Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4821 Fritzlar
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 30. Fritzlar
Gerichtsstätten
Lindenplatz in Geismar (Fritzlar)

Weitere Informationen

Geismar

Stadtteil · 200 m über NN
Gemeinde Fritzlar, Schwalm-Eder-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

1 km nordwestlich von Fritzlar.

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss und dichter Gehöftanordnung auf einem nach Südwesten zum Elbetal abfallenden Hang. Kirche auf quadratisch ummauertem Wehrkirchhof in zentraler Lage; nach Nordosten Ortsumriss durch halbkreisförmig umlaufende Gasse bestimmt.

Auf die Straße Züschen - Fritzlar trifft die Straße von Wellen.

Ersterwähnung:

723

Siedlungsentwicklung:

Am Süd-Ausgang von Geismar ausgedehnte frühgeschichtliche Siedlung ergraben, die ehemals ca. 9 Hektar umfasst hat. Beginnend um Christi Geburt hat diese Siedlung nach Ausweis des reichen Fundmaterials während des ganzen ersten nachchristlichen Jahrtausends bestanden. Siehe auch unter Geismar (Wüstung).

Historische Namensformen:

  • Gaesmare (722/23) [IX] (Vita Bonif. Monumenta Germaniae Historica Scriptores rerum Germanicarum capitulum 6 S. 31)
  • Gesmari (774) [XII] (Vita Wigb. Monumenta Germaniae Historica Scriptores XV, 1 capitulum 5 S. 39)
  • Geismar, in (1209)
  • Gesmar, in (1238)
  • Geysmor (1343)
  • Gyßmar, von (1438)
  • Geißmar (1575/85)

Bezeichnung der Siedlung:

  • 722/23: locus, villa
  • 1295: villa
  • 1364: Dorf

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Am Süd-Ausgang von Geismar ausgedehnte frühgeschichtliche Siedlung ergraben, die ehemals ca. 9 Hektar umfasst hat. Beginnend um Christi Geburt hat diese Siedlung nach Ausweis des reichen Fundmaterials während des ganzen ersten nachchristlichen Jahrtausends bestanden. Siehe auch unter Geismar (Wüstung).

Umlegung der Flur:

1894/1895, 1898/1899

Älteste Gemarkungskarte:

1684

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3517556, 5667036
UTM: 32 U 517475 5665209
WGS84: 51.138074° N, 9.249781° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

634005030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1579: 46 landgräfliche Huben
  • 1742 (Kasseler Acker): 2457 Land, 367 Wiesen und Weinberge, 327 Wald
  • 1842 (Kasseler Acker): 3770, davon 2161 Land
  • 1885 (Hektar): 1082, davon 542 Acker (= 50.09 %), 83 Wiesen (= 7.67 %), 327 Holzungen (= 30.22 %)
  • 1961 (Hektar): 1081, davon 339 Wald (= 31.36 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1575/85: 38 Hausgesesse. 1579: 44 Rauchhühner
  • 1639: 20 verheiratete, 12 verwitwete Hausgesesse, 6 Paar Beiwohner. 1682: 46 Hausgesesse
  • 1735: 79 Mannschaften. 1742: 81 1/2 Häuser. 1747: 87 Mannschaften
  • 1834: 801, 1885: 689 Einwohner
  • 1861: 713 evangelisch-reformierte, 2 evangelisch-lutherische, 2 unierte Einwohner
  • 1885: 689, davon 687 evangelisch (= 99.71 %), 0 katholisch, 2 Juden (= 0.29 %)
  • 1925: 669, 1939: 683, 1950: 1052, 1961: 874 Einwohner.
  • 1961 (Erwerbspersonen): 180 Land- und Forstwirtschaft, 170 Produzierendes Gewerbe, 37 Handel und Verkehr, 48 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 874, davon 818 evangelisch (= 93.59 %), 52 katholisch (= 5.95 %)

Diagramme:

Geismar: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1403, 1497: Landgrafschaft Hessen, Amt Gudensberg
  • 1575/85: Amt Gudensberg; niederes und peinliches Gericht Hessen
  • 1742: Amt Gudensberg
  • 1803: Amt Fritzlar
  • 1807: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton und Friedensgericht Fritzlar
  • 1814: Kurfürstentum Hessen, Fürstentum Fritzlar, Amt Fritzlar
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Fritzlar
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Fritzlar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Fritzlar
  • 1932: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Fritzlar-Homberg
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis

Altkreis:

Fritzlar-Homberg

Gericht:

  • 1399: Landgraf Hermann belehnt den Fritzlarer Bürger Berthold Grebe mit dem Untergericht zu Geismar, das ehedem dessen verstorbener Vetter Volkmar Grebe innehatte (Belehnungen an die Grebe folgen bis 1458, dann an die Schrendeisen).
  • Flurname Galgengrund
  • 1575/85: Amt Gudensberg; niederes und peinliches Gericht Hessen
  • 1807: Friedensgericht Fritzlar
  • 1822: Justizamt Fritzlar
  • 1867: Amtsgericht Fritzlar
  • 1879: Amtsgericht Fritzlar

Herrschaft:

1312: Zur Burg Gudensberg gehörig; Landgraf verpfändet Geismar an den Graf Heinrich von Waldeck.

