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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 64. Neukirchen

Görzhain

Ortsteil · 345 m über NN
Gemeinde Ottrau, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9 km südöstlich von Neukirchen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss am Südrand eines von mehreren Bachläufen gebildeten Talkessels am Oberlauf der Grenff

Straßenverbindungen nach Kleinropperhausen (mit Abzweig nach Schorbach) und nach Weißenborn

Ersterwähnung:

1304

Siedlungsentwicklung:

Auf eine wüste Siedlung weist der Flurname Rimbach (ca. 1 km östlich von Görzhain; 1712: zu Rimbach; vgl. Scharlau, Siedlung, S. 294).

1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Oberaula.

Historische Namensformen:

  • Gerhadishen (1304) [Urkunden A II Kloster Immichenhain]
  • Gerhardeshayn
  • Gerßhayn
  • Gertzhain

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1952/1956

Älteste Gemarkungskarte:

1712

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3530081, 5630630
UTM: 32 U 529995 5628817
WGS84: 50.81031° N, 9.425728° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634020010

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 800 stellbares Land, 250 Wiesen, 10 Gärten, 15 Triesche
  • 1885 (Hektar): 322, davon 199 Acker (= 61.80 %), 85 Wiesen (= 26.40 %), 8 Holzungen (= 2.48 %)
  • 1961 (Hektar): 921, davon 602 Wald (= 65.36 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 20 Hausgesesse
  • 1639: 10 hausgesessene Männer, 3 Witwen
  • 1681: 21 Hausgesesse, 2 Ausschuss, 1 Junggeselle
  • 1750: 2 Schneider, 4 Schmiede, 1 Leineweber, 2 Zimmerleute, 2 Wagner, 1 Müller, 2 Branntweinbrenner, 1 Wirt
  • 1750: 29 Wohnhäuser mit 157 Einwohnern
  • 1834: 242, 1885: 257 Einwohner
  • 1838 (Familien): 38 Ackerbau, 8 Gewerbe, 2 Tagelöhner
  • 1861: 231 evangelisch-reformierte Einwohner
  • 1885: 257, davon 256 evangelisch (= 99.61 %), 1 katholisch (= 0.39 %)
  • 1925: 279, 1939: 305, 1950: 394, 1961: 363 Einwohner
  • 1961 (Erwerbspersonen): 116 Land- und Forstwirtschaft, 34 produzierendes Gewerbe, 19 Handel und Verkehr, 5 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 363, davon 326 evangelisch (= 89.81 %), 37 katholisch (= 10.19 %)

Diagramme:

Görzhain: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Nach 1355: Zubehör des Amtes Neukirchen
  • 1585 und später: Amt Neukirchen
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Oberaula
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Neukirchen
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Ziegenhain

Gericht:

Herrschaft:

1304 verkaufen die Rode, Scheuernschloß und von Wolfshausen dem Kloster Immichenhain ihren Besitz zu Görzhain samt dem Patronatsrecht.

1355 vertauscht Immichenhain Görzhain an die Grafen von Ziegenhain.

Später Zubehör des Amtes Neukirchen.

1469 ist Görzhain an Kloster Immichenhain verpfändet, 1483 an die von Dörnberg (jedoch unbeschadet der landgräflichen Gerichtsbarkeit, vgl. Brauer, ZiegenhainS. 73).

1559 lösen die Landgrafen die dörnbergische Pfandschaft.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.4.1972 mit anderen Gemeinden zur neu gebildeten Gemeinde Ottrau zusammengeschlossen, deren Ortsteil Görzhain seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1304 bekennen die Rode, Scheuernschloß und von Wolfshausen, dass sie ihre Güter in der Dorfschaft Görzhain Kloster Immichenhain verkauft haben (siehe Herrschaft).
  • 1309 erwirbt Immichenhain den Güterbesitz der von Schorbach.
  • 1310 erwirbt Immichenhain den Güterbesitz des Priesters Widerold Libe, dessen Mutter und seiner Geschwister.
  • 1351 verkauft Kloster Immichenhain den Nodung seine Rechte auf das sogenannte Herbortis gut zu Görzhain.
  • 1355 verkauft Johann genannt Hornung Immichenhain sein Erbe in Görzhain. Im gleichen Jahr verkaufen die von Görzhain dem Kloster eine Gülte von ihren Feldern in Görzhain.
  • 1367 erwirbt das Kloster ein Gut zu Görzhain von Metze Krusen, Metze Mollern, Henne und Gele Heren.

Zehntverhältnisse:

Der Zehnte zu Görzhain ist 1585 landgräflich (Vogtei Immichenhain).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Kirche 1304 genannt (Urkunden A II Kloster Immichenhain)

Pfarrzugehörigkeit:

1304 wohl Pfarrkirche (Patronat).

Um 1450: nach Grebenau eingepfarrt

1569: nach Ottrau eingepfarrt

1579 und später: Filialkirche, die wechselnd von Oberaula und Ottrau versehen wird

1585: Görzhain als Pfarrei bezeichnet (Zimmermann, Ökonom. Staat II, S. 97)

Um 1660 und später: Filiale von Lingelbach

Seit 1837: Filiale von Ottrau

Patronat:

1304 verkaufen die Rode, Scheuernschloß und von Wolfshausen zusammen mit ihrem Besitz am Ort auch den Patronat der Kirche dem Kloster Immichenhain.

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen ab 1526.

Kultur

Schulen:

1910 einklassige Volksschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Görzhain, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4592> (Stand: 1.4.2022)