Historisches Ortslexikon
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- KDR 100, TK25 1900 ff.
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- Kurfürstentum Hessen 1840-1861 – 43. Altmorschen
Neumorschen
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Ortsteil · 186 m über NN
Gemeinde Morschen, Schwalm-Eder-Kreis - Siedlung ↑
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Ortstyp:
Dorf
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Lagebezug:
8,5 km südöstlich von Melsungen
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Lage und Verkehrslage:
Geschlossenes Dorf mit regelmäßigem Grundriss bestehend aus zwei parallelen Hauptstraßen und schmalen Quergassen an der Mündung der von Südwesten kommenden Wichte in die Fulda. Evangelische Pfarrkirche im Westen, Katholische Kirche im Südosten (Lachestraße)
Auf der Neumorschen gegenüberliegenden, rechten Fuldaseite befindet sich das durch eine Brücke verbundene Altmorschen. Hier verläuft die B 83.
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Vorbemerkung Historische Namensformen:
Bei den Belegen ohne Bestimmungsteil ist nicht immer sicher zu entscheiden, auf welchen Ort sie sich beziehen. Die Belege bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts beziehen sich auf das ältere, 1235 explizit so genannte Altmorschen, während Neumorschen erstmals in dieser Form 1259 begegnet.
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Historische Namensformen:
- novo Morsne, in (1259/61) [HStAM Bestand Urk. 28 Nr. 22]
- Nuwin Mörssin (1347) [Schreibweise nach Archivregest HStAM Bestand Urk. 52 Nr. 155]
- Nuwen Morßin (um 1376) [Vogtherr, Ältestes Lehnbuch der Landgrafschaft Hessen, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 37 (1987), S. 25-71, hier S. 53-54 (149)]
- Nuwen Morsen (1386) [StA Wü, MIB 11 fol. 092v [01], in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe
- Nuwemorsen, in (Anfang 15. Jahrhundert) [HStAM Bestand S Nr. 574, Bl. 2r]
- Neuenmorschen (1585) [Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., S. 89]
- Neuen Morsen (1708/10) [Schleenstein, Landesaufnahme, Karte Nr. 8]
- Fulda [Gericht) = Gericht Neumorschen
- Neu-Morschen
- Morschen, Neu-
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Bezeichnung der Siedlung:
- Gerichtsplatz
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Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung:
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Umlegung der Flur:
1869-1871
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Älteste Gemarkungskarte:
1703
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Koordinaten:
Gauß-Krüger: 3542495, 5658889
UTM: 32 U 542404 5657065
WGS84: 51.063541° N, 9.605137° O OpenLayers - Statistik ↑
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Ortskennziffer:
634015060
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Flächennutzungsstatistik:
- 1885 (Hektar): 404, davon 240 Acker (= 59.41 %), 67 Wiesen (= 16.58 %), 2 Holzungen (= 0.50 %)
- 1961 (Hektar): 401, davon 3 Wald (= 0.75 %)
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Einwohnerstatistik:
- 1585: 104 Haush. (Der ökonomische Staat)
- 1747: 88 Haush. (Stadt- und Dorfbuch des Ober- und Niederfürstentums Hessen)
- 1885: 580, davon 551 evangelisch (= 95.00 %), 0 katholisch, 11 andere Christen (= 1.90 %), 17 Juden (= 2.93 %)
- 1961: 939, davon 810 evangelisch (= 86.26 %), 112 katholisch (= 11.93 %)
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Diagramme:
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: 1. Die Bevölkerung der Gemeinden 1834-1967.
Wiesbaden : Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. - Verfassung ↑
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Verwaltungsbezirk:
- Anfang 15. Jahrhundert: Landgrafschaft Hessen, Amt Spangenberg
- 1585: Landgrafschaft Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1747: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1787: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1803-1806: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1807-1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Hersfeld, Kanton Neumorschen
- 1814-1821: Kurfürstentum Hessen, Niederhessen, Amt Spangenberg
- 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Hersfeld
- 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Niederhessen, Kreis Melsungen
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Melsungen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Melsungen
- 1974: Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Schwalm-Eder-Kreis
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Altkreis:
Melsungen
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Gericht:
- 1355: Gericht Neumorschen
- 1540: Neumorschen (= Gericht uff der Fulda) im Amt Spangenberg
- 1822: Justizamt Spangenberg
- 1867: Amtsgericht Spangenberg
- 1879: Amtsgericht Spangenberg
- 1943: Amtsgericht Melsungen (Zweigstelle Spangenberg)
- 1970: Amtsgericht Melsungen
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Herrschaft:
Morschen war alter Besitz des Klosters Fulda. Die Vogteirechte hatten die Grafen von Ziegenhain inne.
