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5914 Eltville (Rhein)
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KDR 100, TK25 1900 ff.

Burg Crass

Burg · 89 m über NN
Gemarkung Eltville am Rhein, Gemeinde Eltville am Rhein, Rheingau-Taunus-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Burg

Lagebezug:

13,2 km südlich von Bad Schwalbach

Lage und Verkehrslage:

Nordöstlich, rheinaufwärts von der kurfürstlichen Burg in der Südwestecke eines mit Mauern umgebenen ausgedehnten Weinbergs gelegen.

Besitzgeschichte: Erster Besitzer war wohl die Familie des Dudo Judens aus Mainz (Jud von Eltville), die erstmals 1056 urkundlich erwähnt wird. 1345 vergab Erzbischof Heinrich von Virneburg ein Burglehen zu Eltville an Markolf von Lindau. Ende des 15. Jahrhunderts im (allodialen) Besitz der Familie (Münch/Mönch) von Lindau. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts im Erbgang an die Frei von Dehrn. Nach dem Erlöschen des Mannestamms im Jahr 1737 traten 1753 die Freiherrn von Greiffenclau die Nachfolge an. Im 19. Jahrhundert mehrfacher Besitzwechsel, bis 1873 die Familie Crass das Anwesen erwarb. 1913 von Jean Iffland erworben, 1970 an die Stadt Eltville. 1996 von der Sektkellerei Schloss Vaux gepachtet.

Funktion: Wohnsitz; seit 1873 (Familie Crass) gastronomische Nutzung.

Burggeschichte: Ursprünglich wohl aus einem Turm bestehende kleine Wasserburg außerhalb der Stadtmauer. Im Dreißigjährigen Krieg wohl niedergebrannt. Um 1840 neugotisch umgestaltet.

Baugeschichte: Dendrochronologische Untersuchungen ergaben, dass das Bauholz des östlichen Gebäudeteils des Burghauses gegen Ende des 11. Jahrhunderts geschlagen wurde (um 1096), so dass die Errichtung der Burg wohl spätestens im 12. Jahrhunderts erfolgte. Simon vermutet, dass zunächst der östliche Gebäudeteil des Burghauses als Wohnturm errichtet wurde (nahezu quadratischer Grundriss) und der westliche Gebäudeteil in der Folgezeit erweitert wurde. Im 14. Jahrhundert wurden bauliche Veränderungen vorgenommen: Im westlichen Gebäudeteil wurde der Giebel um ca. 2,50 m erhöht und mit einem Satteldach versehen. Dendrochronologische Untersuchungen datierten das Holz der Dachsparren in die Jahre 1340-1341. Ferner ergaben dendrochronologische Untersuchungen, dass der Dachstuhl des östlichen Gebäudeteils in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts erneuert wurde (Datierung des Holzes auf das Jahr 1562). Im 16. Jahrhundert weitere Bautätigkeit (Treppenturm am Burghaus).

Nach der wohl erfolgten Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg erfolgte der Wiederaufbau. Um 1645 Errichtung der Orangerie. 1706/07 Bau eines neuen Schlößchen südlich des alten Burghauses. Um 1711/12 Bau eines weiteren Gebäudes ("hindere bauw"), welches im Süden an den Ostbau des Burghauses anschloss. Im 19. Jahrhundert erfolgten zahlreiche bauliche Umgestaltungen (z.B. um 1840 Erhöhung des Treppenturmes und Zinnenkranz).

1996-1999 Sanierung unter Aufsicht des Landesamts für Denkmalpflege. (siehe: Simon, Burg Crass1)

Baubeschreibung: Das Burghaus besteht aus zwei Gebäudeteilen, die durch einen zinnenbekrönten Treppenturm (Zinnen aus Mitte des 19. Jahrhunderts) miteinander verbunden sind. Der östliche Gebäudeteil des Burghauses könnte mit seinem nahezu quadratischen Grundriss (Seitenlängen: 11,5 x 10,8 m) ursprünglich als Wohnturm errichtet worden sein. Der westliche Gebäudeteil hat einen rechteckigen Grundriss (Seitenlängen: 14,5 x 9 m). Das 1706/07 erbaute Schlösschen südlich des Burghauses hatte einen nahezu quadratischen Grundriss von ca. 9,30 x 10,00 m Seitenlänge. Der etwa 1711/12 errichtete "hindere bauw", der mit seiner Schmalseite rechtwinklig an die Südseite des östlichen Gebäudeteils des Burghauses angebaut wurde, hatte Seitenlängen von ca. 12,90 x 8,40 m. Nördlich des Burghauses stehen Wirtschaftsbauten. Das Burgareal war von einer Ringmauer und vermutlich einem Graben umfasst.

Historische Namensformen:

  • Freyhof

Burgen und Befestigungen:

  • Ursprünglich wohl aus einem Turm bestehende kleine Wasserburg außerhalb der Stadtmauer. Hauptbau im Kern romanisch, Ausbau spätgotisch, um 1840 neugotisch umgestaltet.

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3437372, 5543605
UTM: 32 U 437322 5541828
WGS84: 50.025454° N, 8.12496° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

43900301007

Verfassung

Altkreis:

Rheingaukreis

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1487 war die Burg im Besitz des 1492 verstorbenen Ritters Philipp von Lindau, einem Lehnsmann der Erzbischöfe von Mainz und der Grafen von Nassau. Seine Erbtochter heiratete Johann Frey von Dehrn, wodurch der Besitz den Namen "Freyhof" erhielt. 1873 erwarb eine Familie Crass das Anwesen und errichtete den Gasthof Burg Crass.
Kultur

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Burg Crass, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/11131> (Stand: 17.2.2014)