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KDR 100, TK25 1900 ff.
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Hattersheim
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Herzogtum Nassau 1819 – 45. Hochheim

Weitere Informationen

Hattersheim

Stadtteil · 103 m über NN
Gemeinde Hattersheim am Main, Main-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

4 km südöstlich von Hofheim am Taunus

Lage und Verkehrslage:

Hattersheim liegt am Übergang des Main-Taunus-Vorlandes zur Untermainebene am Westufer des Schwarzbaches und an der A 66.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Frankfurt am Main – Wiesbaden ("Taunusbahn";1839) (Inbetriebnahme der Strecke 24.11.1839, 13.4.1840).

Ersterwähnung:

1132

Siedlungsentwicklung:

Der Ort nahm im Zuge der ersten Besiedelung die Form eines Ringdorfs an.

Die heutige Bebauung erstreckt sich zwischen der Heddingheimer Straße und dem Gewerbegebiet.

Historische Namensformen:

  • Heideresheim, in (1132) [Mainzer Urkundenbuch 1, S. 497-498 Nr. 580, hier fälschlicherweise auf Heidesheim, Kreis Bingen bezogen]
  • Hedersheim, de (1140) [Mainzer Urkundenbuch 2,1, S. 20-22 Nr. 13]
  • Hedersheim, in (1140) [Mainzer Urkundenbuch 2,1, S. 20-22 Nr. 13]
  • Heidersheim (1269)[Nassauisches Urkundenbuch 1,2, S. 469-470, Nr. 799]
  • Heyderßheim (1623) (Jurisdictionalbücher der Mainzer Ämter Höchst und Königstein 1623:83)
  • Hattersheim am Main (1977) (Staatsanzeiger für das Land Hessen 1977, S. 2561)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • 14. Jahrhundert: Dorfbering
  • 15. Jahrhundert: Falltore

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3463331, 5548100
UTM: 32 U 463271 5546321
WGS84: 50.068029° N, 8.486775° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

436005020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1843: 1639 Morgen
  • 1885 (Hektar): 686, davon 609 Acker (= 88.78 %), 44 Wiesen (= 6.41 %), 0,4 Holzungen (= 0.00 %)
  • 1895: 685,9 ha
  • 1961 (Hektar): 686, davon 0 Wald
  • 1981: 723 ha

Einwohnerstatistik:

  • 1543: 53 Hausgesessene
  • 1550: 48 Häuser
  • 1587: 40 Hausgesessene
  • 1609: 61 Familien
  • 1633: 47 Familien
  • 1635: 43 Familien
  • 1639: 7 Männer
  • 1648: 16 Männer
  • 1668: 34 Häuser mit 152 Einwohner
  • 1685: 41 Familien
  • 1692: 175 Einwohner
  • 1720: 68 Familien
  • 1750: 75 Familien
  • 1777: 82 Männer
  • 1796: 80 Häuser
  • 1805: 103 Gemeindemitglieder und 17 Witwen
  • 1817: 656 Einwohner
  • 1885: 1152, davon 195 evangelisch (= 16.93 %), 925 katholisch (= 80.30 %), 32 Juden (= 2.78 %)
  • 1961: 7002, davon 2995 evangelisch (= 42.77 %), 3720 katholisch (= 53.13 %)
  • 1970: 9447 Einwohner
  • 1981: 11365 Einwohner

Diagramme:

Hattersheim: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1608: Oberrheinischen Reichskreis
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Höchst und Königstein, Amtsvogtei Hofheim
  • 1803: Nassau-Usingen, Amt Hochheim
  • 1814: Herzogtum Nassau, Amt Wallau
  • 1817: Herzogtum Nassau/Preußen, Amtsbezirk Hochheim
  • 1849: Herzogtum Nassau, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk IX (Kreisamt Höchst)
  • 1854: Herzogtum Nassau/Preußen, Amtsbezirk Hochheim
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Landkreis Wiesbaden
  • 1886: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Kreis Höchst
  • 1928: Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis

Altkreis:

Main-Taunus-Kreis

Gericht:

  • Im Mittelalter zum Landgericht Dieffenwegen gehörig.
  • 1340 werden erstmal Schultheiß und Schöffen genannt.
  • 1364 dient der Hof des Altmünsterklosters als Gerichtsstätte.
  • Das Hattersheimer Gericht ist bis 1668 dem Hofheimer Gericht unterstellt.
  • 1816: Amt Höchst
  • 1849: Justizamt Höchst
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Höchst
  • 1867: Amtsgericht Höchst am Main
  • 1879: Amtsgericht Höchst
  • 1928: Amtsgericht Frankfurt a. M./Höchst
  • 1945: Amtsgericht Frankfurt am Main

Herrschaft:

Herrschaft:

1307: als Teil der Vogtei über das Mainzer St. Stephan-Stift im Besitz der Falkensteiner

1350: Herrschaft Königstein

1364: Kurmainz

1396: Pfandschaft der Herrschaft Kronberg

1433: Pfand der Herrschaft Eppstein-Königstein

1460: Kurmainz

1465: Stolberg-Königstein

1565: Kurmainz

1802: Nassau-Usingen

Gemeindeentwicklung:

