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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 14. Zierenberg

Niederelsungen

Stadtteil · 240 m über NN
Gemeinde Wolfhagen, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

7 km nordnordöstlich von Wolfhagen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit geringer Siedlungsdichte und einfachem Grundriss in ebenem Gelände am Mittellauf der Duse, einem südöstlichen Zufluss der Erpe. Kirche im Osten des Ortes. Moderne Siedlungsentwicklung entlang der Ausfallstraßen nach Nordwesten und Südosten. Im Norden verläuft die A 44 (Dortmund-Kassel). Verbindungsstraßen nach Bruna, Oberelsungen, Nothfelden und Ehringen.

Ersterwähnung:

(775-786)

Weitere Namen:

  • Nieder-Elsungen
  • Elsungen, Nieder-

Siedlungsentwicklung:

Eisenzeitlicher Ringwall Burgberg 1,5 km südwestlich von Niederelsungen

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den frühen Namensformen vor 1200 ohne differenzierenden Zusatz muss offen bleiben, ob sie auf Nieder- oder auf Oberelsungen zu beziehen sind.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • locus (8./9. Jahrhundert)
  • villa (8./9. Jahrhundert)
  • villa (1324)
  • Dorf (1341)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1868

Älteste Gemarkungskarte:

1793

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3513295, 5694937
UTM: 32 U 513216 5693099
WGS84: 51.388975° N, 9.189934° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633028060

Frühere Ortskennziffer:

633028050

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1092, davon 776 Acker (= 71.06 %), 67 Wiesen (= 6.14 %), 171 Holzungen (= 15.66 %)
  • 1961 (Hektar): 1090, davon 182 Wald (= 16.70 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Niederelsungen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • a) Elsungen (= Niederelsungen oder Oberelsungen):
  • 9. Jahrhundert: in regione Saxonie
  • 9. Jh.: Hessengau (in pago Hassorum) [Breviarium sancti Lulli, S. 18]
  • b) Niederelsungen:
  • Gericht Schartenberg
  • 965: Hessengau, Grafschaft des Grafen Elli (in pago Hassonum in comitatu Elli comitis; gilt zumindest für Rösebeck, vgl. Besitz)
  • 973: Hessengau, in den Grafschaften der Grafen Gumbon und Reginwerth (in pago Hassim et in comitatibus Gumbonis et Reginwerthi comitum)
  • 1535: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Schartenberg
  • 1572: Landgrafschaft Hessen, Amt Zierenberg, Gericht Malsburg
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Wolfhagen
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Zierenberg
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Wolfhagen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Wolfhagen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Wolfhagen
  • 1971: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel, Stadt Wolfhagen (s. Gemeindeentwicklung)

Altkreis:

Wolfhagen

Gericht:

  • Gericht Schartenberg
  • 1572: Gericht Malsburg
  • 1787 wurde auch die andere Hälfte des Gerichts von Hessen an die von Malsburg abgetreten
  • 1821: Justizamt Volkmarsen
  • 1833: Justizamt Zierenberg
  • 1867: Amtsgericht Zierenberg
  • 1879: Amtsgericht Volkmarsen
  • 1945: Amtsgericht Wolfhagen

Herrschaft:

953 schenkte König Otto I. dem Magdeburger Moritzkloster Besitz, den er von dem Lehnsmann Billing eingetauschten Besitz, worunter sich auch Elsungen befand. 965 erhielt das Magdeburger Moritzstift den Königshof Rösebeck (Kreis Höxter, Stadt Borgentreich), zu dessen Zubehör Elsungen zählte.

Niederelsungen lag im Einflussbereich verschiedener Herrschaften, die ihre Interessensphären auszudehnen versuchten. Hierzu zählten die Landgrafen von Hessen, die Erzbischöfe von Mainz und die Bischöfe von Paderborn.

Zunächst gehören beide Elsungen zu Burg und Herrschaft Schartenberg und teilen deren Schicksal. 1265 und 1266 werden zwei Landfrieden zwischen dem Landgrafen von Hessen und dem Bischof von Paderborn in campo apud Elsingen abgeschlossen (Landgrafen-Regesten online Nr. 109 und Landgrafen-Regesten online Nr. 131).

