Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Obbornhofen

Stadtteil · 156 m über NN
Gemeinde Hungen, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9 km südlich von Lich

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß und dichter Gehöftanordnung im Talschluß eines nach Osten offenen Seitentals der Horloff. Am Südost-Rand des Ortes Hofgut. Flurname Hinterm Komturhof.

Straße nach Bellersheim, Inheiden und Wohnbach. - Nordöstlich des Ortes Bahnhof der Eisenbahnlinie Friedberg - Hungen (1897); nach Verlegung der Strecke wüst (vgl. Bellersheim)

Ersterwähnung:

766/67

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa 766/67

Älteste Gemarkungskarte:

1845-1856

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3488073, 5589382
UTM: 32 U 488003 5587586
WGS84: 50.440168° N, 8.831056° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531008060

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 2648, davon 1803 Acker, 351 Wiesen, 494 Wald. 1961 (Hektar): 696, davon 98 Wald.

Einwohnerstatistik:

  • 1834: 522 Einwohner
  • 1885: 553 Einwohner
  • 1925: 650 Einwohner
  • 1939: 653 Einwohner
  • 1950: 909 Einwohner
  • 1961: 850 Einwohner
  • 1830: 477 evangelische, 3 römisch-katholische Einwohner, 26 Juden. 1961: 711 evangelische, 124 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 184 Land- und Forstwirtsch., 190 Prod. Gewerbe, 47 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 26 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Obbornhofen: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 766/67: Wetterau
  • 1787: Fürstentum Solms-Braunfels (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Wölfersheim
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Wölfersheim (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • 1822: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Hungen, seit 1934: Amtsgericht Nidda

Herrschaft:

1238 ist Obbornhofen zur Hälfte münzenberg. Lehen des Ritters Winter von Kalsmunt (Kaminsky, Belege für Münzenberg, S. 75f = Baur, Hessische Urkunden 1 (Starkenburg und Oberhessen) Nr. 1278). Bei der Teilung der Herrschaft Münzenberg 1271 unter den Söhnen Philipps I. von Falkenstein erhält Werner von Falkenstein das Gericht Obbornhofen mit allem,was dazu gehört (Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 2 Nr. 139, Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14). 1304 wird im Rahmen eines Schiedsspruchszw. Ulrich von Hanau und den Falkensteinern festgestellt, daß Hanau ein Sechstel an dem Gut des Gerloh von Berstadt in Obbornhofen für den Fall zugesprochen, daß dieses Gut lehnsrührig von der Herrschaft Münzenberg ist (Urkundenbuch der Herren von Hanau 2 Nr. 40). 1311 besitzen die Herren von Falkenstein die Vogtei zu Obbornhofen (Demandt, Regesten Katzenelnbogen 1 Nr. 516). Bei der Teilung der Falkenstein. Erbschaft fällt 1423 Obbornhofen Graf Johann von Solms zu (Solmser Urkunden 1 Nr. 915).

Gemeindeentwicklung:

