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Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 35. Eschwege
Gerichtsstätten
Anger in Aue
Gerichtsplatz in Aue

Weitere Informationen

Aue

Stadtteil · 168 m über NN
Gemeinde Wanfried, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

5 km ostsüdöstlich von Eschwege

Lage und Verkehrslage:

Straßendorf in der Ebene südlich der Werra und nördlich des Schlierbachwaldes mit Kirche in zentrale Lage. Die in W-O-Richtung verlaufende Lange Straße (zugleich L 3244) von Eschwege nach Völkershausen bildet die Hauptachse des Ortes und ist auf das Rittergut im Osten ausgerichtet. Jüngere Siedlungsentwickung nach Süden Richtung Schliebachwald.

Ersterwähnung:

1128

Siedlungsentwicklung:

Rund 1,1 km nordöstlich der Ortsmitte von Aue in der Flur "Auf der Steinrutsche", die am Ausgang des zwischen der Asbachshöhe und dem Sohlberg herabkommenden Petersgrunds liegt, fand K. Sippel 1992 im Ackergelände auf einer Fläche von etwa 100 x 50 Größe, die in nw-so-Richtung verläuft (hier mittig lokalisiert) über 70 Scherben. Sie sind etwa ins 10./11. - 13. Jahrhundert zu datieren und stammen von einer Wüstung (vgl. Hallstatt- und Latènezeit).

1928 erfolgt die Eingemeindung des aufgelösten Gutsbezirks Aue.

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • villa (1128, 1263)

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

Umlegung der Flur:

1870-1877

Älteste Gemarkungskarte:

1719

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3578799, 5672097
UTM: 32 U 578694 5670268
WGS84: 51.178411° N, 10.125818° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

636013020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 424, davon 177 Acker (= 41.75 %), 26 Wiesen (= 6.13 %), 192 Holzungen (= 45.28 %)
  • 1961 (Hektar): 714, davon 377 Wald (= 52.80 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 36 Haushaltungen (Der ökonomische Staat)
  • 1747: 49 Haushaltungen (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
  • 1770: 6 Ackerleute, so zugleich Leinweber, 5 Leinweber, so zugleich Tagelöhner, 1 Maurer, 2 Schmiede, 3 Schneider, 1 Schreiner, 16 Tagelöhner, 2 Weißbinder, 2 Zimmerleute, 8 Weibspersonen
  • 1885: 472, davon 447 evangelisch (= 94.70 %), 25 katholisch (= 5.30 %)
  • 1961: 568, davon 495 evangelisch (= 87.15 %), 63 katholisch (= 11.09 %)
  • 1970: 569
  • 1987: 595

Diagramme:

Aue: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederfürstentum, Amt Eschwege, Dorf derer von Eschwege
  • 1627-1834: Landgrafschaft Hessen-Rotenburg (sogenannte Rotenburger Quart), teilsouveränes Fürstentum unter reichsrechtlicher Oberhoheit der Landgrafschaft Hessen-Kassel bzw. des Kurfürstentums Hessen, Amt Eschwege, Dorf derer von Eschwege ("adelige Quart")
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Eschwege
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Eschwege
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Eschwege, Kanton Aue
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Eschwege, Gericht Eschwege
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Eschwege
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Eschwege
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Eschwege
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Eschwege

Gericht:

  • 1822: Kurfürstliches Justizamt Eschwege
  • 1834: Kurfürstliches Justizamt Eschwege II
  • 1867: Amtsgericht Eschwege
  • 1879: Amtsgericht Eschwege

Herrschaft:

1292/93 verzichtet zunächst Hugo vom Stein auf seine Besitzung im Dorf und in der Gemarkung von Aue, welche schon sein Vater vom Cyriakusstift als Lehen innehatte. Sein Bruder Heinrich und dessen Familie stimmen zu und verzichten auf ihre Erbrechte zugunsten des Klosters. Dann verzichtet auch Landgraf Albert von Thüringen auf sein Eigentum und schließlich Graf Heinrich von Bilstein, der vom Landgrafen die Vogtei innehat.

