Historisches Ortslexikon
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Schlüchtern
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Stadtteil · 207 m über NN
Gemeinde Schlüchtern, Main-Kinzig-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Stadt
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Lage und Verkehrslage:
Bahnhof der Eisenbahnlinie Bebra – Hanau – Frankfurt am Main ("Bebraer Bahn";"Bebra-Hanauer-Bahn") (Inbetriebnahme der Strecke 15.12.1868, 1.5.1914).
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Ersterwähnung:
993
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Siedlungsentwicklung:
1928 erfolgt die Eingemeindung von Teilen des aufgelösten Gutsbezirks Forst Steinau.
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Historische Namensformen:
- Sluohderin (993) [MGH Diplomata Könige 2,2, Otto III. : Sickel, S. 550-551, Nr. 140]
- Sluohterin (999) [MGH Diplomata Könige 2,2, Otto III. : Sickel, S. 741-742, Nr. 315]
- Sluderin (1003) [MGH Diplomata Könige 3, Heinrich II. : Bresslau, S. 42-43, Nr. 37]
- Sluohterin (1025) [MGH Diplomata Könige 4, Konrad II. : Bresslau, S. 39-40, Nr. 37]
- Solitariensis (1099)
- Slůhteren, de (1157) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S. 67-68, Nr. 95]
- Sluthere, in (1167) [Urkundenbuch der Herren von Hanau 1, S. 79-81, Nr. 101]
- Sluchter (1175) [HStAD Bestand A 2 Nr. 168/10]
- Sluchtern, in (1326) [HStAM Bestand Urk. 69 Nr. 661]
- Slo͑chter (1420) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 765]
- Schluchter (1506) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 1379]
- Schlüchtern (1567) [HHStAW Bestand 171 Nr. R 429]
- Schleu͛chtter (1606) [HStAM Bestand Urk. 75 Nr. 1723]
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Bezeichnung der Siedlung:
- Flecken (1550)
- Stadt (1562)
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Burgen und Befestigungen:
- Westlich der Altstadt dreigeschossiges Gebäude mit Buckel-Eckquadern an der Stelle einer Wasserburg. In der Frühen Neuzeit merhfach verändert. Ursprünglich außerhalb der Stadtmauer gelegen, wurde es später in diese einbezogen.
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3537352, 5579206
UTM: 32 U 537262 5577414
WGS84: 50.347627° N, 9.523726° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
435025110
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 1370, davon 444 Acker (= 32.41 %), 312 Wiesen (= 22.77 %), 463 Holzungen (= 33.80 %)
- 1961 (Hektar): 1441, davon 578 Wald (= 40.11 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1538: 153 Steuernde
- 1633: 169 Haushaltungen und 31 Gefreite
- 1753: 280 Haushaltungen, 18 Juden mit zusammen 1322 Personen
- 1812: 257 Feuerstellen, 1425 Seelen
- 1885: 2635, davon 2137 evangelisch (= 81.10 %), 124 katholisch (= 4.71 %), 1 andere Christen (= 0.04 %), 372 Juden (= 14.12 %), 1 andere (= 0.04 %)
- 1961: 5761, davon 4118 evangelisch (= 71.48 %), 1515 katholisch (= 26.30 %)
- 1970: 12044
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Grafschaft Hanau-Münzenberg, Amt Schlüchtern (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
- 1806/7-10: Kaiserreich Frankreich, Fürstentum Hanau, Amt Steinau (Militärverwaltung)
- 1810-1813: Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau, Distrikt Steinau
- 1816: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Hanau, Amt Steinau
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Schlüchtern
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hanau
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Schlüchtern
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Schlüchtern
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Schlüchtern
- 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Schlüchtern
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis
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Altkreis:
Schlüchtern
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Gericht:
- Gericht und Amt, das als Lehen Alb. von Grumbach vom Stift Würzburg ausgegeben wurde. Nach seinem Tode 1243 Teilung in zwei Gerichte, das hanauische und das trimbergische. Zum hanauischen Gericht gehörten Bellings, Hohenzell und Marjoss, zum trimbergischen Breitenbach, Hintersteinau, Kressenbach, Niederzell und Wallroth. Schlüchtern selbst war unter beide geteilt.
- 1822: Justizamt Steinau / Assistenzamt Schlüchtern
- 1832: Justizamt Schlüchtern
- 1867: Amtsgericht Schlüchtern
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Gemeindeentwicklung:
Seit 01.12.1969 ist Schlüchtern Stadtteil der Stadt Schlüchtern. Zur Entwicklung der Stadtgemeinde mit Einführung der hessischen Gebietsreform s. Schlüchtern, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Schlüchtern.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- Ursprünglich Reichsbesitz der an das Kloster vergeben wird. Später würzburgisches Lehen der Grafen von Rieneck, die ihn 1316 an Hanau abtreten. Grundherr war der Abt.
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Ortsadel:
1157-1525
- Kirche und Religion ↑
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Patrozinien:
- Maria [1500]
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Pfarrzugehörigkeit:
Zur Pfarrkirche gehörten 1167 die Kirchen von Elm, Kressenbach und (Hinter-)Steinau.
Zur protestantischen Pfarrei der Klasse Schlüchtern sind Niederzell und die Klosterhöfe Distelrasen, Drasenberg, Gumberts und Röhrigs eingepfarrt.
