Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

Wilhelm Fischmann, Kriegserlebnisse eines Kasselaners, 1915

Themengruppe: Erster Weltkrieg
Typ: Tagebücher
Beschreibung: Der Autor dieses tagebuchartigen Berichts für die Zeit von März - Anfang Juli 1915 stammte aus Kassel, zog jedoch mit einer bayerischen Einheit in den Krieg an die Westfront. Nach den Angaben des Herausgebers war er Angehöriger eines Bayerischen Pionier-Bataillons und aus Hinweisen im Text ergibt sich, dass es sich dabei nur um das 3. oder 4. Bayerische Pionierbataillon handeln kann, die beide in Ingolstadt stationiert waren. Im Text (Abschnitt 10) wird der Autor von einem Vorgesetzten mit dem Nachnamen angesprochen, der hier bis auf den Anfangsbuchstaben "F." abgekürzt ist. Bei der Schilderung der Fahrt durch das Rheintal nach Belgien kommt der Autor in "meinem lieben Bonn" an "unserem Verbindungshaus" vorbei. Im Personalverzeichnis der Universität Bonn (hier für das Sommersemester 1913), S. 56, gibt es jedoch nur einen aus Kassel stammenden Studierenden, dessen Nachname mit "F" beginnt, nämlich Wilhelm Fischmann, der sich am 30. April 1909 im Fach Geodäsie eingeschrieben hatte. Da unser Autor mehrfach als Vermesser an der Front eingesetzt wird, dürfte es kaum zweifelhaft sein, dass Wilhelm Fischmann aus Kassel auch der Autor des vorliegenden Berichtes ist.

Nach Mitteilung des Stadtarchivs Kassel vom 21.5.2015 ergibt sich aus der Meldekartei, dass Wilhelm Fischmann am 24.10.1889 in Kassel-Wehlheiden als Sohn des Oberbahn-Assistenten August Fischmann aus Kassel-Wolfsanger geboren wurde. Bis zum Beginn seines Studiums in Bonn wohnte er in Kassel, wohin er auch nach seinem Studium kurzzeitig zurückkehrte (Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Stephan Schwenke, Stadtarchiv Kassel). Später könnte er eine Anstellung als Landvermesser in Thüringen gefunden haben.

Fischmanns tagebuchartiger Bericht deckt die Zeit vom Ausmarsch seiner Einheit aus Ingolstadt am 11. März 1915 bis zu seiner Rückfahrt zum Offizierskurs am 3. Juli 1915 ab, umfasst also nicht einmal vier Monate. Für diese Zeit sind die Niederschriften jedoch dicht und inhaltsreich. Fischmann wird mit seiner Pioniereinheit über Belgien (Tournai) an die Westfront in Nordfrankreich befördert, um dort beim Ausbau der Stellungen eingesetzt zu werden. Den größten Teil dieser Zeit verbringt er an der Somme in der Umgebung von Péronne und St. Quentin. Aufgrund seiner geodätischen Kenntnisse wird er wiederholt mit Vermessungs-, Planungs- und Bauarbeiten beschäftigt.

Wilhelm Fischmann lässt in seinem Bericht ein waches Interesse an dem erkennen, was er in den vier Monaten seines Einsatzes an der Front erlebt und erfährt. Berichte über den Frontalltag, über Kampfeinsätze und Gefahren und das Grauen des Krieges stehen neben einfühlsamen Beschreibungen von Land und Leuten im Frühjahr 1915, die offensichtlich nicht ohne Eindruck auf ihn bleiben. Auch wenn der Bericht für die Drucklegung vermutlich einer abschließenden Bearbeitung unterzogen wurde, so dass ihm die Unmittelbarkeit eines fortlaufend geführten Tagebuchs fehlt, bietet er doch eine bemerkenswerte Beschreibung des Kriegserlebnisses des aus Hessen stammenden Autors.
Autor/in: Wilhelm Fischmann
Laufzeit: 1915
Bezugsort: Kassel | Historisches Ortslexikon
Original: unbekannt
Drucknachweis: Kriegserlebnisse eines Kasselaners. In: Hessenland, 30. Jahrgang, 1916, Nr. 7 ff., S. 103-105, 121-124, 140-142, 184-187, 205-206, 215-216, 233-236, 249-250, 262-264, 278-281, 294-297, 333-337.
Bearbeiter/in: Otto Volk
Empfohlene Zitierweise: „Wilhelm Fischmann, Kriegserlebnisse eines Kasselaners, 1915“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/164> (aufgerufen am 28.03.2024)
Faksimile: Kein Faksimile vorhanden