Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Großen-Buseck

Ortsteil · 200 m über NN
Gemeinde Buseck, Landkreis Gießen 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

8 km nordöstlich von Gießen

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regelhaften Grundrißmerkmalen beiders. der Wieseck. Hauptkomplex der Siedlung auf der Niederterrasse der rechts Talseite der Wieseck. Kirche in randlicher Lage im Süden. Am Nordost-Rand Schloßanlage. Auf dem linken Flußufer regelhafte Siedlungszeile im Bereich des Bahnhof und entlang der zur Weiß- und Fußmühle führenden Wege. Großes Neubaugebiet südlich der Bahnlinie.

Bahnhof der Eisenbahnlinie Gießen – Fulda ("Vogelsbergbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 29.12.1869).

Straßenverbindung nach Alten-Buseck, Beuern und Rödgen

Ersterwähnung:

1326

Vorbemerkung Historische Namensformen:

Bei den Belegen ohne Bestimmungswort Großen- ist nicht immer eindeutig zu entscheiden, ob sie hierauf oder auf Alten-Buseck zu beziehen sind.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

Ortsteile:

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Ältere, verschwundene Burganlage der Herren von Buseck im Südwesten, Flurname "In den Burgwiesen". 1458 wird die Burg erwähnt, auf deren ursprünglich quadratischen Grundmauern Mitte 19. Jahrhundert das neugotische Schloss errichtet wurde.

Älteste Gemarkungskarte:

1929

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3484941, 5607879
UTM: 32 U 484873 5606076
WGS84: 50.606377° N, 8.786219° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

531003030

Flächennutzungsstatistik:

  • 1854 (Morgen): 6016, davon 3787 Acker, 899 Wiesen, 1331 Wald
  • 1961 (Hektar): 1608, davon 402 Wald

Einwohnerstatistik:

  • 1577: 102 Hausgesesse
  • 1630: 3 dreispänn., 31 zweispänn., 11 einspänn. Ackerl., 12 Witwen, 16 Vormundschaften
  • 1669: 463 Seelen
  • 1742: 5 Geistl./Beamte, 168 Untert., 22 Junge Mannschaften, 14 Beisassen/Juden
  • 1804: 1173 Einwohner
  • 1830: 1240 evangelische, 2 römisch-katholische Einwohner, 6 Mennoniten, 102 Juden 1961: 2691 evangelische, 707 römisch-katholische Einwohner
  • 1961: (Erwerbspersonen): 410 Land- und Forstwirtsch., 671 Prod. Gewerbe, 337 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 298 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme:

Großen-Buseck: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1245: in judicium de Buchesecke
  • 1502: Amt Gießen (bezogen auf die Eigenleute des Landgrafen im Busecker Tal)
  • 1508: Gericht Busecker Tal (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1587: Außerhalb des Amtes Gießen
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Ganerbschaft des Busecker Tals (Freiherr von Buseck und Freiherr von Buseck, genannt Brand je zur Hälfte)
  • 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Busecker Tal
  • 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen
  • 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Grünberg
  • 1837: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis:

Gießen

Gericht:

