in Bewegung setzt, und dessen Spitze gegen 18 Uhr von der Bethmannstraße auf den Römerberg einbiegt. Etwa 15 Minuten später spricht Oberbürgermeister Werner Bockelmann (1907–1968; SPD) zu den versammelten Menschen. Bockelmann zitiert aus den weltweit mit großem Respekt aufgenommenen Reden Kennedys, in denen der amerikanische Präsident für Frieden und Gerechtigkeit eintrat. „Wir trauern mit dem amerikanischen Volk um seinen Präsidenten, um den Freund Deutschlands, den großen Staatsmann und Menschen“, so der Oberbürgermeister, für den Kennedy ein geradezu missionarischer Vorkämpfer für Freiheit und Frieden gewesen sei.1

John F. Kennedy war einige Monate zuvor im Rahmen seines vom 23. bis zum 26. Juni dauernden Deutschland-Besuchs am 25. Juni 1963 zu Gast in Frankfurt am Main gewesen, wo er sich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte und Reden auf dem Römerberg und in der Paulskirche hielt.

Kurz vor Anbruch der Dunkelheit endet mit dem 50. Schuss eines Geschützes auch der Ehrensalut der US-Truppen. Dem Protokoll des Salutschießens entsprechend waren 21 Schüsse bereits zur Mittagszeit abgegeben worden. Jeder Kanonenschuss symbolisiert einen US-Bundesstaat und gilt dem Präsidenten in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber der Streitkräfte.
(KU)


  1. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.1963, S. 11.
Belege
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.1963, S. 11: Eine Stadt ehrt den toten Präsidenten: Gottesdienste und Schülergedenkfeiern / Tausende beteiligen sich am Schweigemarsch
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.1963, S. 12: Von der Jugend immer bewundert: Trauerfeiern für Präsident Kennedy in den Frankfurter Schulen
Empfohlene Zitierweise
„Gedenkgottesdienste und Trauerfeiern für ermordeten US-Präsidenten Kennedy in Frankfurt, 25. November 1963“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/4916> (Stand: 25.11.2021)
Ereignisse im Oktober 1963 | November 1963 | Dezember 1963
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