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Patronat:
Kloster
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Klöster:
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Diakonische Einrichtung:
1853 Knaben-Rettungs- und Erziehungsanstalt zu Hof Reith, organisiert nach Muster des „Rauhen Hauses“; Kreiskrankenhaus Eröffnung 29.11.1898; 11.11.1899 Diakonissenstation; Kleinkinderschule – Gründung am 8.11.1897, seit 1900 in eigenem Gebäude; zwei Diakonissen arbeiten im Krankenhaus; im Gründungsjahr 18 Kranke; eine weitere Schwester seit 1899 für Jungfrauenverein und Mütterverein, eine vierte als Schulschwester vom dortigen Diakonieverein angestellt; alle wohnen im Hospital Rudolf Francke, Die christliche Liebestätigkeit in Kurhessen. Kassel 1904; nach Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu Cassel, S. 332-333 gibt es 1913 bereits fünf Schwestern bereits; Neubau des Kreiskrankenhauses mit Einweihung 1913; Diakoniestation bis 1936 (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus); 1956 - 1971 Schwesternstation (Landeskirchliches Archiv Kassel, E 1 Schlüchtern Pfarrarchiv Schlüchtern)
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: Peter Lotichius, Abt des Klosters, führt 1543 im Kloster und allen abhängigen Kirchengemeinden die Reformation ein.
Reformierter Bekenntniswechsel
Neben der reformierten Gemeinde bestand eine lutherische.
Seit 1818 unierte Pfarrei.
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Juden:
seit dem 17. Jahrhundert genannt; 1707: 13 jüdische Familien, 1753: 90 Juden, 1776: 105, 1835: 298, 1858: 244, 1895: 375; Anfang 1933: über 400 jüdische Personen
1671 Errichtung einer Synagoge am Obertor, Neubau 1898
jüdische Elementarschule; Friedhof
- Kultur ↑
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Schulen:
1539/40 Umwandlung der Klosterschule (Lateinschule) in Ausbildungsstätte für Prediger und Lehrer; 1698 lutherische Schule, 1829 Auflösung und Umwandlung in ein Progymnasium
1928 Ulrich-von-Hutten-Schule als Aufbauschule, 1946 gymnasialer Zweig, seit 1954 Aufbaugymnasium
seit Anfang des 17. Jahrhundert Volksschule, 1833 Teilung der Elementarklassen; 1910 Volksschule mit vier Klassen
1836-1941 Präparandenschule mit Lateinschule
1845 Handwerksschule; 1852 Industrieschule; 1935 Landwirtschaftsschule
1836-1925 Lehrerseminar, Verlegung aus Marburg
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Hospitäler:
Entstehung eines Hospitals im 11. Jahrhundert parallel zur Klostergründung; Neubau des Hauses in der Hospitalstraße 1865; große Probleme durch die Inflation nach dem Ersten Weltkrieg; 1926 Nutzung als Wanderherberge mit 21 Betten, Wohnung für die Gemeindeschwester (Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 335)
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Wirtschaft ↑
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Mittelpunktfunktion:
Zum Amt gehörten 1787 Ahlersbach, Bellings, Breitenbach, Hintersteinau, Hohenzell, Kressenbach, Marjoß, Niederzell, Reinhards, Schlüchtern (Stadt), Wallroth mit Mühldorf, Lindenberg, Neidhof, Rohrbacher Hof sowie die Klosterhöfe Drasenberg, Gobertshof (= Gomfritz), Raith und Röhrigs.
Stadt und Amtsgerichtsort
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Wirtschaft:
Landwirtschaft mit Schwerpunkt auf Viehzucht, Obst- und Tabakanbau: bedeutender Viehhandel und Vielzahl an Fleischverarbeitunsgbetrieben (1729 30 Metzgermeister); Obstverarbeitung als Obstwein, Trockenobst; 17. - 19. Jahrhundert Tabakindustrie
1845 Leineweberei, Handwerk für den örtlichen Bedarf
um 1925 Seife-, Ölproduktion neben Viehhandel als wichtige Wirtschaftsbereiche
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Mühlen:
Im Bereich der Stadtgemarkung befanden sich die Hutzelmühle (auch Fuldische oder Walk-Mühle) vor dem Krämertor, die Hildebrandmühle (auch genannt als Mühle im Sach, Christenmühle, Kösgen- oder Kästches-Mühle), die Klostermühle im Hofbereich des früheren Klosters, die Klöbersmühle (auch Hofmühle genannt) am Untertor sowie die Riedscheider (auch Richtscheider) Mühle am südlichen Ortsausgang. Sie lagen alle an von der Kinzig abgeleiteten Mühl- oder Betriebsgräben.
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Markt:
seit 1331 Märkte benannt
1866: 6 Kram-, 2 Viehmärkte (Kalter Markt im November, Heller Markt an Mariä Lichtmess)
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 426-427 (mit Gericht)
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 371
- Nistahl, Geschichte des Klosters Schlüchtern
- Klein, Geschichte des Mühlenwesens, S. 78-83
- Germania Benedictina 7: Benediktinerklöster Hessen, S. 916-940
- Hessisches Städtebuch, S. 386-388
- Aschkewitz, Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau, S. 653ff
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd.2
- Zitierweise ↑
- „Schlüchtern, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12553> (Stand: 26.5.2023)