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Verkauf von hölzernen Gebrauchsgegenständen aus den Darmstädter „Verwundeten-Werkstätten“, 6. Februar 1916

Anfang 1916 berichtete das „Darmstädter Tagblatt“ über den Verkauf von Holz-Arbeiten (Leuchter, Abreißkalender, Brieföffner, Zierkorke, Spielsachen usw.)1 in der Papierhandlung K. Gieselberg in Darmstadt. Aufgrund des gediegenen und geschmackvollen2 Designs der Produkte, sei der allgemeine Anklang3 sehr gut gewesen. Auch der Großherzog von Hessen-Darmstadt erwarb mehrere dieser Holzarbeiten.

Die hölzernen Produkte waren handgefertigte Arbeiten von verwundeten und kranken Soldaten der zwei Darmstädter Verwundeten-Werkstätten.4 Einer dieser Fabrikationsorte wurde vom zum Roten Kreuz gehörigen Ausschuß für Unterricht und berufliche Fürsorge für Kriegsbeschädigte5 im Erdgeschoss des Gewerbemuseums eingerichtet. Eine weitere Produktionsstätte befand sich im Vereinslazarett Mathildenhöhe. Die künstlerische Leitung der Werkstätten6 lag bei dem bekannten Bildhauer Well Habicht (1884–1966). Der Gewinn, der aus dem Verkauf der handgefertigten Gegenstände erzielt wurde, kam den invaliden Militärangehörigen selbst zugute. Die hohe Akzeptanz der Verwundeten-Werkstätten7 in Darmstadt sowie die Bekanntheit des Bildhauers Well Habicht führten dazu, dass andere Städte auch Fabrikationsorte für verwundete und kranke Soldaten nach dem Darmstädter Prinzip einrichteten.8

So wurde im Frühjahr 1916 auch im Fuldaer Schlosslazarett eine Werkstatt eröffnet. Diese neue Einrichtung verfolgte den Zweck, den Verwundeten in der Genesungszeit leichte Beschäftigung zu der keine Vorbildung nötig ist, ohne jeden Zwang zu ermöglichen, um die Leute vor Langeweile zu bewahren und die Freude an der Arbeit wach zu halten bezw. wieder zu wecken. [...] Die Entwürfe (der Holzgegenstände) stamm(ten) von dem Bildhauer W. Habicht in Darmstadt [...].9 Neben einer sinnvollen Beschäftigung von Soldaten in Verwundeten-Werkstätten10 sollte zudem die deutsche Öffentlichkeit durch die Einrichtung dieser Fabrikationsorte davon überzeugt werden, dass genesene Soldaten, auch mit Behinderung, ein unabhängiges Leben nach ihrer Rückkehr in die Zivilgesellschaft führen konnten.11
(IK)


  1. Darmstädter Tagblatt, 6.2.1916, Nr. 36, S. 5: Rotes Kreuz.
  2. Ebd.
  3. Ebd.
  4. Ebd.
  5. Ebd.
  6. Ebd.
  7. Ebd.
  8. Darmstädter Tagblatt, 29.3.1917, Nr. 87, S. 4: Rotes Kreuz; Gießener Anzeiger. General-Anzeiger für Oberhessen, 12.12.1916, Nr. 292, S. 3: Starkenburg und Rheinhessen.
  9. Fuldaer Kreisblatt, 10.4.1916, Nr. 84, S. 3: Aus Stadt, Provinz und Nachbargebiet. Verwundeten-Werkstatt.
  10. Darmstädter Tagblatt, 6.2.1916, Nr. 36, S. 5: Rotes Kreuz.
  11. Perry, Heather R., Recycling the disabled. Army, medicine, and modernity in WWI Germany, Manchester 2014, S. 142.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Verkauf von hölzernen Gebrauchsgegenständen aus den Darmstädter „Verwundeten-Werkstätten“, 6. Februar 1916“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/5485> (Stand: 6.2.2022)
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