Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Nidda

Stadtteil · 131 m über NN
Gemeinde Nidda, Wetteraukreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

16,5 km nordwestlich von Büdingen

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Gießen – Gelnhausen ("Lahn-Kinzig-Bahn") seit 1870. Die Teilstrecke Hungen - Nidda wurde am 29.6.1870 eröffnet und die Teilstrecke Nidda - Büdingen am 30.10.1870 in Betrieb genommen.

Endbahnhof der Eisenbahnlinie Friedberg – Hungen – Nidda ("Horlofftalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1897) bis zur Stilllegung der Strecke 1960.

Haltepunkt der Eisenbahnlinie Nidda – Schotten (Inbetriebnahme der Strecke 26.5.1888).

Ersterwähnung:

(802-817)

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1206)
  • oppidum (1234)
  • burch und stad zu Nide (1323)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Am Nordostrand Reste einer ehemaligen Wasserburg

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3500656, 5586415
UTM: 32 U 500581 5584620
WGS84: 50.413617° N, 9.008179° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

440016090

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 3788, davon 2874 Acker, 913 Wiesen, - Wald
  • 1961 (Hektar): 987, davon 81 Wald (= 8.21 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1961: 4443, davon 3236 evangelisch (= 72.83 %), 1069 katholisch (= 24.06 %)
  • 1970: 4619 Einwohner

Diagramme:

Nidda: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt (Grafschaft) Nidda und Lißberg, Amt Nidda
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nidda
  • 1820-1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Nidda
  • 1821-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Nidda
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Büdingen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Büdingen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Büdingen
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis

Altkreis:

Büdingen

Gericht:

  • 1821-1879: Landgericht Nidda
  • seit 1879: Amtsgericht Nidda

Herrschaft:

1311 bestätigten und erweiterten Graf Johann [I.] von Ziegenhain und seine Ehefrau Luitgard der Bürgerschaft von Nidda (civium nostrorum in Nydehe) die Privilegien, die sie bereits von den Vorfahren Graf Johanns erhalten haben [Ziegenhainer Regesten online Nr. 1019 = Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen), S. 320-321 Nr. 457]

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Nidda, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Nidda.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 802/817 überträgt Ditnoth dem Kloster Fulda seinen Besitz und drei Hörige in Nidda.
  • Graf Bertold von Nidda übergibt 1187 den Johannitern die Pfarrei Nidda mit Zubehör mit Angabe der Zeugen und der einzelnen Güter.
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1187: Pfarrei

Patrozinien:

  • Johannes Baptista (der Täufer) [1409]

Pfarrzugehörigkeit:

1187 gehörten zum Kirchspiel Eichelsdorf und Rachelshausen, 1577 waren es Unterschmitten, Raun und Kohden, Michelnau war Filiale. Eichelsdorf war damals selbständig

Patronat:

Ursprünglich die Grafen von Nidda, 1187-1585 die Johanniterkommende Nidda, dann an die Landgrafen von Hessen

Diakonische Einrichtung:

seit 1879 Diakonissen von Nonnenweier im Ort; Kindergarten 1949 -1961 durch Diakonissen des Elisabethenstift Darmstadt betreut (Angabe basiert auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen gibt es in Nidda um 1900 eine Kleinkinderschule im Pfarrhaus neben der Kirche, Kirchplatz dient als Spielplatz, ein Hospital für 10-11 Arme; die Kleinkinderschule wird 1879 gestiftet, hat ein eigenes Gebäude neben der Kirche, wird von Schwestern aus Nonnenweier betreut; im Vorstand sind die beiden Pfarrer des Ortes, der Bürgermeister und vier Gemeinderatsmitglieder; der Kindergarten wird auch durch die Vereine genutzt;

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Pistorius von Nidda 1526-1580, bis 1526 Ordensperson im Johanniterhaus

Kirchliche Mittelbehörden:

Erzbistum Mainz, Archidiakonat Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Nidda

Juden:

Nach der vermuteten Verfolgung von Juden in der Stadt liegt eine gesicherte Ansiedlung von Juden erst für das Jahr 1509 vor, danach erst wieder für die Zeit ab Mitte des 17. Jahrhunderts.

1828: 40, 1900: 95 Juden

1878 Errichtung Synagoge, Mikwe; zwei Friedhöfe

Kultur

Schulen:

Existenz einer Klosterschule der Johanniter, 1536 Umwandlung in eine lutherische Lateinschule durch Dr. Johannes Pistorius mit zwei Schulmeistern, besteht bis etwa 1800

1841 bis 1880 eine Volksschule, Erweiterung zur Höheren Bürgerschule, 1910 Volksschule mit sechs Klassen, 1925 Realschule, 1937 Oberschule für Jungen, 1945 Realgymnasium

1890 Gewerbeschule

Hospitäler:

1570 Hospital verwaltet durch evangelische Kirche

1596 Siechhaus vor der Vrstadt Rauna

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Landwirtschaft und Handwerk bilden Grundlagen der Wirtschaft, dazu bis ins 19. Jahrhundert Leinenweberei und Strumpfwirkerei.

um 1950 Holzverarbeitung (3 Sägewerke), Papierindustrie, Kunstgewerbe als Wirtschaftsbereiche

Markt:

1532 Wochenmarkt, 1551 Bestätigung von 2 Jahrmärkten

1771 zwei Viehmärkte

Münze:

seit 1226 Münzstätte der Grafen von Ziegenhain, ebenso in hessisch-landgräflicher Zeit (1471-1509)

1622 Errichtung einer neuen Münzstätte durch Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt (1596-1626), Prägung von Kipperkreuzern und Doppelpfennigen, Talern, Halbtalern

nach 1627 Einstellung der Münzprägung

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Nidda, Wetteraukreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12143> (Stand: 24.5.2023)