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Zeitgeschichte in Hessen - Daten · Fakten · Hintergründe

Abschluss der documenta 8 in Kassel, 20. September 1987

In Kassel geht am heutigen Tag die achte Ausgabe der documenta zu Ende. Die am 12. Juni eröffnete Ausstellung, die als weltweit bedeutendste Schau zur Gegenwartskunst gilt und seit 1955 im Vier- bzw. Fünf-Jahres-Rhythmus veranstaltet wird, zählt in diesem Jahr insgesamt rund 487.000 Besucherinnen und Besucher und darf für sich mittlerweile in Anspruch nehmen, ein Massenpublikum zu erreichen. Künstlerischer Leiter ist erneut der deutsche Kunsthistoriker Manfred Schneckenburger (1938–2019), der diese Aufgabe bereits 1977 im Rahmen der documenta 6 wahrgenommen hatte. Zu sehen waren und sind 520 Werke von 240 Künstlerinnen und Künstlern.

Konzeptionell unternimmt die Ausstellung den Versuch, nach einem „Rückschritt“ zur Malerei, die auf der documenta 7 breiten Raum eingenommen hatte, sowohl medial als auch in Hinblick auf den kritisch-politischen Gesellschaftsbezug der Ausstellung zu progressiveren Ansätzen zurückzufinden,1 wie sie zuerst unter der Leitung von Harald Szeemann (1933–2005) im Jahr 1972 auf der documenta 5 realisiert worden waren.2 Dementsprechend nehmen Video- und Performancekunst breiten Raum in der Ausstellung ein. Inhaltliche Schwerpunkte liegen auf der künstlerischen Auseinandersetzung mit Krieg und Gewalt, aber auch mit Utopien und ihnen gegenüberstehenden Phänomenen des Utopieverlusts. Zahlreiche Außenkunstwerke schaffen ein vielgestaltiges Spektrum von Bezügen zum Kasseler Stadtraum und der Architektur vor Ort und legen Wechselbeziehungen zwischen Kunst, Architektur und Design offen.
(KU)


  1. Offiziell verzichtete Schneckenburger bei der Planung der Ausstellung auf einen genau spezifizierten theoretischen Überbau. Im Vordergrund sollte die Kunst stehen, die sich kritisch in die Gesellschaft einmischt. Vgl.HNA Regiowiki: Führung durch die documenta 8 (1987) (eingesehen am 14.2.2013).
  2. Ursprünglich bestand die Absicht, die künstlerische Leitung der documenta 8 erneut in die Hände von Harald Szeemann und dem niederländischen Kurator Edy de Wilde (1919–2005) zu geben. Unterschiedliche Auffassungen über Konzept und Umsetzung der Ausstellungen führten jedoch zu Spannungen zwischen den beiden Persönlichkeiten, die das Projekt einer Leitungs-Doppelspitze scheitern ließ.
Belege
Weiterführende Informationen
Hebis-Klassifikation
8417 ,Kunstausstellung
Hebis-Schlagwort
Kassel ; Kassel / Documenta 8 ; Documenta 8
Empfohlene Zitierweise
„Abschluss der documenta 8 in Kassel, 20. September 1987“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1540> (Stand: 20.9.2022)
Ereignisse im August 1987 | September 1987 | Oktober 1987
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