Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Historisches Ortslexikon

Neue Suche
 
Übersichtskarte Hessen
Messtischblatt
4725 Bad Sooden-Allendorf
Moderne Karten
Kartenangebot der Landesvermessung
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
Historische Karten
Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 25. Allendorf

Weitere Informationen

Bad Sooden

176 m über NN
Gemarkung Bad Sooden-Allendorf, Gemeinde Bad Sooden-Allendorf, Werra-Meißner-Kreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Stadt

Lagebezug:

11 km südöstlich von Witzenhausen gelegen

Lage und Verkehrslage:

Am linken Ufer der Werra auf einem Geländevorsprung unmittelbar am Fuß des Hegeberges die Marienkirche gelegen

Davor in der Niederung die einzeilige, im Halbkreis nach der Bergseite hin offene Siedlung. Auf dem früher mit Salzkoten bestandenen Platz heute Kurhaus und -park

Im 16. Jahrhundert Wallgrabenbefestigung und 2 Tore bezeugt

Nordwestlich oberhalb die zugehörige 232 m hohe Westerburg

Ersterwähnung:

1093

Siedlungsentwicklung:

Südlich Sooden auf dem Hirschenberg Hünengräber der jüngeren Stein- und Bronzezeit

Sooden anfangs nur Stätte der Salzsiederei

1300: Privileg der 'Geburen' des Salzwerks durch Landgraf Heinrich (vgl. Wirtschaft). Sooden und Allendorf 'ungescheiden'

1538: eigener Schultheiß

1586: endgültig von Allendorf getrennt

Historische Namensformen:

Bezeichnung der Siedlung:

  • 1284: locus salinarum
  • 1300: Salzwerk

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Burgen und Befestigungen:

  • Südlich Sooden auf dem Hirschenberg Hünengräber der jüngeren Stein- und Bronzezeit
  • Sooden anfangs nur Stätte der Salzsiederei
  • 1300: Privileg der 'Geburen' des Salzwerks durch Landgraf Heinrich (vgl. Wirtschaft). Sooden und Allendorf 'ungescheiden'
  • 1538: eigener Schultheiß
  • 1586: endgültig von Allendorf getrennt

Umlegung der Flur:

1955/63

Älteste Gemarkungskarte:

1727

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3567164, 5681916
UTM: 32 U 567063 5680083
WGS84: 51.268141° N, 9.961295° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

63600100020

Flächennutzungsstatistik:

  • 1885 (Hektar): 82, davon 44 Acker (= 53.66 %), 15 Wiesen (= 18.29 %), 1 Holzungen (= 1.22 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1569: 128 Hausgesesse
  • 1575/85: 153
  • 1681: 60
  • 1747: 133 mit 137 Feuerstellen
  • 1885: 758, davon 752 evangelisch (= 99.21 %), 6 katholisch (= 0.79 %)
  • 1925: 871 (819 evangelisch, 19 römisch-katholisch, 10 landeskirchliche Gemeinschaft)
  • Berufsgliederung:
  • Keine Zünfte

Diagramme:

Bad Sooden: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Sooden (zum Umfang s. Mittelpunktfunktion)
  • 1373: Zubehör von Allendorf, später zum Amt Allendorf
  • 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Allendorf
  • 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Allendorf
  • 1807-1813: Königreich Westphalen, Harz-Departement, Distrikt Heiligenstadt, Kanton
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Allendorf (Amt Sooden)
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Eschwege
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Witzenhausen
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Witzenhausen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Witzenhausen
  • 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Werra-Meißner-Kreis

Altkreis:

Witzenhausen

Gericht:

  • 1747: Niederes und peinliches Gericht Hessen (Stadtschultheiß von Allendorf)
  • 1807: Friedensgericht Sooden
  • 1814: Amt Allendorf
  • 1822: Justizamt Allendorf
  • 1867: Amtsgericht Allendorf
  • 1945: Amtsgericht Witzenhausen
  • 1961: Amtsgericht Witzenhausen
  • Gerichtstisch mit schmiedeeisernem Stab vor der Pfennigstube

Gemeindeentwicklung:

1.7.1929: Zur Stadt Bad Sooden-Allendorf vereinigt

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer:

  • Die Zeit vor Einsetzen der Sooden-Belege siehe unter Westera
  • 1093: Erzbischof Ruothard von Mainz bestätigt dem Kloster Bursfelde eine Schenkung von 3 Salinen zu Sooden durch Herzog Heinrich von Northeim (Fälschung nach 1144)
  • 1152: Bestätigung derselben durch Papst Eugen mit 1195: Kloster Germerode hat Salzzins zu Sooden.
  • 1243: Kloster Germerode erhält eine Pfanne Salz zu Sooden
  • 1248: Fuldische Lehen zu Sooden kommen an Herzog Albrecht von Sachsen.
  • 1248: Landgraf Heinrich bestätigt dem Deutschen Orden zu Nägelstedt und Mühlhausen die käufliche Erwerbung unter anderem in den Salinen zu Sooden von Ritter Dietmar von Vierbach.
  • 1252: Kloster Spieskappel erhält Salzeinkünfte zu Sooden geschenkt.
  • 1356: Kloster Germerode erhält weiteren Zins von einer Pfanne zu Sooden.
  • 1374: Landgraf Hermann verpfändet dem Werner von Hanstein den Zoll zu Sooden.
  • 1392: Zins zu Sooden an Augustinerkloster Eschwege
  • 1483 - 1527: Güter des Kloster Germerode zu Sooden nachgewiesen
  • 1495: ein Achtel Salz zu Sooden an Augustinerkloster Eschwege
  • 1513: Zins aus einer Pfanne zu Sooden an Wilhelmitenkloster Witzenhausen
Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Pfarrkirche St. Marien ursprünglich wohl Filiale von St. Crucis in Allendorf
  • 1295: plebanus
  • Ehemals gotische Hallenkirche, wohl 14. Jahrhundert
  • Nach Zerstörung 1637 mit flacher Decke wiederhergestellt
  • Westteil mit Turm (ab 1649)
  • Barocke Kanzel und Orgel (um 1700)