Hauptinhaber der Herrschaftsrechte in Aue ist zunächst die Familie von Aue, die auch im Umland über Besitz verfügt und diesen 1345 und 1348 dem Landgrafen von Thüringen zu Lehen aufträgt. Nach deren Aussterben der Familie in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird das Lehen 1404 und 1424 von den Landgrafen von Thüringen die von Hornsberg (oberhalb von Widdershausen an der Werra) ausgetan. Nach deren fiel es 1435 an die Brüder Reinhard und Herting von Eschwege, 1465 belehnt Wilhelm, Herzog von Sachsen und Landgraf von Thüringen, die Gebrüder von Eschewege mit dem Dorf Aue und der Wüstung Hessel auf dem Eichsfeld. In der Familie von Eschwege zu Aue - zeitweise in mehreren Händen - blieben die Herrschaftsrechte bis ins 19. Jahrhundert als thüringisches bzw. sächsisches Lehen. Die Hohe Gerichtsbarkeit konnten sie gegen die Landgrafen von Hessen nie erlangen.

Gemeindeentwicklung:

Am 31.12.1971 im Zuge der hessischen Gebietsreform als Stadtteil nach Wanfried eingegliedert.

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • 1128 überträgt der Edle Bertho von Burschla, Ministeriale der Fuldaer Kirche, beim Eintritt seines Sohnes in das Kloster diesem fünf Hufen, und drei Leibeigene zu Aue.
  • 1292 schenkt der Ritter Hugo vom Stein der Kirche und dem Konvent des Nonnenklosters St. Cyriacusberg in Eschwege Güter im Dorfe und in der Dorfflur von Aue. In der Folge kann das Kloster weiteren Besitz und Zinsgefälle erwerben und wird zum wichtigsten geistlichen Grundherrn im Mittelalter. Ein Salbuch des Klosters St. Cyriacusberg zu Eschwege hält den Stand um 1400 fest (Eckhardt, Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege 2, S. 335-343, Nr. 1). Das Stift verfügt schließlich über ein Vorwerk im Umfang von neun Hufen, bezieht Einnahmen und hat ein Gut mit Wald auf der Aueschen Kugel (Huck, Artikel Eschwege, S. 175). 1517 reklamiert es Gerichtsbarkeit und Hoheit (gebot und verbot, recht, richt, wasßer, weide und holcz und all friheit). Die Besitzungen des Klosters fallen jedoch nach der Einführung der Reformation zunächst an die Landgrafen von Hessen, die es an die von Eschwege verpfänden und 1555 vergeblich einzulösen versuchen.
  • Wichtigste adlige Grundherren sind zunächst die niederadligen Herren von Aue, deren Wohnsitz die Burg ist. Ihren Besitz haben sie als Lehen vom Landgrafen von Thüringen und vom Cyriacusstift inne (s. Herrschaft).
  • Die Herren von Vacha haben 1362 und 1363 grundherrschaftlichen Besitz in Aue, den sie dem Hospital zum Heiligen Geist und St. Elisabeth in Eschwege übertragen.

Ortsadel:

1272-1435 (von Aue und Hornsberg)

Seit 1435 von Eschwege, die Aue zunächst als thüringisches, dann sächsisches Lehen innehaben

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pleban (1278)
  • Kirche mit im Kern mittelalterlichem Westturm, Schiff als klassizistischer Saalbau 1831/32. 1972 renoviert

Patrozinien:

Pfarrzugehörigkeit:

1585 gehört der Ort zur Pfarrei Wanfried, in der Folge mit Niederdünzebach oder Schwebda (1770) verbunden, ab 1847 Filial der neu gebildeten Pfarrei Völkershausen bis zur Auflösung des Kirchspiels 1971. Seitdem wieder Filialgemeinde von Niederdünzebach

Patronat:

Das Patronat über die Pfarrkirche S. Clementis reklamiert 1469 das em>Nonnenklosters St. Cyriacusberg in Eschwege. Nach der Reformation fällt dieses an Hessen

Bekenntniswechsel:

Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johannes Rost 1555 bis ca. 1560

Kultur

Schulen:

1770 ist ein von der Gemeinde errichtetes Schulhaus vorhanden, 1910 einklassige Volksschule

Hospitäler:

Die Herren von Eschwege zu Aue unterhielten ein Hospital, das gIeichzeitig der Gemeinde zuständig war. Es bestand aus Haus, Hofraide, Scheune, Stallungen und Land. Der Besitz geht auf eine Schenkung zurück.

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Aue, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/5296> (Stand: 21.11.2023)