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Hessische Biografie

Portrait

Eleonore Großherzogin von Hessen und bei Rhein
(1871–1937)

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Hessen und bei Rhein, Eleonore Großherzogin von [ID = 1319]

* 17.9.1871 Lich, † 16.11.1937 Steene bei Ostende, Begräbnisort: Darmstadt Park Rosenhöhe
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Solms-Hohensolms-Lich, Eleonore Prinzessin zu

Familie

Vater:

Solms-Hohensolms-Lich, Hermann* Adolf Fürst zu, * Pirnitz 15.4.1838, † Lich 16.9.1899

Mutter:

Stolberg-Wernigerode, Agnes Gräfin zu, 1842–1904, Heirat Jannowitz 20.6.1865, Tochter des Wilhelm Graf zu Stolberg-Wernigerode, GND, 1807–1898, auf Jannowitz, General der Kavallerie, und der Elisabeth Gräfin zu Stolberg-Roßla

Partner:

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Wikipedia (Datei:Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich, beschnitten)

Leben

Die als viertes Kind des Solmser Fürstenpaars in Lich geborene Eleonore wuchs im Kreis ihrer sechs Geschwister (zwei Brüder und vier Schwestern) in der oberhessischen Standesherren-Residenz auf. Die lebenslange Verbindung belegen die umfänglichen Korrespondenzen im Familienarchiv, die allein für die nächstältere Schwester Anni verheiratete Gräfin Lynar (1868–1950) an die 1.400 Briefe umfassen. Literarisch interessiert, war Onor zugleich eine gute Reiterin; für das beherzte Eingreifen beim Durchgehen eines Pferdes im Dresdner Großen Garten erhielt sie 1892 die Sächsische Rettungsmedaille. Pflegerin am langwierigen letzten Krankenlager des Vaters, übernahm sie bald darauf auch die Pflege der Mutter, die mit den noch unverheirateten Töchtern nach dem Tod des Fürsten nach Hohensolms gezogen war. Für die notwendige fachärztliche Behandlung stellte Großherzog Ernst Ludwig im Winter 1903/04 eine Wohnung im Darmstädter „Alten Palais“ zur Verfügung. Ergebnis war die Verlobung im November 1904, dem zwei Monate später die in Darmstadt gefeierte Hochzeit folgte: mit festlichem Einzug in die Residenz, bei dem Oberbürgermeister Adolf Morneweg die vom Volksmund als Lorchen von Lich apostrophierte Hohe Landestochter als mildwaltende, sorgende Landesmutter begrüßte, einem von den Gesangsvereinen der Stadt gestalteten „Hoffest“, der Ziviltrauung durch Staatsminister Rothe vor der Holbein-Madonna im Schloss, anschließender kirchlicher Feier in der Kapelle und Hochzeitsreise nach Romrod. Das vom Großherzog angeregte offizielle Geschenk der Stadt war der nach Plänen J. M. Olbrichs errichtete „Hochzeitsturm“ auf der Mathildenhöhe, der erst 1908 fertig gestellt wurde.

Dass die Mitt-Dreißigerin im November 1906 den erhofften Thronfolger Georg, zwei Jahre später Prinz Ludwig zur Welt brachte, hat die Popularität der „Landesmutter“ noch verstärkt. Ihr sozialer Einsatz mit der Ende 1908 begründeten „Ernst Ludwig und Eleonore-Stiftung“ galt zunächst der „Zentrale für Säuglings- und Mutterschutz“ mit ihren schon 1912 insgesamt 47 Beratungsstellen, Säuglingsheimen („Eleonorenheim“) und der Kinderklinik in Gießen. Den Einsatz des Großherzogs für die neue Luftfahrt nutzte die als „Flugpost an Rhein und Main“ organisierte „Postkartenwoche der Großherzogin“ im Juni 1912. Der in Weiterführung des „Alice-Basars“ seit 1908 in wechselnden Städten abgehaltene „Verkaufstag der Großherzogin“ sollte vorab die im Zusammenwirken mit der Landesversicherung errichteten Lungenheilstätten unterstützen, zu denen auch die schon 1905 begründete „Eleonoren-Heilstätte“ in Winterkasten gehörte. 1912 übernahm Eleonore überdies den zunächst von der Schwägerin Victoria weitergeführten Vorsitz des „Alice Frauenvereins für Krankenpflege“ samt der inzwischen dem „Roten Kreuz“ angeschlossenen „Alice-Schwesternschaft“. Die ihr schon 1905 zugewachsene Arbeit im „Alice-Verein für Frauenbildung“ lebt in der „Alice-Eleonoren-Schule“ weiter. Im Weltkrieg 1914/18 galt der Einsatz der zeitweilig mit der Vertretung des Ehemanns betrauten Großherzogin vor allem den Kriegsverletzten und dem dazu umgebauten „Lazarettzug der Großherzogin“, in dem sie als Schwester Marie Starkenburg auch selbst mitarbeitete. Das soziale Wirken überdauerte die Abschaffung der Monarchie 1918. Erwähnt sei hier der 1923 übernommene Nationalvorsitz im „Verein der Freundinnen junger Mädchen“, dessen 50-jähriges Bestehen 1927 nach der internationalen Feier in Neufchâtel mit den deutschen Vereinen in Darmstadt gefeiert wurde. Die Flugzeug- Katastrophe von Ostende im November 1937 mit dem nachfolgenden Trauerzug zur Grablege auf der Rosenhöhe beendete Darmstadts Residenz-Geschichte, auch wenn der überlebende Sohn Ludwig und seine Frau Margaret die verpflichtende Tradition noch fast 60 Jahre weiterführten.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 377 f.)

Zitierweise
„Hessen und bei Rhein, Eleonore Großherzogin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/135905230> (Stand: 25.3.2024)