Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Friedberg

Stadtteil · 151 m über NN
Gemeinde Friedberg (Hessen), Wetteraukreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Kassel – Frankfurt am Main ("Main-Weser-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 10.5.1850, 9.11.1850).

Endbahnhof der Eisenbahnlinien Hanau – Friedberg (Inbetriebnahme der Strecke 15.9.1881), Friedberg – Hungen – Nidda ("Horlofftalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1897) und Friedberg – Friedrichsdorf (Inbetriebnahme der Strecke 15.7.1901). Auch der Bahnhof Friedberg Süd ist Bahnhof der Linie Friedberg-Friedrichsdorf.

Ersterwähnung:

1216

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • cives (1219)
  • civitas (1220)
  • Römerkastell

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • An der Stelle eines Römerkastells nördlich der Stadt durch Wassergraben abgetrennte umfangreiche Burganlage.
  • Reichsburg Friedberg

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3482624, 5577965
UTM: 32 U 482556 5576174
WGS84: 50.337395° N, 8.75488° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

440008040

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 1350, davon 145 Acker, 54 Wiesen, 1152 Wald (Burg)
  • 1854 (Morgen): 2285, davon 2114 Acker, 142 Wiesen, - Wald (Stadt)
  • 1961 (Hektar): 1250, davon 0 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1961: 17311, davon 11976 evangelisch (= 69.18 %), 4705 katholisch (= 27.18 %)
  • 1970: 16836

Diagramme:

Friedberg: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1787: Die Reichsstadt Friedberg befindet sich im Pfandbesitz der Burggrafschaft Friedberg
  • 1803: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Reichsstadt Friedberg (ohne die Burg und deren Gebiet)
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Stadt Friedberg
  • 1820-1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Ämter Friedberg und Burg Friedberg
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Butzbach
  • 1829-1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Friedberg (verlegt aus Butzbach)
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Friedberg
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis

Altkreis:

Friedberg

Gericht:

  • 1821-1879: Landgericht Friedberg
  • seit 1879: Amtsgericht Friedberg

Gemeindeentwicklung:

Am 1.10.1901 Eingliederung der Gemeinde Fauerbach.

1.1.1961: Umgemeindung des Wohnplatzes Obermörler Weg (60 Einw.) von der Gemeinde Ockstadt

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Friedberg, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Friedberg.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • um 1222: Pfarrer
  • 1245: Burgkapelle
  • 1345: Pfarrer in der Burgkapelle

Patrozinien:

  • Georg (Georgius); Antonius [1306] (Burg)
  • Maria [1318]

Pfarrzugehörigkeit:

1245: Trennung von der Mutterkirche in Straßheim und Erhebung zur eigenständigen Pfarrei mit der Friedberg-Burgpfarrei als Filial

1308: Trennung von Friedberg und Burgpfarrei

Patronat:

1306: Reichsbesitz

1314: Ruprechtskloster bei Bingen

1560: Stadt Friedberg

Burg-Pfarrei:

1493: Burggraf und Burgmannen der Burg Friedberg

Beginen:

a) Moniales urkundlich nachweisbar 1295 bis 1387 und 1505 (darunter Elisabeth von Gambach 1351 und 1352, Deo devota gennant, 1387 Cuntzel von Karben); b) hinter der Schule auf der Südseite der Stadtkirche leben 1387 Susterrn, 1404 sog. „Geistnonnen“, 1501 in Rechnungen der Leonhardskirche

Diakonische Einrichtung:

Diakonissen in Friedberg von 1914 bis 1960, ein Kandidatenheim am Predigerseminar 1946 -1960, Kindergarten 1945 – 1959, Versorgungsanstalt 1914 -1934 (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); nach Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen besteht um 1900 ein Hospital, das durch Diakonissen des Elisabethenstifts in Darmstadt betreut wird; laut Hundertzwanzig Jahre Elisabethenstift Darmstadt, S. 18 existiert bereits 1883 eine Station des Elisabethenstifts Darmstadt; nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 3, ein Kindergarten mit 2 Kräften

Bekenntniswechsel:

Evangelische Bewegung um 1525 belegt. Evangelische Predigten bereits durch Wolfgang Haber, Pfarrer von 1530 bis 1533, ehemaliger Altarist in der Burg Friedberg, Stadt und Burg zögern jedoch die Einführung der Reformation hinaus.

Erster evangelischer Pfarrer: Wilhelm Wipperfürt 1541-1546, nachdem die Gemeinde trotz Verbots in den Jahren zuvor lutherische Gottesdienste in Ober-Rosbach und auf dem Johannisberg besucht hatte.

1569 Einführung einer evangelischen Kirchenordnung.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Archidiakonat St. Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Friedberg

Juden:

Juden schon vor 1349 ansässig

Judenschule (1350; 1404; 1485) in unmittelbarer Nähe zum alten Rathaus (Haupstraße/Sporergasse); Hochschue für Rabbiner; östlich davon das Judenbad (1350; 1400)

Friedhof: seit 1523 am südliche Ortsrand vor dem äußeren Mainzer Tor

1683: 75 jüdische Familien, 1729: 72, 1788: 468 Juden, 1900: 400, 1910: 491, 1925: 380, 1933: 305

Kultur

Schulen:

1381 Schule nachgewiesen; 1543 Gründung einer Lateinschule; 1548 Gründung eines Pädagogiums; 1839 Vereinigung mit Volksschule zur "Musterschule"

1850 Realschule mit Progymnasium; 1898 Gymnasium mit Realschule; 1937 Oberschule; 1945 Gymnasium und Realschule; 1956 Altsprachliches Gymnasium; 1956 Aufbaugymnasium

1817-1927 Evangelisches Lehrerseminar; seit 1837 evangelisches Predigerseminar

1837 Taubstummenschule; 1850 Blindenanstalt

1905 Höhere Mädchenschule, 1919 Lyzeum, Frauenschule, Fröbelkindergarten, 1956 Gymnasium für Mädchen

1805 Handwerkerschule, 1855 Gewerbliche Berufsschule und Handelsschule, 1871 Ackerbauschule, 1894 Obstbauschule

1901 Privates Polytechnikum

Hospitäler:

1310 Leprosen (Gutleut-)haus, auch Hospital zum Hl.Geist in der Vorstadt

1791 Neues Hospital und Armenhaus

1910 Krankenhaus, 1912 Neubau der Blindenanstalt

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

Bedeutender Rast- und Handelsplatz seit dem 13. Jahrhundert; Entstehung eines differenzierten Handwerksbereiches; Zünfte im 14. Jahrhundert nachgewiesen für Wollweber, Leineweber, Färber, Lohgerber

1355 neues Waag- und Kaufhaus

wirtschaftlicher Niedergang durch Fehden, Brand, Seuchen

in der Neuzeit Großhandel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Vieh

1883 Zuckerfabrik, Brauereien, Apfelweinkeltereien, Malzkaffeeherstellung, Fabriken für Farben, Lacke, Maschinen, Handschuhe

Markt:

1332 Erweiterung der Märkte zu längeren wichtigen Messen

1530 Karl V. gewährt zwei neue Märkte, Bestätigung durch Rudolf II ( 25.1. Kalter Markt, Ostermarkt, Oster- und Pfingstmarkt

seit 1854 Fruchtmärkte

Münze:

1220-25 kaiserliche Münzstätte unter Kaiser Friedrich II.

1541 Verleihung des Münzrechts durch Karl V. an die kaiserliche Burg, nicht an die Stadt, intensive Nutzung des Rechtes bis 1804

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Friedberg, Wetteraukreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12056> (Stand: 25.8.2023)