Am 1.1.1977 Eingliederung nach Hungen

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • In den Jahren 766/67 bis 774 erhält Kloster Lorsch 7 Privatschenkungen in Obbornhofen (siehe oben Ziff. 2b sowieCodex Laureshamensis III Nr. 2970=3741c, Nr. 2975=3769b, Nr. 3359=3746a); weitere drei Privatschenkungen folgen 791, 798 und 831, wo ein Bifang genannt wird (Codex Laureshamensis III Nr. 2969=2973=3757c, Nr. 2959=3762c, Nr. 3004= 3767e); Lorscher Hubenliste (um 800): 2 Hufen und zwar 1 Herren- und 1 Knechtshufe, welche 1 Huhn und 15 Eier zinst (Codex Laureshamensis III Nr. 3660b); Lorscher Hubenliste (1. Viertel 9. Jahrhundert): 21 Hufen, und zwar 1 Herren- und 20 Knechtshufen, 40 Manzipien (ebd. Nr. 3681); Lorscher Hubenliste (Anfang 10. Jahrhundert): zum Herrenhof (dominica curtis) gehören 7 Knechtshufen und 1 Mühle, weitere 19 (Knechts-)Hufen zinsen 1 Leinentuch (bzw. ersatzweise 1 Schilling), 1 Huhn und 12 Eier (Codex Laureshamensis III Nr. 3680); Lorscher Hubenliste (2. Viertel 11. Jahrhundert): 19 (zu Dreitage-Fron verpflichtete) Hufen (ebd. Nr. 3683).
  • Um 1148 bestätigt Papst Eugen III. Kloster Schiffenberg seinen Güterbesitz zu Obbornhofen (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1335). 1239 überträgt Graf Wilhelm von Gießen Kloster Schiffenberg 1 Hufe zu Obbornhofen, die von ihm Gerlach von Büdingen und von diesem Konrad Milchling von Nordeck zu Lehen getragen hatte (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1349). 1293 überläßt Ritter Werner von Bellersheim gen. Groppe den Kanonikern zu Schiffenberg seine Güter zu Milbach gegen einen Weingarten zu Obbornhofen (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1379).
  • 1198 bekundet der Abt von Fulda, daß Kloster Arnsburg im Dorf Güll 3 der domus (Burgsitz) Kunos d.Ä. benachbarte Hufen mit Zustimmung Kunos und anderer, die mit diesen Gütern belehnt waren, einschließlich der (auf den Hufen befindlichen) Gebäude von Güller Bauern erworben hat, die auf andere Güter in Obbornhofen, Wetter und Birklar umgesetzt wurden.
  • 1220 vertauscht Kloster Arnsburg 2 Hufen in Obbornhofen gegen 2 Hufen in Unter-G. (inferiori G.), von der eine Eigengut, die andere Lehen ist. 1295 schenken die von Steinfurt Kloster Arnsburg eine Gülte u.a. zu Obbornhofen (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 2, 9, 261).
  • 1300 bekundet Philipp von Falkenstein, daß er zusammen mit den von Bellersheim zwischen der Jutta, Witwe des Ritters NN. Kolbendensel, einerseits und dessen Söhnen andererseits einen Vergleich gestiftete hat, demzufolge Jutta alle Güter in Bellersheim, Rehborn und Obbornhofen haben und genannte Gülten zu ihren Lebzeiten nutzen soll, danach diese an ihre Söhne übergehen sollen, ausgenommen eine Gülte von 2 Pfd. Pfennige aus Habechenheim, die Jutta mit Zustimmung ihrer Söhne an die Kloster Marienborn, Engelthal und Schiffenberg übertragen hat (Solmser Urkunden 1 Nr. 66). 1396 versetzt Johann von Bellersheim sein Falkensteiner Burglehen und übergibt Philipp von Falkenstein dafür eine Hufe Land zu Obbornhofen (Isenburger Reg. Nr. 964). 1412 zahlt der Trierer Erzbischof Werner von Falkenstein dem Wigand von Bimbach das ihm zustehende Burglehen zu Hungen an Obbornhofen zahlt (Solmser Urkunden 1 Nr. 783).
  • Stift Zelle (Schiffenberg) verfügt im 14. Jahrhundert über Pachteinnahmen (Römer, Einkünfteverzeichnisse).
  • 1421 erhält der Wäppner Henne Huser von Homberg von den Grafen von Solms eine jährl. Gülte von 10 fl. zu Obbornhofen als Teil seines Münzenberger Burglehens (Solmser Urkunden 1 Nr. 894). 1421 befreien die Grafen von Solms den Hof Kraft von Bellersheim von allen Abgaben. 1429 verkaufen Else von Bellersheim und ihr Mann Deede von Melbach Graf Bernhard von Solms Güter zu Obbornhofen und Wohnbach (Uhlhorn, Grafen von Solms, S. 386) - 1414 hat Ritter Kurt von Bellersheim vom Landgraf zu Lehen u.a. 1 1/2 Hufen Land zu Obbornhofen und 2 Hufen zu Inheiden. Nach 1414 hat Henne von Bellersheim als Mannlehen den Hof zu Obbornhofen mit Zubehör, nämlich 3 Hufen Land, den Schafhof mit Behausungen und Höfen, den Zehnten zu Utphe und eine Hofstatt ebd. (Demandt, Regesten Kopiare 1 Nr. 584). Neubelehnung 1452 (Demandt, Regesten Kopiare 1 Nr. 444, 976).

Zehntverhältnisse:

1311 belehnen die von Falkenstein (Butzbacher Linie) die Töchter von Wilnsdorf mit einem Sechstel des Zehnten von Obbornhofen (Demandt, Regesten Katzenelnbogen 1 Nr. 516).

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Pfarrzugehörigkeit:

1333: eigenständige Pfarrei

Patronat:

1462 und noch 1593 tragen die von Nordeck-Rabenau den Kirchsatz von Solms-Lich zu Lehen. Der Kirchsatz war teil der Münzenberger Erbschaft.

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Blasius Lundorp 1545-1568, ehemaliger katholischer Priester, spätestens seit 1549 evangelisch.

Reformierter Bekenntniswechsel: 1580er Jahre

Kirchliche Mittelbehörden:

Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Obbornhofen

Juden:

Juden sind in Obbornhofen seit 1612 belegt. 1830: 26, 1905: 10 Juden. Synagoge um 1834 errichtet (Kommenturstr. 9). Zur Gemeinde gehörte auch Bellersheim. Der Friedhof liegt auf einer Anhöhe nordöstlich des Ortes. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

um 1575 Schule vorhanden; meist Betreuung durch Diakone; 1910 Volksschule mit zwei Klassen, Schulhaus von 1900

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Obbornhofen, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10413> (Stand: 8.3.2022)