Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Portrait

Ludwig IV. Großherzog von Hessen und bei Rhein
(1837–1892)

Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Anzeigemodus umschalten Symbol: Druckansicht

Hessen und bei Rhein, Ludwig IV. Großherzog von [ID = 1326]

* 12.9.1837 Bessungen, † 13.3.1892 Darmstadt, evangelisch-lutherisch
Dr. h.c. – Offizier, Abgeordneter
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen und bei Rhein, Friedrich Wilhelm Ludwig* Carl Erbprinz von
  • Hessen und bei Rhein, Friedrich Wilhelm Louis* Carl Erbprinz von
Wirken

Werdegang:

  • Ausbildung bis 1860 zusammen mit seinem jüngeren Bruder Heinrich
  • 1854 militärische Grundausbildung im Hessischen Leibgarde-Regiment in Darmstadt, Seconde-Leutnant
  • 1856 Studium in Göttingen (bei Georg Waitz, Georg Hanssen)
  • 1857 Studium in Gießen
  • 1859-1862 im Königlich Preußischen 1. Garderegiment zu Fuß in Potsdam, zunächst Hauptmann, 1861 Beförderung zum Major
  • 1860 erste Einladung nach England, Verlobung mit Prinzessin Alice
  • 1862 hessischer Oberst und 2. Inhaber des 1. Reiterregiments
  • 1863 Dr. h.c. der Universität Oxford
  • 1863-1877 als Prinz des großherzoglichen Hauses Mitglied der Ersten Kammer des Landtags des Großherzogtums Hessen, 23.6.1863 Eid, 13.6.1877 Ausscheiden mit Regierungsantritt
  • 1865 Generalmajor und Kommandeur der Reiterbrigade
  • 1866 im Deutschen Krieg zuletzt Generalleutnant und Kommandeur der hessischen Division im 8. Bundes-Armeekorps (bis 1877), ebenso 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg
  • 1869 Orientreise mit Kronprinz Friedrich Wilhelm zur Einweihung des Suezkanals
  • 1871 Chef des 1. hessischen Infanterieregiments
  • 1877 Großherzog

Funktion:

  • Hessen, Großherzogtum, 17. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1862-1865
  • Hessen, Großherzogtum, 18. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1865-1866
  • Hessen, Großherzogtum, 19. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1866-1868
  • Hessen, Großherzogtum, 20. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1868-1872
  • Hessen, Großherzogtum, 21. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1872-1875
  • Hessen, Großherzogtum, 22. Landtag, 1. Kammer, Mitglied, 1875-1877

Netzwerk:

  • Waitz, Georg <Lehrer>, GND, * Flensburg 9.10.1813, † Berlin 24.5.1886, Rechtshistoriker, Mediävist
  • Hanssen, Georg <Lehrer>, GND, * Hamburg 31.5.1809, † Göttingen 19.12.1894, Agrarhistoriker und Nationalökonom
Familie

Vater:

Hessen und bei Rhein, Karl* Wilhelm Ludewig Prinz von, * Darmstadt 23.4.1809, † Darmstadt 20.3.1877, General, Abgeordneter

Mutter:

Preußen, Maria Elisabeth* Caroline Victoria Prinzessin von, 1815–1885

Partner:

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Großherzog Ludwig IV., Ölbild von Richard Lauchert 1867, HHS, Schlossmuseum Darmstadt B 21017 (Foto: N. Amini) (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 356

Leben

Ausbildung und persönliche Neigungen Ludwigs galten zunächst dem Offiziersberuf; doch war relativ früh klar, dass ihm angesichts der Kinderlosigkeit Großherzog Ludwigs III. die Nachfolge des Onkels zufallen würde, die Vater Karl aus Gesundheitsgründen ausgeschlagen hatte. Die 1854 begonnene Grundausbildung als Leutnant des Darmstädter Leibgarde-Regiments wurde 1856/57 durch drei Studiensemester unterbrochen: zunächst in Göttingen, wo die Brüder Ludwig und Heinrich vor allem Geschichte bei Georg Waitz und Nationalökonomie hörten, dann an der Landesuniversität Gießen. Inzwischen Hauptmann, folgte Ludwig nicht der Einladung des in Österreich dienenden Onkels Alexander, sondern ging auf Anraten der Mutter, wiederum gemeinsam mit Heinrich, 1859 zur Vertiefung der militärischen Kenntnisse nach Potsdam. Aus den freundschaftlichen Kontakten zum preußischen Thronfolgerpaar, dem im Vorjahr mit der britischen Princess Royal Victoria verheirateten Kronprinzen Friedrich Wilhelm, ergab sich im Sommer 1860 die Einladung der Brüder nach England, die zur Verlobung Ludwigs mit Princess Alice führte.

Mit der Heirat 1862 kehrte Ludwig als Oberst und Mitinhaber des hessischen 1. Reiterregiments Chevauxlegers nach Darmstadt zurück, blieb jedoch zugleich Oberstleutnant à la Suite seines preußischen 1. Garderegiments. In den Kämpfen gegen Preußen im Krieg von 1866 kommandierte Ludwig zunächst die hessische Reiterbrigade in den Gefechten am Main, hatte aber nach Friedensschluss als Generalleutnant und Kommandeur der Großherzoglich Hessischen Division maßgeblichen Anteil an der 1868 vollzogenen Eingliederung in die preußische Armee, die sich im Krieg 1870/71 bewähren sollte. Ende 1869 begleitete Ludwig den Berliner Schwager Kronprinz Friedrich auf seiner Orientreise zur Einweihung des Suez-Kanals.

Seit dem Tod des Onkels im Juni 1877 regierender Großherzog, hat Ludwig IV. den mit Ministerpräsident Julius Freiherr Rinck von Starck (1825–1910) schon vorher entwickelten konstitutionellen Regierungsstil nach britischem Muster in weitgehender Übereinstimmung mit der nationalliberalen Landtagsmehrheit beibehalten und mit dem 1884 nachfolgenden Regierungschef Jakob Finger (1825–1904) weitergeführt. Auf die Erziehung der beim Tod der erst 35jährigen Großherzogin 1878 sämtlich noch minderjährigen Kinder nahm die britische Großmutter Victoria ebenfalls erheblichen Einfluss. Die im März 1884 gefeierte Hochzeit der ältesten Tochter Victoria mit Ludwigs Vetter, dem britischen Seeoffizier Ludwig von Battenberg, war der erste Schritt zum weiteren Ausbau der europäischen Verflechtung des hessischen Fürstenhauses, die man später als Hessian Tapestry bezeichnen sollte. Die wenig glückliche Zusammenlegung mit der morganatischen Trauung des Brautvaters mit Alexandrine von Kolemin, der geschiedenen Frau eines russischen Diplomaten, noch am selben Abend endete mit der von der Familie erzwungenen Trennung von der mit dem Titel einer „Gräfin von Romrod“ abgefundenen Kohlemine, dem kleineren Übel der späteren Mundartkomödie Ludwig Bergers (1892–1969).

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 355-357)

Zitierweise
„Hessen und bei Rhein, Ludwig IV. Großherzog von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/11767026X> (Stand: 25.3.2024)