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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 107. Hanau

Rückingen

Ortsteil · 112 m über NN
Gemeinde Erlensee, Main-Kinzig-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5,5 km nordöstlich von Hanau

Lage und Verkehrslage:

Bahnhof der Eisenbahnlinie Hanau – Langenselbold – Ronneburg/Hüttengesäß (Inbetriebnahme der Strecke 1.10.1896) bis zur Stilllegung der Strecke am 31.3.1931 (Strecke ab hier bis Hüttengesäß bereits im Juli 1928 stillgelegt).

Ersterwähnung:

1173

Siedlungsentwicklung:

Am Südrand von Rückingen befand sich das Römerzeitliche Kohortenkastell Altenburg mit Mithräum, Ziegelei und Badegebäude

Historische Namensformen:

  • Ruckingin (1173)
  • Ruckingen (nach 1220)
  • Ruggingin (1248)
  • Rockingen (1366)
  • Rickengen (1370)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Am Südrand des Ortes Hauptgebäude einer ehemals von Gräben umgebenen Burg. 1404 durch Kaiser Ruprecht und den Städtebund zerstört.
  • Die 1248 urkundlich genannte Burg war Lehen der 1463 mainzisches Lehen der Isenburger, die sie als Afterlehen an die Ganerben von Rückingen und von Rüdigheim ausgaben.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3499256, 5557994
UTM: 32 U 499182 5556210
WGS84: 50.158111° N, 8.988542° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

435007020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 457, davon 119 Acker (= 26.04 %), 217 Wiesen (= 47.48 %), 77 Holzungen (= 16.85 %)
  • 1961 (Hektar): 484, davon 74 Wald (= 15.29 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1545: 10 Zinsplichtige für Selbold
  • 1885: 1159, davon 1094 evangelisch (= 94.39 %), 22 katholisch (= 1.90 %), 43 Juden (= 3.71 %)
  • 1961: 4027, davon 2769 evangelisch (= 68.76 %), 1121 katholisch (= 27.84 %)
  • 1970: 5123

Diagramme:

Rückingen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Dorf des Gerichts Langenselbold
  • 1787: Fürstentum Isenburg-Birstein, Amt Wenings, Gericht Diebach
  • 1816: Kurfüstentum Hessen, Amt Wenings, Gericht Diebach
  • 1821: Kurfüstentum Hessen, Kreis Gelnhausen
  • 1830: Kurfüstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
  • 1848: Kurfüstentum Hessen, Bezirk Hanau
  • 1851: Kurfüstentum Hessen, Provinz Hanau, Landkreis Hanau
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hanau
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Hanau
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Hanau
  • 1968: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Hanau
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Kinzig-Kreis

Altkreis:

Hanau

Gericht:

  • 1822: Kurfürstlich-Hessisches Fürstlich-Isenburgisches Justizamt Langenselbold
  • 1850: Justizamt Langenselbold
  • 1867: Amtsgericht Langenselbold
  • 1968: Amtsgericht Hanau

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1970 zusammen mit Langendiebach zur neugebildeten Gemeinde Erlensee.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1324 im Besitz des Erzstifts Mainz, 1463 als mainzisches Lehen an Isenburg ausgetan, die es an die von Rückingen und von Rüdigheim weiterverlehnten. Erben derer von Rückingen waren die von Fargel, seit 1714 die von Kameytzki.

Ortsadel:

1173-1666

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1311 wird eine Kapelle erwähnt.
  • 1396: plebanus

Pfarrzugehörigkeit:

1311 Filiale von Langendiebach, um 1375 zum Landkapitel Roßdorf gehörig.

bis 1596 Filial von Langendiebach

Patronat:

1565 nahmen die von Rückingen und die von Rüdigheim gemeinsam das Patronatsrecht wahr.

Für die protestantische Pfarrei: Fürst von Isenburg-Birstein.

Klöster:

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 276 eine Gemeindestation mit einer Schwester, Kleinkinderschule mit einer Kleinkinderpflegerin, Handarbeitsschule mit einer Handarbeitsschwester

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Strauch 1596-1597

Die Herren von Rückingen widersetzten sich der Einführung des reformierten Bekenntnisses.

Seit 1818 unierte Pfarrei.

Da bis 1596 Filial von Langendiebach, Einführung der Reformation vermutlich unter dem Langendiebacher Pfarrer Nikolaus Weber ab 1537.

Kirchliche Mittelbehörden:

Protestantische Pfarrei der Klasse Bücherthal.

Juden:

Niederrodenbach gehört zur Gemeinde.

1835: 44; 1861: 41; 1905: 36 Juden

1465 wohnte ein jüdischer Geldhändler im Ort. In den 1480er Jahren wurden die jüdischen Toten auf dem Frankfurter Friedhof bestattet. Im 16. Jahrhundert fand keine Vertreibung der Rückinger Juden statt.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit vier Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mühlen:

An der Kinzig, in der Nähe der alten Kinzigbrücke von Rückingen nach Niederrodenbach sogenannte Rückinger Mühle, ehemals bis 1960 Getreidemühle, heute zur Stromerzeugung genutzt.

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Rückingen, Main-Kinzig-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/12423> (Stand: 14.8.2023)