Im Zeitraum von 1214-1235 erwarb Hermann von Treffurt den Ort. Er und seine Erben nahmen die Vogtei von Ziegenhain und das gesamte Gericht von Fulda zu Lehen. 1347 reversiert Hentzes von Frilingen als Burgmann des Hermann von Treffurt über Haus, Hof und Garten zu Neumorschen und eine aufgetragene Hube zu Beisheim.
1325 ist das Dorf Neumorschen im Pfandbesitz des Klosters Heydau, 1355 auch das Gericht. 1355 löst der Landgraf von Hessen als Rechtsnachfolger der Herren von Spangenberg das Gericht Neumorschen vom Kloster Heydau ein, versetzte es aber 1359 diesem wieder, so dass es dem Kloster bis zur Säkularisation verblieb. Nach dem um 1376 entstandenen Lehenbuch Landgraf Hermanns II. sind Güter in Neumorschen an Gerwig von Bischofferode als Mannlehen ausgetan.
1386 bekennt Struß von Bensfurd für sich und seine Erben, dass Erzbischof Adolf von Mainz, ihn und seine Lehenserben zu Stiftsmannen gewonnen hat. Struß wird sein freies Eigengut, nämlich ein halbes Vorwerk samt Zubehör im Dorf Neumorschen dem Erzbischof und seinem Stift auflassen, um es als rechtes Mannlehen von ihnen zurückzuerhalten
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Gemeindeentwicklung:
Am 1.1.1974 erfolgte im Zuge der hessischen Gebietsreform der Zusammenschluss mehrerer Gemeinden zur neuen Gemeinde Morschen, deren Ortsteil Neumorschen wurde.
- Besitz ↑
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Grundherrschaft und Grundbesitzer:
- s. Herrschaft
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Zehntverhältnisse:
1413 erwirbt Kloster Heydau den Zehnten zu Neumorschen vom Stift Hersfeld.
- Kirche und Religion ↑
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Ortskirchen:
- 1464 Kirche
- Spätromanischer, im 14. Jahrhundert erweiterter Kirchbau, auf Fuldakarte 1597 [HStAM Bestand Karten Nr. R III 7, Karte 5] und bei Schleenstein (1708/10) zu erkennen.
- Katholische Kirche St. Franziskus
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Pfarrzugehörigkeit:
Nach 1425 erscheint die Pfarrei Neumorschen von Altmorschen abgetrennt, so noch 1585. Zu dieser Zeit, seit 1569, wird auch Eubach zu Neumorschen gerechnet. Später erscheint Neumorschen wieder Filial von Altmorschen, so 1766 und 1871.
1986 wird Neumorschen von Altmorschen abgetrennt und bildet seitdem ein eigenes Kirchspiel, in das Gemeinden der aufgelösten Kirchspiele Binsförth und Wichte eingepfarrt werden. Binsförth und Wichte sind seitdem Vikariatsgemeinden, Konnefeld Filialort.
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Patronat:
1527 ist das Kloster Heydau Patron, nach der Säkularisation sind es die Landgrafen von Hessen, so 1569, 1585 und 1747.
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Bekenntniswechsel:
Erster evangelischer Pfarrer: nicht bekannt, möglicherweise Johannes Maußheubt, ca. 1526 als "administrator ecclesiae" genannt.
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Kirchliche Mittelbehörden:
15. Jahrhundert: Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Peter zu Fritzlar, Erzpriestersprengel Braach
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Juden:
Provinzial-Rabbinat Kassel; angeschlossen Malsfeld.
1835: 41; 1861: 38; 1905: 12; 1932/33: 14 Juden
1653 Ersterwähnung eines Juden. Ein oder zwei Familien bis 1716 ansässig. 1760 sind drei Schutzjuden im Ort nachweisbar. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Familien im Ort wohnhaft. Nach 1933, spätestens 1938 alle Juden aus dem Ort abgewandert.
Die für den Ort zuständige Synagoge ist in Beiseförth.
Friedhof: Sammelfriedhof in Binsförth noch nach 1858 mitgenutzt.
- Kultur ↑
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Schulen:
Schulmeister: Johann Droder, versah gleichzeitig die Pfarrei Binsförth 1582-1584
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Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles):
- Nachweise ↑
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Literatur:
- Tausendjähriges Morschen
- Neumorschen 1259-1959
- Krummel, Ämter, S. 82-95
- Historisches Ortslexikon Kurhessen, S. 156 (Fulda) und S. 336 (Neumorschen)
- Hütteroth, althessische Pfarrer, S. 524
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 1, S. 61
- Arnsberg, Die jüdischen Gemeinden in Hessen: Anfang, Untergang, Neubeginn, Bd. 2, S. 124
- Zitierweise ↑
- „Neumorschen, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4953> (Stand: 21.5.2024)