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4522 Hofgeismar
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KDR 100, TK25 1900 ff.
Urkataster+
Immenhausen
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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 9. Hofgeismar

Weitere Informationen

Immenhausen

Stadtteil · 247 m über NN
Gemeinde Immenhausen, Landkreis Kassel 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

10 km südöstlich von Hofgeismar

Lage und Verkehrslage:

Kleine Ackerbürgerstadt am Südwestrand des Reinhardswaldes mit regelmäßig angelegtem ovalem Grundriss und zwei rechtwinklig kreuzenden Hauptachsen. Stadtbefestigung noch weitgehend erhalten, ehemals drei Stadttore (Udenhäuser Tor im Norden, Kasseler Tor im Süden und das Mündener Tor im Osten; 1825-27 niederlegt). Durch den Ort fließt in Ost-West-Richtung die Holzkape (im Unterlauf Steinruthebach genannt), die Kirche befindet sich in zentraler Lage.

Immenhausen ist seit 1884 mit einem Bahnhof an die Eisenbahnlinie Bad Karlshafen – Kassel (Inbetriebnahme der Strecke 29.8.1848) (seit 1986 ab Hümme stillgelegt; ehem Carlsbahn bzw. Diemeltalbahn II) angeschlossen und liegt in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 83.

Ersterwähnung:

1123

Siedlungsentwicklung:

Ein Dudo de Emmenhusen ist im 12. Jahrhundert Burggraf auf der mainzischen Burg Rusteberg im Eichsfeld. Es ist jedoch nicht sicher, nach welchem Immenhausen er sich benannte (vgl. Vorbemerkung Historische Namensformen). Auch die Rolle der Burg Immenhausen im Südwesten der späteren Stadt bei deren Entwicklung spielte, ist kaum zu bestimmen, zumal sie wahrscheinlich bei dem Brand von 1385 zerstört wurde.

Die Stadt Immenhausen wird wahrscheinlich von Landgraf Heinrich I. zwischen 1297 und 1303 planmäßig angelegt. 1303 ist Immenhausen zumindest nachweislich Stadt. Die gleichzeitig mit der Stadt errichtete Burg (Landau).

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Die Belege zu Immenhausen aus dem 12. Jahrhundert, bei denen es sich ausschließlich um Herkunftsbezeichnungen handelt, werden auch auf das niedersächsische Emmenhausen (Ortsteil des Flecken Bovenden, nordwestlich von Göttingen) bezogen [vgl. den entsprechenden Artikel in: Ortsnamen des Landkreises Göttingen, S. 129-130]. Vgl. auch Immenhausen (Wüstung 9,5 km südöstlich von Wolfhagen) und Hemmenhausen [Wüstung 7 km nordwestlich Frankenberg (Eder)]

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • civitas (1298)
  • opidum (1303)
  • Burg und Stat (1325)
  • opidum; stad (um 1376)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1876

Älteste Gemarkungskarte:

1708

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3533419, 5699329
UTM: 32 U 533332 5697489
WGS84: 51.427624° N, 9.479441° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

633014020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 1913, davon 1322 Acker (= 69.11 %), 235 Wiesen (= 12.28 %), 27 Holzungen (= 1.41 %)
  • 1961 (Hektar): 1876, davon 89 Wald (= 4.74 %)

Einwohnerstatistik:

Diagramme:

Immenhausen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1455: Landgrafschaft Hessen, Amt Immenhausen (als Bestandtteil des Amtes Grebenstein)
  • 1554: Landgrafschaft Hessen, Amt Immenhausen
  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Amt Grebenstein
  • 1614: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Grebenstein
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Fulda, Distrikt Kassel, Kanton Grebenstein
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Grebenstein
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Kassel
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Hofgeismar
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Hofgeismar
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Kassel

Altkreis:

Hofgeismar

Gericht:

  • 1821: Justizamt Grebenstein
  • 1822: Justizamt Grebenstein
  • 1867: Amtsgericht Grebenstein
  • 1879: Amtsgericht Grebenstein
  • um 1900: Amtsgericht Grebenstein (Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 261).
  • 1945: Amtsgericht Hofgeismar
  • 1968: Amtsgericht Hofgeismar

Herrschaft:

1221 tragen die Grafen Burchard und Heidenreich von Scharzfeld dem Mainzer Erzbischof drei Mansen Eigengut in Immenhausen auf und erhalten sie von ihm als Lehen zurück.

1282 ist Immenhausen zwischen dem Mainzer Erzbischof und dem Hessischen Landgrafen Heinrich strittig. Der König wird um eine Entscheidung gebeten. Vermutlich hat der Landgraf den Ausbau des Stützpunktes ohne eine Entscheidung vorgenommen. 1325 fordert der Mainzer Erzbischof vergeblich Burg und Stadt Immenhausen mit Zubehör als erledigtes Lehen des verstorbenen Landgrafen Johann zurück.

1372 wird u.a. das Amt Immenhausen den Brüdern Konrad und Burkhard von Schönenberg pfandweise überlassen, 1429 eingelöst.

