Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Biografie

Westermayr, Conrad [ID = 15655]

* 30.1.1765 Hanau, † 5.10.1834 Hanau
Maler, Kupferstecher, Grafiker, Miniaturmaler, Zeichenlehrer
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Westermayr, Konrad
Wirken

Werdegang:

  • Sohn eines Goldschmieds in Hanau
  • mit 8 Jahren Einzelunterricht bei dem Akademieprofessor Jean Louis Gallien, später Aufnahme in dessen Klasse an der Hanauer Zeichenakademie
  • 1782 erste Aufträge des Erbprinzen Wilhelm IX.
  • wurde mit 18 Jahren Miniaturmaler
  • Studium an der Hanauer Zeichenakademie und Gewinn vieler Preise vor Ort
  • Durch Notlage des Goldschmiedhandewerks Zuwendung zur Malerei
  • 1784 Reise durch das Rheinland und die Niederlande
  • 1785-1786 Aufenthalt in Marburg, Kassel, Göttingen, Hannover, Holland und ein halbes Jahr in Düsseldorf
  • 1788 Aufenthalt in Kassel, Gelegenheit zur Anfertigung erster Studien und Besuch der Kassler Kunstakademie
  • erhält 1789 von Wilhelm IX. ein Reisestipendium in Höhe von jährlich 200 Talern auf drei Jahre, mit der Auflage, zuvor mindestens ein Jahr in Kassel zu bleiben und danach seine Ausbildung als Kupferstecher bei Johann Heinrich Lips in Weimar fortzusetzen
  • 1789-1790 Studium an der Kasseler Kunstakademie, dort Unterricht bei Johann Heinrich Tischbein dem Älteren, Samuel Nahl und Wilhelm Böttner
  • 1790 Ausbildung zum Kupferstecher bei Johann Heinrich Lips in Weimar, erster größerer Kupferstich eines Gemäldes von Heinrich Wilhelm Tischbein im Besitz von Johann Wolfgang von Goethe, welcher mit der Übertragung sehr zufrieden war
  • 1795-1796 achtmonatige Ausbildung an der Dresdener Kunstakademie zum Landschaftsmaler
  • 1796-1797 Stipendium in Oberitalien
  • 3.1796 Reise über Wien nach Italien und Aufenthalt in Venedig
  • 1797 Rückkehr nach Dresden und Aufenthalt in Dessau
  • Herbst 1800 Heirat mit Christiane Henriette Dorothea Stötzer
  • 1806 Verlust eines erheblichen Teils seines Vermögens durch Plünderung und Besetzung der Franzosen in Weimar
  • 1806/1807 Lehrer an der Hanauer Zeichenakademie
  • 1808 Verleihung des Diploms als Mitglied der Wetterauischen Gesellschaft
  • ab 1809 Mitglied der Museums-Gesellschaft in Frankfurt
  • 2.2.1812 Ernennung zum Sachsen-Weimarischen Hofratsmitglied durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach
  • 1813 Ernennung zum Konrektor, später zum Direktor der Hanauer Zeichenakademie
  • 20.7.1815 Verleihung des Diploms als ordentliches praktisches Mitglied der Hanauer Zeichenakademie sowie das Diplom als auswärtiges Ehrenmitglied der Gesellschaft
  • 12.7.1820 Ernennung zum Ehrenmitglied der Kassler Akademie der bildenden Künste

Funktion:

  • Hanau, Zeichenakademie, Lehrer, 1806/1807
  • Hanau, Wetterauische Gesellschaft, Mitglied, 1808
  • Frankfurt, Kunstmuseum, Mitglied, 1809
  • Sachsen-Weimar, Hofratsmitglied, 2.2.1812
  • Hanau, Zeichenakademie, Konrektor, 1813
  • Hanau, Zeichenakademie, ordentliches praktisches Mitglied, 20.7.1815
  • Hanau, Diplom als auswärtiges Ehrenmitglied der Gesellschaft, 20.7.1815
  • Kassel, Akademie der bildenden Künste, Ehrenmitglied, 12.7.1820

Netzwerk:

Werke:

Lebensorte:

  • Hanau; Marburg; Düsseldorf; Kassel; Weimar
Familie

Vater:

Westermayr, Daniel Jakob, 1734–1788, Goldschmied

Partner:

  • Stötzer, Christiane Henriette* Dorothea, * 1772, † 1841, Malerin und Radiererin, Tochter des Stadtsyndikus (Stadtratsmitglied) Stötzer
Nachweise

Quellen:

Literatur:

Bildquelle:

Moritz Daniel Oppenheim artist QS:P170,Q215073, C Westermayr by M D Oppenheim 1817, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons (beschnitten)

Leben

Conrad Westermayr, 1765 geboren in Hanau, war Sohn des Goldschmieds Daniel Jacob Westermayr und erhielt bereits 1782 Aufträge des Erbprinzen Wilhelm IX., der ihm auch ein Stipendium von 80 Gulden gewährte. 1786 gewann er den ersten Preis in der Gipsfigurenherstellung1 und verdiente mit 18 Jahren bereits seinen eigenen Unterhalt als Zeichner und Miniaturist. 1784 bereiste er die Rheinlande sowie Holland und hielt sich 1785/86 in Marburg auf. Einen frühen Porträtauftrag erhielt er in dieser Zeit von der Familie des Fürsten Sayn-Wittgenstein-Berleburg.2

Mit einem Stipendium von Landgraf Wilhelm IX. brach er 1790, nach einem Jahr Aufenthalt in Kassel auf nach Weimar zu einer Kupferstecher-Ausbildung bei Johann Heinrich Lips.3 Nach ausgedehnten Reisen durch Deutschland schloss sich 1794–1795 in Dresden ein Aufenthalt inmitten der dortigen Künstlerkreise an.4 Anschließend bereiste er von 1796 bis 1797 Oberitalien sowie 1799 Dessau5 und trat im November 1806 in Hanau die vom Landgrafen zugesagte Stelle als erster Lehrer der Akademie an.6

Durch die folgenden Reformen Westermayrs hatte sich 1808 bereits die Anzahl der Akademieschüler von anfänglich 60 auf 200 inklusive einer Reihe von Akademieschülerinnen vergrößert. Schülerinnen durften zwar nicht die den Männern vorbehaltenen Unterrichtsräume benutzen, wurden jedoch von Henriette Stötzer, eine Künstlerin, die er in Weimar kennengelernt und 1800 geheiratet hatte, und seinen Hilfslehrern privat unterrichtet.7

In seiner Amtszeit bewilligte Westermayr Reisegelder für seine Schüler, setzte sich für deren Befreiung vom Militärdienst ein, verhinderte das Unterrichten fremder Künstler in Hanau8 und baute Verbindungen zwischen der Hanauer und anderen Zeichenakademien wie Kassel, München und Wien auf.9 Von 1810, 1811, 1814, 1818 und 1823 lassen sich Ausstellungen belegen, die er im Akademiegebäude veranstaltete.10 Zusätzlich stellte das Ehepaar Westermayr aufgrund von Geldmangel eigenhändig mehrere hundert Vorlage-Blätter für die Lehre an der Akademie von 1807-1811 her.11 Goethe besuchte als Ehrenmitglied im Oktober 1814 die Akademie und lobte diese unter seiner Leitung. Westermayrs Vorschlag, 1810 dem Landesherren unterbreitet, das Lehrprogramm für Baumeister und Architekten zu erweitern, wurde bis zu seinem Tod 1834 ebenso wenig umgesetzt, wie sein 1828 vorgetragener Wunsch, die Akademie mit eine Modellier- und Bildhauerklasse auszustatten.12

S. Kritten


  1. Sitt 2018, S. 335-336.
  2. Th.-B. 1942, S. 449 f.
  3. Sitt 2018, S. 204-205.
  4. Mävers 2020, S. 174 f.
  5. Th.-B.1942, S. 449-450.
  6. Sitt 2018, S. 337 f.
  7. Sitt 2018, S. 337 f.
  8. Sitt 2018, S. 337.
  9. Bott in Sitt 2018, S. 8.
  10. Bott in Sitt 2018, S. 14.
  11. Sitt 2018, S. 338-339.
  12. Bott in Sitt 2018, S. 338-339.
Zitierweise
„Westermayr, Conrad“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119430797> (Stand: 28.11.2023)