  • Das 1245 erstm. gen. Gericht zu B. bzw. Busecker Tal (1357) gehörte ursprünglich wohl zur Herrschaft Peilstein-Kleeberg; um 1218 sind ein hous und ein stat heizzent Puchsekke Zubehör dieser Herrschaft. Später erscheinen die ritterbürtigen Familien von Buseck und von Trohe als Herren des ganerbschaftlich verwalteten Gericht - 1265 verspricht Landgraf Heinrich I. den Gebr. von Buseck, von keinem der Erben (heredes pertinentes ad iudicium de Buchsecken) ohne Zustimmung der übrigen Ganerben etwas aus dem Busecker Tal zu kaufen oder in Pfand zu nehmen. Das Gericht war Reichslehen; 1300 befiehlt König Albrecht den Ganerben, sich nur an ihn und das Reich zu halten. 1337 belehnt K. Ludwig d. Bayer Gottfried und Hermann von Trohe als neu eintretende Ganerben mit dem Gericht zu Buseck. - 1357 schließen die Ganerben des Busecker Tales (von Buseck, Rüsser von Buseck, Mönch von Buseck, von Trohe) einen Burgfrieden. - Mitte 14. Jahrhundert hat das St. Johannstift zu Mainz Einkünfte vom Hof des Hospitals Grünberg in Großen-Buseck (Würdtwein, Dioecesis Moguntina 3, S. 368). - 1398 belehnt König Wenzel Landgraf Hermann von Hessen mit dem Reichslehen des Busecker Tales, widerruft diese jedoch im Sinne der bisherigen Gerichtsherren und Ganerben noch im selben Jahr. 1415 Neubelehnung Richards von Trohe durch König Sigismund für die Ganerben mit dem Busecker Tal. 1467: Landgraf Ludwig nimmt die Ganerben gegen ihren Genossen Gerhard Rußer von Buseck in Schutz; dafür öffnen diese dem Landgraf das Tal im Fehdefall. 1478: Bestätigung der Reichsfreiheit der Ganerben durch Ks. Friedrich III.
  • 1823: Landgericht der Freiherr von Buseck
  • 1827: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Gießen

Herrschaft:

Um 1218 sind ein hous und ein stat heizzent Puchsekke Zubehör der Herrschaft Peilstein-Cleeberg (MGH Dt. Chron. III,2, S. 272); 1245: iudicium de Buseck (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 43). 1265 sind die von Buseck, möglicherweise als direkte Nachfolger der Peilsteiner, im Besitz des Gerichts. Es handelte sich dabei um ein Reichslehen, das nach Aussterben der Peilsteiner (1218) offenbar ebenso wie die Mörler Mark vom König eingezogen und im Falle des Gerichts Buseck an die Ganerben weiterverlehnt worden ist. Bereits 1233 wird ein Bertholdus comes (Richter) zwischen Rittern von Buseck und dem Pleban von Buseck als Zeuge gen.(Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 3 Nr. 52). 1238 testieren bei einem Vergleich auf seiten der von Buseck ein Sigenandus und Dammo judex (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 27). 1265 verspricht Landgraf Heinrich, niemals etwas von dem Gericht durch Kauf oder pfandweise gegen den Willen eines Ganerben an sich zu bringen, sie vielmehr im bisherigen Besitz ihrer Ehren und Güter zu schützen und keinen ihrer Leute als Pfahlbürger aufzunehmen. (Regesten der Landgrafen von Hessen 1 Nachdr. Nr. 102). 1300 befiehlt König Albrecht den Ganerben, sich nur an ihn und das Reich zu halten (Scriba, Regesten Urkunden Hessen 2 Nr. 898). Zu den Ganerben dürften damals schon die von Trohe gehört haben (Müller, Ämter im Kreise Gießen, S. 72 f.). 1337 belehnt Kaiser Ludwig der Bayer Gottfried und Hermann von Trohe anstelle des verstorbenen Erwin von Trohe als neu eintretende Ganerben mit dem Gericht zu Buseck. 1357 schließen die Ganerben des Busecker Tales (von Buseck, Rußer von B., Mönch von Buseck und von Trohe) einen Burgfrieden (Lindenstruth, Streit 2, S. 182f., 186-190, Anh. III Nr. 4, 10). 1478 bestätigt Ks. Friedrich III. die Reichsfreiheit der Ganerben, im Tal zu handeln, zu gebieten und zu verbieten, zu setzen und zu entsetzen und zwei Dörfer zu befestigen. 1480 erkennen die Ganerben des Busecker Tales Landgraf Heinrich III. als ihren Beschützer an. 1576 wird vertraglich vereinbart: Die Ganerben erkennen die lgf.-hessische Landeshoheit an mit Huldigung, Folge, Steuern, Zoll und Geleit. Sie üben die gesamte Gerichtsbarkeit nach der landgräflich Gerichtsordnung aus. 1577 wird das Gericht zum Amt Gießen gerechnet, 1587 nicht. Nach einem Schöffenweistum des Jahres 1583 hatten die Ganerben das Hochgericht, Bann, Jagd- und Fischregal. - Gerichtsort war ursprünglich Alten-Buseck; 1351 und später wurde das Gericht in Grossen-Buseck gehegt; Die Urteilsstätte befand sich auf dem Galgenberg südl. Grossen-Buseck; Flurname. - comes 1233, judex 1238; gemeyne ganerben und richtere 1357 (im Burgfrieden von 1357 wird die jährl. Wahl des Richters aus dem Kreis der Ganerben vereinbart); Schultheiß 1408; Schöffen 1351, 11 Schöffen zu Buseck. 1354. - 1508: Gericht Busecker Tal. 1538: einzelne Güter unterstehen der Vogtei Winnerod.