Zur Entwicklung der im Zuge der hessischen Gebietsreform neu gebildeten Stadtgemeinde s. Hattersheim, Stadtgemeinde. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Hattersheim.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1132 bekommt das Kloster Johannisberg im Rheingau 3 Hufe Land und einen Hof in Hattersheim geschenkt.
  • 1140 erhält Johannisberg weitere 3 Hufe und 3 Höfe geschenkt.
  • 1219 besitzt das Stift St. Stephan 4 Hufe Land und einen Hof.
  • 1269 besitzen Gottfried und Konrad von Bergen dort Güter als Falkensteiner Lehen.
  • 1276 Tauscht Rudolf von Hochweisle Land mit seinem Schwager Marquard von Bergen, welches dem Kloster Haina gehört.
  • Seit 1279 hat das Altmünsterkloster hier Besitzungen.
  • 1282 erwirbt der Graf von Ziegenhain die Vogtei des Altmünsterklosters für dessen Besitz in Hattersheim.
  • 1364 haben die Mönche von Lindau, ein Junker Dielchen, das Kloster Altmünster, Heiliggrab Mainz, das Kloster Klusen und Junker Diederich Nase von Kriftel dort Besitzungen.
  • 1371 besitzt das Kloster Arnsburg dort einen Hof.
  • 1385 erwirbt ein Mainzer Bürger Güter von Heinrich Mönch von Lindau und Henne Ring von Böckelheim.
  • 1401 verkauft das Kloster Engelthal 4 Hufe Land und eine Hofreite an das Frankfurter Liebfrauenstift.
  • 1407 erwerben die Mainzer Kartäuser unter Verwendung des Böckelheimer Erbes großen Besitz in Hattersheim.
  • 1410 umfasst der Besitz des Klosters Arnsburg 2,5 Hufe Land.
  • 1426 erhält georg von Sulzbach von Wolf von Bommersheim 4,5 Hufe Land in Hattersheim und Okriftel.
  • 1438 trägt Philipp der Jüngere von Kronberg 11 Morgen Wiese als eppsteinisches Lehen.
  • 1476 erhalten die Eppstein-Königstein die Vogtei für die Güter des Altmünsterklosters.
  • 1490 erwirbt der Deutsche Orden 8,5 Hufe Land von Philipp von Rüdigheim.
  • 1525 besitzen die Kartäuser 11 Hufe, die johanniter 6 Hufe, St. Johannes 1 Hufe, Johannisberg im Rheingau 8 Hufe, der Deutsche Orden 11 Hufe, das Frankfurter Heiliggeistspital 4 Hufe, das Frankfurter Liebfrauenstift 4 Hufe und das Weißfrauenkloster in Frankfurt 1 Hufe Land in Hattersheim.
  • 1708 gehören St. Stephan für Gericht und Hof 5 Hufe Eigengut, 8 Hufe Land des Klosters Johannisberg, 5,5 Hufe der Johanniter, 5 Hufe der Kartäuser, 2 Hufe der von Reifenberg, 4 Hufe des Heuleck, 1/2 Hufe des Deutschen Ordens und 1/2 Hufe des St. Johannesstiftes.

Zehntverhältnisse:

Bis 1282/83 haben die Eppsteiner den Zehnten inne.

1435 gehört dem Mainzer Stift St. Alban der große Fruchtzehnte.

1525 gehören St. Alban 2/3, dem Pfarrer von Okriftel 1/3 und den Herren zu Königstein der Rest des Frucht- und Weinzehnten.

1694 gehören St. Alban die Hälfte, dem Hattersheimer Pfarrer ein Viertel sowie Mainz und den Grafen von Isenburg-Büdingen ein Achtel des großen Zehnten.

Ortsadel:

1140-1340 Mainzer Ministeriale von Hattersheim

Im 15. Jahrhundert nennen sich die von Sulzbach auch von Hatterheim.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • 1313: Errichtung einer Kuratkapelle
  • 1340: Pleban
  • 1685: Restaurierung der im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigten Kirche
  • 1747/48: Neubau der kath. Pfarrkirche St. Martin
  • 1913-15: Erweiterung der Kirche
  • 1928/29: Bau der ev. Kirche

Patrozinien:

  • Martinus

Pfarrzugehörigkeit:

Vor 1313 zum Kirchspiel Okriftel

1313 zur eigenständigen Pfarrei erhoben

1525/26 wieder zu okriftel gehörig

1685 zu Kirftel gehörig

Die ev. Gemeinde wird 1959 zur Pfarrei erhoben.

Patronat:

Patronat beim Abt des Klosters St. Alban

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation im Amt Hofheim: 1540

Katholischer Bekenntniswechsel: nach 1559 durch Kurmainz

1894 werden wieder protestantische Gottesdienste zunächst im Posthof und ab 1929 in der neu errichteten Kirche abgehalten.

Kirchliche Mittelbehörden:

Seit 1107: Dekanat Eschborn, Archidiakonat St. Peter in Mainz

Juden:

Ab Ende des 17. Jahrhunderts existierte eine jüdische Gemeinde mit Synagoge. Die Gemeinde löste sich aber bereits vor 1933 auf und die Synagoge wurde schließlich 1930 verkauft.

1800: 18, 1843: 30, 1905: 23 Juden

Kultur

Schulen:

1609: Schulmeister und Glöckner

1724: Neubau von Schul- und Rathaus

1846/47: Errichtung des neuen Schulhauses

1904/05: Bau eines weiteren Schulgebäudes

1957-59: Bau der Robinson Grundschule anstelle des Baus von 1904/05

1976 Einweihung der 1987 umbenannten Heinrich-Böll-Gesamtschule

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Wirtschaft:

1897 gab es eine ÖL- und eine Zuckerfabrik.

Mühlen:

1219: Mühle des St. Stephan-Stifts und eine des Altmünsterklosters

Um 1300: Mühle im Besitz der Eppsteiner

1559: Kronberger Mühe (1963 stillgelegt und 1967 abgerissen)

1452: Schleifmühle (auf dem Feld in Richtung Kriftel errichtet)

1677: Urbansmühle (um 1950 stillgelegt)

1710: Engelmühle

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Hattersheim, Main-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11268> (Stand: 21.5.2023)