Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg

↑ Julius Reuch / Heinrich Weber, Kirchenchronik von Groß-Felda

Abschnitt 3: Sammlungen für Liebesgaben, erste Gefallene aus Groß-Felda

[616] Großen Jubel machte die Nachricht vom ersten großen Sieg bei Lüttich. An dem jähren Emporschnellen der kirchlichen Kollekten, die Sonntag für Sonntag zu Kriegszwecken erhoben wurden, und an den gewaltigen Ziffern der Hauskollekten zeigte sich mit am deutlichsten die Begeisterung, die aller Herzen emporhob. Einzelne Ziffern mögen das deutlich machen.

Es wurden gesammelt in der Zeit des Kriegsbeginnes aus dem Kirchspiel unter anderem d. Hauskoll. fürs rote Kreuz (Aug. 1914) 1533,50; d. Hauskoll. für die Kriegsgeschädigten Ostpreußenes (Aug. 1914) 1474,50; für Sold. Unterwäsche 372,80.

Der Hauptanteil des für Soldatenunterwäsche Gesammelten wurden in Hemden, Strümpfen und Unterhosen gegeben. Die Gesamtsumme der aus Hauskollekten, Gottesdiensten und Betstunden vom 1. Aug. – 31. Dez. 1914 zusammengestellten Gaben ergab die Summe von 4451 M.

Die Ernte des Jahres wurde trotz Mangel an Arbeitskräften bei günstigem Wetter gut eingebracht. Auch die Ernte des Todes ließ nicht lange auf sich warten. In den ersten Septembertagen des Jahres 1914 wurden die ersten Verluste bekannt. Gleich bei den ersten blutigen Kämpfen der Hess. 25. Division, der die Hess. Soldaten der ersten Kriegsmonate fast ausnahmslos zugeteilt wurden, während später die Soldaten unseres Kirchspiels in allen preuß. Regimentern, Garde, Kammern etc. zerstreut kämpften, fielen der einzige Sohn des Schreinermeisters Joh. Bindewald, der Reservist Hch. Bindewald von Groß-Felda, und Hch. Frank von Kestrich, ältester Sohn des Bürgermeisters Joh. Frank daselbst. Sie starben den Heldentod fürs Vaterland als Angehörige der 9. Komp. d. akt. Inf. Reg. 116 bei Anloye in Belgien am Samstag, dem 22. August.

Ihnen folgte im Tode der Dragonergefreite Karl Jäger, den am 15. Sept. ein Granatsplitter schwer getroffen u. der mit einer Anzahl schwer verwundeter Kameraden in einer von den Franzosen in Brand geschossenen Scheune umgekommen ist. An demselben Tag wurde der Wehrmann Karl Zulauf von Windhausen in dem schweren Kampf bei Cernay vermißt. Dasselbe Schicksal traf den der 10. Komp. Infant. Reg. 116 angehörenden Reservisten Karl Steuernagel von Groß-Felda, in der Nacht vom 9./10. Sept. 1914 bei Maurupt. Er konnte noch einem Nebenmann zurufen, daß er getroffen sei. Dann hat keiner mehr etwas über sein Schicksal mehr gehört. Die 3 Letztgenannten waren Familienväter, der letzte eines Großbauern Sohn und Vater von drei kleinen Mädchen. Am 11. Sept. 1914 starb in Frankreich Kaspar Eißfeller von Groß-Felda, lediger Sohn der alten Hebamme, auf einem Waldpatrouillengang, zu dem er sich freiwillig gemeldet hatte. Der aus Kestrich gebürtige Reservist Hch. Schott, der am 28. August 1914 verwundet, kaum geheilt von seiner Kampfwunde, wieder mit frischem Mut hinaus zu seinen Kameraden eilte, starb an den Folgen eines schweren Bauchschusses in Nord-Frankreich am 20. Okt. 1914.

Am 25. Okto[ber] 1914 fielen im Stellungskrieg: Hch. Geiß, Hch. Dillmann von Windhausen und Hch. Stein von Groß-Felda.


Personen: Reuch, Julius · Bindewald, Johann · Bindewald, Heinrich · Frank, Heinrich · Frank, Johann · Jäger, Karl · Zulauf, Karl · Steuernagel, Karl · Eißfeller, Karl · Scholl, Heinrich · Geiß, Heinrich · Dillmann, Heinrich · Stein, Heinrich
Orte: Groß-Felda · Frankreich · Maurupt · Cernay · Lüttich · Anloye · Belgien · Kestrich · Windhausen
Empfohlene Zitierweise: „Julius Reuch / Heinrich Weber, Kirchenchronik von Groß-Felda, Abschnitt 3: Sammlungen für Liebesgaben, erste Gefallene aus Groß-Felda“, in: Hessische Quellen zum Ersten Weltkrieg <https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/qhg/id/28-3> (aufgerufen am 29.03.2024)