1341 überlässt Ludwig von Waldeck seinem Bruder Heinrich gegen eine Geldrente das Dorf Geismar.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform neben anderen Gemeinden als Stadtteil Fritzlar, Stadtgemeinde eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1291: Gerlach Latrifex, Bürger zu Fritzlar, verkauft dem Kloster Breitenau einen Acker in der Gemarkung Geismar.
  • 1295: Die Fritzlarer Familie Grebe verkauft dem Kloster Haina 2 Hufen mit Höfen zu Geismar.
  • 1305: Heinrich, Propst zu St. Michael-Heidelberg, verkauft dem Kloster Breitenau seine Güter zu Geismar.
  • 1312: Kloster Haina kauft Güter zu Geismar.
  • 1343: Apel Katzmann, Bürger zu Fritzlar, vertauscht dem Fritzlarer Scholaster 2 Hufen zu Geismar.
  • 1344: Die von Felsberg vertauschen dem Fritzlarer Scholaster 4 Äcker zu Geismar; Adelheid, Witwe des Hermann von Kirchberg, vertauscht dem Fritzlarer Scholaster 4 Äcker zu Geismar.
  • 1345: Deinhard von Hebel vertauscht dem Stift Fritzlar 4 Äcker zu Geismar.
  • 1357: Heinrich von Hanstein, mainzischer Amtmann zu Fritzlar, verpfändet die Reidehufe zu Geismar.
  • 1364: Altstadt Gudensberg verbürgt sich für Landgrafen Heinrich und Otto wegen eines Zinses aus Dorf Geismar; die Landgrafen weisen dem Offizial zu Fritzlar und 2 Gudensberger Burgmannen eine Gülte zu Geismar an.
  • 1369: Johann von Waldeck verkauft dem Fritzlarer Bürger Heinrich Durin 5 Morgen Land zu Geismar.
  • 1377: Landgraf Hermann verkauft dem Happel Katzmann, Bürger zu Fritzlar, eine Gült aus Dorf und Dorfmark Geismar.
  • 1425: landgräfliche Männer zu Geismar genannt.
  • 1440: Stift Fritzlar belehnt die von Hebel mit einem Hof zu Geismar.
  • 1493: Landgraf Wilhelm befreit Geismar von Diensten.
  • 1530: Landgraf Philipp verkauft einem Gudensberger Bürger einen Zins zu Geismar.
  • 1546: Landgraf Philipp verschreibt einem Einwohner zu Gudensberg einen Zins aus 2 Hufen Land des Kloster Breitenau zu Geismar.

Zehntverhältnisse:

1209, um 1250: Stift Fritzlar hat Zehnteinkünfte in Geismar (und eine Mühle); ebenso 1275, 1280

Ortsadel:

1145-1628

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1266: ecclesia
  • 1359: pherner tzu sante Peter

Pfarrzugehörigkeit:

Pfarrkirche;

etwa 1544 mit Haddamar zu einer Pfarrei vereinigt

1575/85 und 1682: Haddamar nach Geismar eingepfarrt

Bis 1746: Haddamar Vikariat von Geismar

Seit 1747: Haddamar Filiale von Geismar

Patronat:

Patronat vor der Reformation: Stift St. Peter - Fritzlar

1575/85 und später: Landgraf Patron

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 41 Gemeindestation mit einer Schwester, Kleinkinderschule

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Hefenträger 1521-13.8.1525, 1521 zum Priester geweiht, ebenfalls Pfarrer im Kloster der Augustinerinnen in Fritzlar, wandte sich von der katholischen Kirche ab und verließ 1525 mit Frau und Kind Geismar, nahm 1529 am Marburger Religionsgespräch teil, wirkte als Reformator in Waldeck.

Kirchliche Mittelbehörden:

Archipresbyterat Fritzlar

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1427: Plünderung durch Mainz

Wirtschaft

Mühlen:

Stift Fritzlar hat 1209 und um 1250 Zehnteinkünfte in Geismar (und eine Mühle); ebenso 1275, 1280

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Geismar, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4118> (Stand: 1.12.2022)