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Lingelbach

Stadtteil · 381 m über NN
Gemeinde Alsfeld, Vogelsbergkreis 
Siedlung | Statistik | Verfassung | Besitz | Kirche und Religion | Kultur | Wirtschaft | Nachweise | Zitierweise
Siedlung

Ortstyp:

Dorf

Lagebezug:

9,5 km östlich von Alsfeld

Lage und Verkehrslage:

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriss im Talhaupt des Lingelbachs.

Auf die Bundesstraße 62 stößt im Ortsbereich Straße von Reimenrod (Altkreis Alsfeld).

Von der Bundesstraße 62 zweigt nördlich des Ortes Straße nach Görzhain (heute Schwalm-Eder-Kreis) ab.

Durch Lingelbach führte früher der nördliche Zweig der alten Landstraße durch die Kurzen Hessen vom Rhein-Main-Gebiet nach Mitteldeutschland.

Ersterwähnung:

1458

Siedlungsentwicklung:

Auf eine wüste Hofsiedlung ca. 3 km westlich von Lingelbach unterhalb des Hembergs deutet der Flurname Hof Syssen (vgl. Schleenstein, Landesaufnahme)

Auf eine wüste Kirche deutet der Flurname Kapelle (ca. 2,5 km südwestlich von Lingelbach)

Historische Namensformen:

  • Lintenbah (812) [allerdings nur als Gewässername, Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 115]
  • Lyndelbach (1458)
  • Lingelbach (1492)

Bezeichnung der Siedlung:

  • Gerichtsplatz

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:

Umlegung der Flur:

1932

Älteste Gemarkungskarte:

1776

Älteste Gemarkungskarte: 1776

Koordinaten:

Gauß-Krüger: 3528453, 5625074
UTM: 32 U 528367 5623264
WGS84: 50.760449° N, 9.402202° O OpenLayers

Statistik

Ortskennziffer:

535001140

Flächennutzungsstatistik:

  • 1838 (Kasseler Acker): 1750 stellbares Land, 735 Wiesen, 94 Gärten, 80 Triesche
  • 1885 (Hektar): 671, davon 446 Acker (= 66.47 %), 156 Wiesen (= 23.25 %), 20 Holzungen (= 2.98 %)
  • 1961 (Hektar): 1660, davon 947 Wald (= 57.05 %)

Einwohnerstatistik:

  • 1585: 52 Hausgesesse
  • 1639: keine Angabe. 1681: 30 Hausgesesse, 1 Ausschuss
  • 1780: 2 Müller, 4 Schmiede, 4 Schneider, 2 Schreiner, 1 Zimmermann, 1 Wagner, 4 Tagelöhner, 3 Weibspersonen, die sich vom Spinnen und Tagelohnen nähren
  • 1780: 70 Wohnhäuser mit 396 Einwohnern
  • 1838 (Familien): 37 Ackerbau, 30 Gewerbe, 77 Tagelöhner
  • 1861: 697 evangelisch-reformierte, 1 evangelisch-lutherischer, 1 römisch-katholischer Einwohner
  • 1885: 644, davon 637 evangelisch (= 98.91 %), 3 katholisch (= 0.47 %), 4 Juden (= 0.62 %)
  • 1961 (Erwerbspersonen): 225 Land- und Forstwirtschaft, 101 produzierendes Gewerbe, 31 Handel und Verkehr, 17 Dienstleistungen und Sonstiges
  • 1961: 705, davon 632 evangelisch (= 89.65 %), 71 katholisch (= 10.07 %)
  • 1970: 753 Einwohner

Diagramme:

Lingelbach: Einwohnerzahlen 1834-1967

Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968.