1294 erwirbt Hessen Teile der Schartenburg und damit auch von Niederelsungen. Die restlichen Anteile fallen an die von Calenberg. 1341 zwingt Landgraf Heinrich der Eiserne die Brüder von Calenberg, seine Lehenshoheit anzuerkennen. Sie erklären, mit dem Gericht und Gebiet halb und mit der Maibede zu Ober- und Niederelsungen, Breuna und der damaligen Wüstung Rhöda, mit der Hälfte von Gericht und Gebiet zu Niederlistingen und Wettesingen samt allem Zubehör an Gerechtigkeiten, außen und innen belehnt zu sein. 1457 verkauft Rabe von Calenberg Niederelsungen an die von Gudenberg, bei denen es bis zu ihrem Aussterben 1534 bleibt. Danach treten die von Malsburg das Erbe an. 1538 werden sie vom Landgrafen mit 5/8 des Gerichts zu Niederelsungen belehnt. 1787 erwerben die von der Malsburg auch die landgräflichen 3/8 durch Tausch.

Gemeindeentwicklung:

Am 1.2.1971 erfolgt im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung in die Stadt Wolfhagen, deren Stadtteil Niederelsungen seitdem ist.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • a) Elsungen (= Niederelsungen und Oberelsungen):
  • Die Klöster Hersfeld und Fulda hatten früh Besitz in Elsungen.
  • 953 schenkt König Otto I. dem Magdeburger Moritzkloster den von dem Lehnsmann Billing eingetauschten Besitz, worunter sich auch Elsungen befindet. 965 erhält das Magdeburger Moritzstift den Königshof Rösebeck, zu dessen Zubehör Elsungen zählte.
  • 973 schenkt Kaiser Otto II. der Dietrat den von ihm dem Freigelassenen Warmunt zu Eigen überlassenen Besitz in Marzhausen und Nieder-Elsungen.
  • 1261 verkauft Hermann von Schardenberg für 20 Mark dem Kloster Volkhardinghausen zwei Hufen in Niederelsungen. 1286 verzichten die Brüder von Schartenberg auf alle Ansprüche an die Güter zu Niederelsungen zugunsten des Klosters Volkhardinghausen.
  • 1315 verkauft der Edelherr Heinrich von Schöneberg dem Tile von Twiste u.a. einen Bauhof, etlichen Kötterstellen sowie der Gerechtigkeit in Niederelsungen.
  • 1324 gibt der Ritter DIetrich von Medrike dem Knappen Dietrich von Falkenberg die Hälfte eines Hofes in Niederelsungen zurück. 1347 überlassen die von Twiste dem Stift Hilwartshausen im Tausch für das Dorf Tiefenholzhausen ihr Vorwerk in Niederelsungen.
  • 1398 belehnt der Kölner Erzbischof Friedrich von Saarwerden die Gebrüder von Spiegel u.a. mit einem Burglehen zu Kogelnberg, zu dem zwei Höfe in Niederelsungen gehören.
  • Besitz hatten ferner die Klöster Ahnaberg, Weißenstein, Hasungen und Eppenberg.
  • b) Niederelsungen:
  • Die von der Malsburg erbauten einen adligen Hof in Niederelsungen, der früher der Karthause gehörte (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 258).

Zehntverhältnisse:

In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts wird Werner von Kalenberg mit dem Zehnten zu Elsingen von den Herren von Everstein belehnt [Ohainski, Lehnregister, S. 50 (100)]. 1534 werden die von Malsburg vom Landgrafen mit dem Rottzehnten in Niederelsungen belehnt, den zuvor Kloster Hasungen innehatte.

Ortsadel:

Adliger von Elsungen 1235

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1259: sacerdotes für beide Elsungen
  • 1262: Erwähnung eines Plebans, bei dem eine Zuordnung zu Ober- oder Niederelsungen nicht möglich ist
  • 1284: Pleban in Niederelsungen
  • Kapelle auf dem Kirchberg vielleicht 1350 gestiftet (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 262).
  • 1350: Pfarrer der Kirche in Niederelsungen (GR Elsungen).
  • Romanischer Westturm mit gotischem Schiff, 1986/87 renoviert

Pfarrzugehörigkeit:

1988 wird die Kirchengemeinde nach Aufhebung der dortigen Pfarrstelle mit Oberelsungen verbunden.

Patronat:

1296 war Johann von Helfenberg Patron der Kirche von Elsungen (Falckenheiner UB 13). 1572 und 1585 haben die von Malsburg das Patronat inne.

1872 waren die von der Malsburg Patrone der Kirche in Niederelsungen

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Heinrich Kraft 1541 bis nach 17.11.1559

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar.

Die gemeinsame Pfarrei Elsungen stand vor der Reformation unter dem Dekanat Schützeberg (Würdtwein D. 10, 557).

Die protestantische Pfarrei Niederelsungen gehörte 1872 zur Klasse Zierenberg (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 258).

Juden:

Gehört zur Gemeinde Breuna.

1835: 13; 1861: 17; 1905: 19; 1932/33: 10 Juden

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Niederelsungen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2155> (Stand: 4.7.2022)