1385 verpfändet Landgraf Herman von Hessen dem Mainzer Erzbischof für eine Schuld von 20.000 Gulden als Unterpfand u.a. Burg und Stadt Immenhausen. Mitte des 15. Jahrhunderts ist alle Herrschaft unstrittig bei den Landgrafen von Hessen.

1298: Siegelt die Stadt Immenhausen [Landgrafen-Regesten online Nr. 410]

1303: werden Schöffen und Bürgerschaft der Stadt Immenhausen genannt [Landgrafen-Regesten online Nr. 454].

Gemeindeentwicklung:

Am 1.12.1970 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss der Gemeinden Holzhausen und Mariendorf mit der Stadt Immenhausen zu neu gebildeten Stadtgemeinde Immenhausen. Zu deren Entwicklung s. Immenhausen, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Immenhausen.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Grundherrlicher Besitz geistlicher Einrichtungen ist kaum bekannt, die Stadt dient zahlreichen mit landgräflichen Burglehen ausgestattenen Burgmannen als Sitz. Hierzu gehören u.a. die von Blumenstein, von Ditmold, von Falkenberg, Hase, von Kalenberg, von Meysenburg, von Rothwesten, von Stockhausen, von Uffeln und von Zwehren.
  • Begräbnisstätten in der Pfarrkirche hatten die von Kalenberg, von Rothwesten und die von Stockhausen.

Ortsadel:

1123

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban (1298)
  • Pleban (1365)
  • Pfarrkirche (1375) [HStAM Bestand Urk. 45 Nr. 74]
  • Pfarrkirche parrochialis ecclesia (1462) [HStAM Bestand Urk. 87 Nr. 1836]
  • Ein um 1300 errichteter Vorgängerbau wird 1385 zerstört. Spätgotische, dreischiffige Hallenkirche (drei Joche) mit Kreuzrippengewölben, vorgestellter Westturm, zweijochiger Chor. 1409 Neubau des Langhauses, 1414 des Chors. 1961 renoviert.
  • Katholische Pfarrkirche St. Clemens-Maria 1952 als Saalkirche mit Glockenturm errichtet

Patrozinien:

  • Georg (Georgius) [1462]

Pfarrzugehörigkeit:

Zunächst Pfarrei ohne Filialen. Die 1686 in der Stadt aufgenommenen Hugenotten und Waldenser benutzen die Immenhäuser Kirche bis 1814 mit. Bei der Auflösung des Kirchspiels Mariendorf 1982 wird die Waldensergemeinde Mariendorf mit Immenhausen verbunden. Von 1814-1848 ist die Nachbargemeinde Hohenkirchen Vikariat von Immenhausen.

Patronat:

Vermutlich von Beginn an, nachweislich aber 1527, 1554 und 1585 besitzen die Landgrafen von Hessen das Patronatsrecht

Klöster:

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Bartholomäus Riseberg 1522-1523, nach ersten erfolgreichen Predigten vom Rat der Stadt 1523 zum Prediger an der Stadtkirche berufen, nach Beschwerden eines Dominikanermönches 1523 durch den Landgrafen verhaftet, kann nach Wittenberg fliehen.

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert: Mainzer Kirchenprovinz, Archidiakonat St. Marien zu Hofgeismar

1872 gehörte die protestantische Pfarrei zur Klasse Grebenstein (Hochhuth, Statistik der evangelischen Kirche, S. 160).

Juden:

gehört zur Gemeinde Grebestein

1835: 9; 1861: 13; 1905: 7; 1932/33: 5 Juden

Kultur

Schulen:

Schulmeister: Georg Hildebrand ca. 1531 an lateinischer Stadtschule, die bis 1804 besteht; 1821 Schule mit Kantor und Mädchenlehrer; 1835 zwei Schulen, 1841 Zusammenlegung als Stadtschule; 1910 Volksschule mit fünf Stellen

Hospitäler:

Ehemaliges Hospital (Steinweg 3), Ende 16. Jahrhundert errichtet; Übertragung der Einkünfte des aufgehobenen Klosters Wahlshausen durch vermutlich Landgraf Philipp; 1885: 1 Wohnhaus mit Bewohnern;

Sondersiechenhaus (Steinweg 4) 1781 errichtet (1885: 1 Wohnhaus mit 7 Bewohnern)

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Historische Ereignisse:

1385: wird Immenhausen von Erzbischof Adolf von Mainz, Herzog Otto von Braunschweig und dem Markgrafen von Meißen belagert und zerstört

1603: Brand (HStAM Bestand Urk. 86 Nr. 404 f.)

1892 werden bei einem Großbrand 60 Wohnhäuser und 80 Wirtschaftsgebäude zerstört.

Sonstiges:

Lungenheilanstalt (Philippstift)

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Immenhausen ist im 16. Jahrhundert zeitweise Sitz eines Amtes, wozu die Dörfer Holzhausen, Udenhausen und (Kloster) Wahlshausen gehörten. Es wurde sonst zum Amt Grebenstein gerechnet.

Wirtschaft:

Überwiegend Landwirtschaft, im 19. Jahrhundert bescheidener Eisenerzabbau am Hopfenberg, 1898 Glashütte, 1858 zwei Steinbrüche

Markt:

zwei Märkte

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Immenhausen, Landkreis Kassel“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/2076> (Stand: 27.4.2023)