Verfassung

Verwaltungsbezirk:

  • Im 14. Jahrhundert: Gericht Lingelbach
  • 1585 und später: Gericht Breitenbach
  • 1807-1813: Königreich Westfalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Breitenbach
  • 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Grafschaft Ziegenhain, Amt Oberaula
  • 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Ziegenhain
  • 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
  • 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Ziegenhain
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Ziegenhain
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Ziegenhain
  • 1972: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Vogelsbergkreis

Altkreis:

Ziegenhain

Gericht:

  • Gericht Lingelbach:
  • Ende 13. Jahrhundert zu erschließen, als Heinrich von Romrod im Bereich des ehemals fuldischen Teils des Gerichts die Burg Herzberg den hessischen Landgrafen zu Lehen auftrug. Den nördlichen Teil des ursprünglich wohl ganz fuldischen Gerichts war den Grafen von Ziegenhain als fuldischen Vögten zu unbekanntem Zeitpunkt abgeteilt worden. Diese hatten Kloster Immichenhain dy gerichte der drier dorffe (Wüstung) Görzhain, (Wüstung) Stanrode und (Wüstung) Ellingerod überlassen, tauschten sie jedoch 1355 von Immichenhain zurück (Landau, Beschreibung des Hessengaues, S. 138 f.).
  • Den Anteil der von Romrod erbten 1344 die von Lißberg, die 1370 und 1392 jeweils eine Hälfte ihres Gerichtanteils an die von Falkenberg verkauften. Mit der schrittweisen Verpfändung der Burg Herzberg an die Landgrafen gelangten diese auch in den Pfandbesitz der Gerechte.
  • De jure fuldisches Lehen geblieben, ging das Gericht zusammen mit dem 1400 verkauften Schloss Hausen und den fuldischen Hälften der Gerichte Breitenbach und Oberaula an das Erzstift Mainz, das schließlich 1463 die von Dörnberg damit belehnte.
  • Nachdem die von Dörnberg 1477 die Burg Herzberg und damit auch das Gericht Lingelbach erworben hatten, vereinigten sie das Gericht Lingelbach mit dem Gericht Breitenbach.
  • Flurname Gerichtsacker, beim Gericht 2 km nordöstlich von Lingelbach an den Kurzen Hessen (heute Bundesstraße 62) weist auf ehemalige Richtstätte; vgl. auch Schleenstein, Landesaufnahme, demzufolge an entsprechender Stelle noch Anfang 18. Jahrhundert ein Galgen stand.
  • Lingelbach:
  • 1822: Justizamt Oberaula
  • Seit 1867: Amtsgericht Oberaula
  • Seit 1945: Amtsgericht Neukirchen

Gemeindeentwicklung:

1928: Eingemeindung eines Teils des aufgelösten Gutsbezirks Breitenbach am Herzberg der von Dörnberg.

1.4.1953: Umgemeindung der Wohnplätze Mittel- und Unter-Konrode (17 Einw.) nach der Gemeinde Berfa.

Am 1.8.1972 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform die Eingliederung in die Stadt Alsfeld.

Kirche und Religion

Ortskirchen:

  • Auf eine wüste Kirche deutet der Flurname Kapelle (ca. 2,5 km südwestlich von Lingelbach).
  • 1485: Pfarrei

Pfarrzugehörigkeit:

Um 1450: nach Grebenau eingepfarrt

Seit 1837 Berfa eingepfarrt

Patronat:

1485 und 1515: Kloster Fulda

Diakonische Einrichtung:

1926 nach Ritter, Kirchliches Handbuch, S. 217 eine Gemeindestation mit einer Schwester; 1951 - 1954 Diakoniestation (Landeskirchliches Archiv Kassel, Findbuch G 2.6. Kurhessisches Diakonissenhaus)

Bekenntniswechsel:

Erster evangelischer Pfarrer: Johannes Maar ca. 1569

Reformierter Bekenntniswechsel: 1607

Juden:

Flurname Am Judenweg.

Kultur

Schulen:

1910 Volksschule mit zwei Klassen

Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):

Nachweise

Literatur:

Zitierweise
„Lingelbach, Vogelsbergkreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/10064> (Stand: 20.8.2023)