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Eröffnung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt, 7. Juni 1984

Das Deutsche Filmmuseum am Schaumainkai in Frankfurt am Main öffnet seine Pforten. Untergebracht in einer unter Denkmalschutz stehenden historischen Villa am Mainufer, die nach Plänen des Architekten Helge Bofinger (1940–2018) umgebaut wurde, beherbergt es das seit 1971 bestehende Kommunale Kino, eines der ersten in Deutschland gegründeten Lichtspielhäuser in kommunaler Trägerschaft.

Der Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main, Hilmar Hoffmann (1925–2018), betont anlässlich der Eröffnung, dass die Konzeption des Filmmuseums dem Gedanken nach bereits bei der Gründung des Kommunalen Kinos angelegt gewesen sei. Schließlich habe der Erwerb der Sammlung von Paul Sauerlaender (1916–1980), die in zwei Teilen 1976 und nach Sauerlaenders Tod 1980 in den Besitz der Stadt Frankfurt am Main gelangte, den Grundstock für das Museum geschaffen: Die von dem als einer der bedeutendsten deutschen Filmsammler geltenden ehemaligen Leiter des Frankfurter Film-Club e. V. über Jahrzehnte hinweg zusammengetragenen Filme, Kameras und Projektoren, Bücher, Broschüren, Fotos und Plakate sind nun wesentlicher Bestandteil der 50.000 Bände und Zeitschriftenserien umfassenden Museumsbibliothek, einer Videothek mit fünf Monitoren und bald 1.000 Bändern, einer Sammlung von 15.000 Filmplakaten, und mehr als 250.000 Fotoaufnahmen. 12.000 Buchbände behandeln die Geschichte der Fotografie.

Das Filmmuseum am Museumsufer, dessen Errichtung etwa 16 Millionen DM verschlang, ist nach dem seit 1963 bestehenden Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum erst die zweite westdeutsche Kultureinrichtung, die sich mit einer Ausstellung dem Entwicklungsgang der bewegten Bilder widmen.1

Die zum Auftakt gezeigten (temporären) Ausstellungen umfassen unter anderem eine Präsentation von Zeichnungen des italienischen Filmemachers Federico Fellini (1920–1993), und eine Schau zur Arbeit des deutschen Experimentalfilmer-Paares Werner Nekes (1944–2017) und Dore Oberloskamp (geb. 1946). Das Kommunale Kino im Filmmuseum bietet im Eröffnungsprogramm drei Raritäten der Filmgeschichte. Während am Freitag, den 8. Juni um 20:30 Uhr der Kurator des National Film Archivs in London, David Francis (geb. 1935), ein Programm früher englischer Filme in Verbindung mit einer Laterna-magica-Show präsentiert und erläutert, inwieweit das Kino von diesen Vorläufern beeinflusst worden ist, stehen am darauffolgenden Samstag ab 19:30 Uhr um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entstandene Werke des französischen Filmpioniers Georges Méliès (1861–1938) auf dem Spielplan. Abschließender Höhepunkt der Raritätenschau ist am Sonntag um 18 Uhr schließlich die Aufführung des erst 1983 durch das Bundesarchiv restaurierten und nun in einer neuen, farbigen Kopie vorliegenden deutschen Stummfilmklassikers „Das Cabinet des Dr. Caligari“.
(KU)


  1. Seit 1981 besteht überdies in der Deutschen Demokratischen Republik das Filmmuseum Potsdam als „Filmmuseum der DDR“. Es widmet sich der Geschichte der DEFA (Deutsche Film AG, das zentralen Filmstudio der DDR) und der bis 1945 im Potsdamer Stadtteil Babelsberg tätigen Produktionsgesellschaft UFA.
Belege
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.6.1984, S. 25: Spiegelreflexe des bewegten Bildes – Einmalig in seiner Art: Das neu eröffnete Deutsche Filmmuseum in Frankfurt als Versuch, Räume zu inszenieren / von Hans-Dieter Seidel
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.6.1984, S. 32: Filmraritäten zur Eröffnung des Kommunalen Kinos
Weiterführende Informationen
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7.6.1984, S. 25: Eingeklemmt zwischen den Kulissen: Die Architektur des Filmmuseums / von Monika Zimmermann
  • Hilmar Hoffmann / Deutsches Filmmuseum (Hrsg.), Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main: Eröffnung Juni 84, Frankfurt am Main 1984
  • HeBIS Fellini, Federico (Ill.) / Schultheiss, Gabriele (Hrsg.): Fellini: Zeichnungen. – Deutsches Filmmuseum, Frankfurt am Main 7.6.-22.7.1984; Wilhelm-Busch-Museum, Hannover 3.8.-16.9.1984; Münchner Stadtmuseum, München 5.10.-25.11.1984 [hrsg. v. Dezernat für Freizeit u. Kultur d. Stadt Frankfurt am Main. Katalog-Entwurf u. Red.: Gabriele Schultheiss] (Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums), Frankfurt am Main 1984.
  • HeBIS Kämper, Lore (Verfasserin) / Kleinhans, Lutz (Fotos): Neue nationale Aufgaben für die Stadt Frankfurt: Dt. Architekturmuseum u. Dt. Filmmuseum öffneten ihre Pforten am Museumsufer am Main, in: Frankfurt, lebendige Stadt: Journal für Kultur und Gesellschaft / hrsg. unter Mitw. des Verkehrsamtes der Stadt Frankfurt am Main 29 (1984), H. 2, S. 8-11.
  • Wikipedia: Deutsches Filmmuseum (eingesehen am 7.6.2020)
  • Wikipedia: Hilmar Hoffmann (eingesehen am 7.6.2022)
Hebis-Klassifikation
8050 ,Filmkunst
Hebis-Schlagwort
Frankfurt ; Frankfurt / Filmmuseum ; Deutsches Filmmuseum
Empfohlene Zitierweise
„Eröffnung des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt, 7. Juni 1984“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1488> (Stand: 7.6.2022)
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