Pfarrzugehörigkeit:

1585 und jetzt: eingepfarrt Hof Ahrenberg

Bis 1654: Soden versieht Oberrieden

1747: Vikariate Kleinvach und Ellershausen

1925: Kleinvach

Patronat:

Vor der Reformation Nikolaikloster in Eisenach

1537/38: von Hessen beansprucht

1585: Hessen

Diakonische Einrichtung:

Kleinkinderschule gegründet am 1.7.1882 durch Bürgermeister und Pfarrer, betreut durch DIakonissen vom Mutterhaus in Kassel; 1879 private Spender ermöglichen Unterbringung von kleiner Gruppe an „skrupulösen“ Kindern; Betreuung durch Diakonissen; Ausbau zu einer Kinderheilanstalt; Gradierwerksnutzung Sardemann, Geschichte des hessischen Diakonissenhauses zu CasselS. 335-336; Kinderkurheim für rund 120 zu betreuende Kinder im Ganzjahresbetrieb; 1922 Unterstützung durch eine großzügige Quäkerspende aus den USA; 1933 Übernahme durch die NSV (Nationalsozialistische Volkswohlfahrt); Sommer 1945 Neugründung als Evangelisches Kinderheim; 1953 Umbenennung in Kinderkurheim "Werraland" Freudenstein, Diakonie, S. 165-171

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johann Kymäus 14.5.1527-1530(1535?), davor wirkte bereits Georg Siegmann ca. 1524-1527 als evangelischer Prädikant

Kirchliche Mittelbehörden:

Archdiakonat Heiligenstadt

1585: Superintendentur Rotenburg-Allendorf

1780: Geistliche Stadtministratur Allendorf

1872: Klasse Allendorf

1923: Kirchenkreis Witzenhausen

Kultur

Schulen:

Schulmeister: Christoph Gille ca. 1560 bis ca. 1573; 1910 Volksschule mit zwei Klassen

Hospitäler:

1655 Stadtschule mit 30 Schülern und einem Lehrer

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Wirtschaft

Mittelpunktfunktion:

Zur zentralen Bedeutung siehe Westera

Zur Zeit der französischen Besetzung 1807-1814 Mittelpunkt eines Kantons und Sitz eines Friedensgerichts für die Orte Sooden, Weiden, Ellershausen, Hilgershausen, Vollung, Dudenrode, Kammerbach, Orferode, Hitzelröde, Trubenhausen, Weißenbach, Uengsterode

Wirtschaft:

Im Mittelalter Besitz von Ackerland verboten

Bis 1866 nur Handwerker in Verbindung mit der Siederei sowie Bäcker zugelassen

1789: Fleischbänke der Allendorfer Fleischer in Sooden

Vielleicht Platz der Salzschlacht zwischen Chatten und Hermunduren (Tacitus, Ann. XIII Capitulum 57)

Seit 1152 Salinen genannt

1300: Privileg des Landgraf Heinrich, Beschränkung auf 42 Pfannen

1311: Private Bestätigung durch Landgräfin Adelheid

1318: durch Landgraf Otto

1332: durch Landgraf Heinrich II., folgend Bestätigung bei jedem Regierungswechsel, letztmalig 1511 durch die Vormünder des Landgraf Philipp

1413: Erste Erwähnung der Pfännergenossenschaft aus Geschlechtern Allendorfs, verwandten Adligen des umliegenden Landes und verwandten Bürgern in Eschwege, Göttingen, Heiligenstadt, Duderstadt, Mühlhausen und Witzenhausen

1538: Vertrag des Landgraf Philipp mit der Pfännerschaft; zu deren 42 Kothen weitere landgräflich

1540: Verpachtung der Kothen der Pfännerschaft an Landgraf Übergang des Salzwerks in landgräfliche Verwaltung

1541: Salzwerkordnung; an der Spitze 2 Salzgrefen

1567: Neue Salzwerkordnung des Landgraf Wilhelm; an der Spitze 3 Salzgrefen, Salzmonopol

1586: dauernd in landgräflicher Verwaltung; technische Verbesserungen

1543: "Kunst"

1550: Pumpwerk

ab 1576: Verfeuerung von Meißnerkohle

Blütezeit im 16. Jahrhundert Produktionsziffern: 1542: 3466 Pfannen Salz

1550: 5638

1560: 7656

1570: 8001

1906: Pfännerschaft aufgelöst, Salzgewinnung eingestellt

ab 1882: Entwicklung zum Kurbad

Markt:

768/779: mit Markt und Zoll an Fulda (?)

Zoll:

768/779: mit Markt und Zoll an Fulda (?)

1325: Fuldischer Zoll zu Sooden

1540: Schiffszoll

1575/85: Niederhessische Zollstätte; Salz- und Aschenzoll 206 Gulden

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Bad Sooden, Werra-Meißner-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/14634> (Stand: 24.8.2023)