Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Topografie des Nationalsozialismus in Hessen

Elben, Stollen, Hardtkopf beim sogenannten Felsenkeller

Elben, Gemeinde Naumburg, Landkreis Kassel | Historisches Ortslexikon
Klassifikation | Nutzungsgeschichte | Indizes | Nachweise | Abbildungen | Zitierweise
Klassifikation

Kategorie:

Militär

Subkategorie:

Organisation Todt 

Nutzungsgeschichte

Objektbeschreibung:

Der Großstollen im Hardtkopf (Elben) war seit 1943 Arbeitsort für Zwangsarbeiter. In Streichrichtung betrug seine längste Ausdehnung 310 Meter, in Querrichtung 80 Meter. Die Gesamtlänge lag bei 990 Metern. Es gab vier Hauptstollen (zwei Haupt- und zwei Nebeneingänge).

Beschreibung:

Ab 1943 setzte die „Organisation Todt“ am Hardtkopf Zwangsarbeiter für den Bau eines Großstollens ein, der als unterirdische Fabrikationslage dienen sollte. So sollte die wegen der Luftangriffe der Alliierten gefährdete Produktion der Henschel-Flugmotorenwerke (Baunatal) teilweise hierher ausgelagert werden. Bei den im Stollenbau Beschäftigten handelte es sich teils um osteuropäische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die in einem Barackenlager am rechten Ufer der Elbe (Eder) untergebracht waren. Seit Herbst 1944 kamen auch (halb-)jüdische deutsche Frauen, die Opfer einer Verhaftungsaktion der Gestapo geworden waren, zum Einsatz. Ihr Lager befand sich seit Ende Dezember in einem Barackenlager im Tonloch der früheren Ziegelei. Bis zum Einmarsch amerikanischer Truppen im Dorf am 31. März 1945 wurden Stollen von einer Gesamtlänge von fast einem Kilometer und einer Sohlenfläche von 4.120 m² angelegt. Die Stollenanlage wurde nie fertiggestellt, und Motoren wurden nie produziert.

Nutzungsanfang (früheste Erwähnung):

1943

Nutzungsende (späteste Erwähnung):

1945

Nutzung vor NS-Zeit:

Im Jahr 1852 ließen die örtlichen Grundherren und Besitzer des Schlosses Elberberg, die Herren von Buttlar, die an der Elbe gelegene Hardtmühle von einer Sägemühle in eine Brauerei umbauen. Um das Bier sicher und kühl zu lagern, ließen sie in der Nähe, am Ufer der Elbe, einen Felsenkeller in den Westhang des Hardtkopfs sprengen. Das vorgelagerte Portal mit Plattform und Balustrade und eine in der Nähe angelegte Kegelbahn waren Ort vieler Feste und Feiern der Familie von Buttlar und der Dorfbevölkerung.

Nutzung nach NS-Zeit:

Während der Entführung von Hanns Martin Schleyer im Herbst 1977 wurden die Stollen des daneben liegenden Felsenkellers von Polizeikräften durchsucht, weil sie als potenzielles Versteck infrage kamen.

Indizes

Orte:

Elben · Baunatal

Sachbegriffe:

Militär · Organisation Todt · Wirtschaft · Zwangsarbeit

Nachweise

Literatur:

Ungedruckte Quellen:

  • Freundliche Hinweise von Harald Stirn

Weblinks:

Wikipedia: Hardtkopf (Elbenberg)/Großstollenanlage Saphir (eingesehen am 8.1.2024)

Zitierweise
„Elben, Stollen, Hardtkopf beim sogenannten Felsenkeller“, in: Topographie des Nationalsozialismus in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/nstopo/id/3436> (Stand: 8.1.2024)