Gemeindeentwicklung:

Am 01.10.1971 Eingliederung von Oppenrod und Trohe. Am 1.1.1977 mit Alten-Buseck, Beuern, Oppenrod und Trohe zur neubenannten Gemeinde Buseck zusammengeschlossen. Großen-Buseck ist Sitz der Gemeindeverwaltung.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

Kirche und Religion

Ortskirchen:

Patrozinien:

  • Laurentius (1741)

Pfarrzugehörigkeit:

1577 war Oppenrod eingepfarrt, Beuern und Alten-Buseck Filiale, Pfarrei Burkhardsfelden damals von Großen-Buseck aus versorgt. Seit 1. Hälfte 18 Jahrhundert wurde Alten-Buseck bis dahin vom Diakon aus Großen-Buseck versehen, als Pfarrei behandelt. 1838 von Großen-Buseck getrennt und Pfarrsitz seitdem Trohe.

1900 mit Fuß-, Weiss-, Spitz-, Lepper- und Scheidemühle Pfarrei mit Filiale Oppenrod

Patronat:

1302/1303 präsentierte das Stift St. Stephan zu Mainz. Von Mainz kam der Patronat an die Grafen von Isenburg, die im 16. und 17. Jahrhundert als Lehnsherren bezeichnet werden. Als Patrone erscheinen ausgangs des 15. Jahrhundert die von Trohe, von Philipp von Trohe 1500 gelangte der Patronat an die Schutzbar gen. Milchling, die ihn bis 1658 besaßen. 1658-1684 präsentierten die Lehnsherren, die Grafen von Büdingen. Seit 1711 war der Patronat landgräflich

Diakonische Einrichtung:

Nach Wegweiser für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ausgabe von 1954 eine Schwesternstation mit 1, ein Kindergarten mit 1 Kraft

Bekenntniswechsel:

Einführung der Reformation vermutlich um 1530.

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Paulus Hain bis 1549 sowie 1552-1556

Katholischer Bekenntniswechsel: 1549, 1552 wieder evangelisch

Kirchliche Mittelbehörden:

15. Jahrhundert:Sendbezirk Buseck Dekanat Amöneburg im Archidiakonat St. Stephan zu Mainz

Juden:

Ab 1583 sind Juden in Großen-Buseck nachweisbar. 1830: 102, 1905: 66 Juden, vornehmlich Vieh- und Manufakturwarenhändler, Metzger sowie Mazzenbäcker. Synagoge wird 1885 Am Anger 10 errichtet. Der Friedhof diente gleichzeitig auch den Juden aus Beuern, Burkhardsfelden, Reiskirchen und Alten-Buseck als Begräbnisstätte (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen:

Als studierter Lehrer unterrichtet Johann Christoph Hoffmann von Assenheim für 1663 und 1670-1685 an der Schule im Ort; 1910 vierklssige Volksschule, ein altes und ein 1879 erbautes Schulhaus

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zum Gericht gehören 1508 neben Großen- und Alten-Buseck Beuern, Rödgen, Oppenrod, Burkhardsfelden, Reiskirchen, Bersrod Albach und Wilshausen, 1577 auch Trohe. - Der Sendbezirk Buseck umfaßte im 15. Jahrhundert neben Großen-B. Alten-B., Wüstung Altenstruth, Wüstung Amelungshausen, Beuern, Oppenrod, Reiskirchen, Rödgen (z.T.), Wüstung Weigandshausen, Wüstung Wilshausen. Hinzuzurechnen ist ferner Trohe (1577)

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Großen-Buseck, Landkreis Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10245> (Stand: 7.8.2023)