Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ von Scotti, Ausmarsch und erste Kriegswochen des 5. Rheinischen Dragoner-Regiments von Manteuffel aus Hofgeismar, 1914

Abschnitt 14: Verfolgung französischer Truppen bis zur Maas

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Verfolgung bis zur Maas. 28. bis 31. 8.

In um so schnellerem Tempo ging es am 28.8. der kämpfenden Armee nach, die vom 28.8. bis 1.9. in schweren Kämpfen um die Maas-Ubergänge nördlich des Gefechtsbereiches der Festung Verdun — bei Dun und Stenay — stand.

In ständiger und immer notwendiger werdender linker Flankensicherung gegen Verdun erreichte das Kav.-Korps nach Eilmärschen von 55 km noch am Abend des 28. 8. den Höhenzug östlich der Maas, mit vorgeschobenen Teilen — darunter Drag. Regt. 5 — die Maas selbst. Biwak des Regiments bei Breheville, 1. Esk. bei Vilosne, südlich Dun. Brandeville. Noch während die Regimenter der Division am 29.8. morgens auf dem Marsch zu dem befohlenen Sammelplatz bei Brandeville waren, wurde die hessische Brigade, die bei Brandeville genächtigt hatte, ebenfalls gerade beim Sammeln von feindlicher Infanterie aus dem sich dicht bis Brandeville heranziehenden Walde von Woevre angegriffen.

Im Verlaufe des sich hierauf entwickelnden Gefechts, in das auch die von Nordosten gerade hier eintreffende Spitze des XIII. A.K. mit eingriff, wurde mit großem Schneid der Hessen der sich immer mehr verstärkende Feind nicht nur abgeschlagen, sondern vollkommen aufgerieben und gefangengenommen. Dabei stellte es sich heraus, daß es sich um die Besatzung von Montmedy handelte, die unter Führung ihres Kommandanten, etwa 3700 Mann stark, noch rechtzeitig den Anschluß nach Verdun zu gewinnen versuchte.

Die noch während des Gefechts bei Brandeville eintreffenden Schützen unseres Regiments wurden die steilen Höhen westlich Brandeville hinauf in den Wald hinein angesetzt, mit dem Auftrag, diesen gegebenenfalls zu säubern, doch hatte sich der Feind am Waldrand nördlich Brandeville bereits verblutet. Ein schauerlicher Anblick, Hunderte von toten Franzosen in den beiderseitigen Gräben des Weges, den die Division nunmehr zum Vormarsch auf Dun gegen die Maas einschlug. Dieser sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn feindliches Schrapnell- und Granatfeuer von den Höhen westlich der Maas in die geschlossen reitenden Eskadrons hinein zwang diese, in das Waldgelände östlich Dun auszubiegen und wieder in die Gegend Brandeville — Breheville zurückzugehen und dort das zweite Mal im Biwak zu nächtigen.

Der Division wird der von Infanterie erkämpfte Maas-Übergang bei Stenay nunmehr zugewiesen, wo sich der Übergang auf einer [S. 43] schmalen Pontonbrücke in der Kolonne zu Einem, im Verlaufe des 30. 8. abspielt. Die übergegangenen Teile der Division decken, brückenkopfartig vorgeschoben, bei Laneufville den Übergang des Restes, doch erfolgt keine feindliche Störung. Mit Einbruch der Dunkelheit bezieht das Regiment ein kurzes Biwak bei Lucy, da es bereits am 31.8., 2 Uhr morgens, zum Vormarsch wieder bereitsteht, um den rechten Flügel des von Stenay auf Beauclair vorgehenden 13. A.K. sichernd zu begleiten. Schon bei diesem Ort kommt es zum Gefecht, in das die 3. K.D., die zuerst dichten Nebels wegen, später durch große Waldungen gedeckt, nahe herankommt, flankierend und attackierend eingreifen will. Kaum verlassen aber die Regimenter in Eskadronskolonnen den schützenden Waldrand, als sich ein Hagel krepierender feindlicher Schrapnells direkt über die Köpfe der noch geschlossen reitenden Eskadrons ergießt, der die noch ohne sichtbares Attackenziel anreitenden Eskadrons mit Verlusten in den Wald zurückzwingt. Nur artilleristisch kann die Division mit Erfolg den Feind flankieren und den Flügel der Württemberger entlasten. Infolge des an Heftigkeit zunehmenden Infanteriekampfes und Artilleriefeuers in dem unübersichtlichen und für Kavallerieunternehmungen ungeeigneten Wald- und Höhengelände wartet die 3. K.D. — Drag. Regt. 5 in einem Biwak bei l'Etanne (bei Beaumont) — den Zeitpunkt ab, wo sie zur Verfolgung des Gegners ansehen kann. Auf den anstrengenden Märschen auf den grundlosen Waldwegen hatte auch der größte Teil unserer Pferde die Eisen verloren. Der Ruhetag am Sedantage, den 1.9. 14, war daher allen zu gönnen.


Personen: Scotti, von
Orte: Maas · Verdun · Dun-sur-Meuse · Stenay · Bréhéville · Vilosnes-Haraumont · Brandéville · Woevre · Montmédy · Laneufville · Lucy · Beauclair · l'Etanne · Beaumont-en-Argonne
Sachbegriffe: 5. Rheinisches Dragoner-Regiment von Manteuffel · Dragoner-Regiment Nr. 5 · Kavallerie-Korps · Eilmärsche · Biwaks · Infanterie · XIII. Armee-Korps · Gefallene · Franzosen · Schrapnells · Granaten · Eskadrons · Pontonbrücken · Sedanstag · Pferde · Hufeisen
Empfohlene Zitierweise: „von Scotti, Ausmarsch und erste Kriegswochen des 5. Rheinischen Dragoner-Regiments von Manteuffel aus Hofgeismar, 1914, Abschnitt 14: Verfolgung französischer Truppen bis zur Maas“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/90-14> (aufgerufen am 29.03.2024)