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Zahlen zum Projekt

Die von 1834 bis 1918 von der Kurverwaltung der Stadt Homburg v. d. Höhe – seit 1913 Bad Homburg v. d. Höhe – in Form gedruckter Broschüren veröffentlichten Kur- und Badelisten umfassen insgesamt rund 552.500 Einträge mit fast 4,9 Millionen Einzelinformationen (Name, Titel, Beruf, Herkunft usw.). Wollte man die gesamte Datenbank ausdrucken, wären mehr als 33.500 Seiten Papier erforderlich. In zahlreichen Fällen konnten Kurgäste eindeutig identifiziert und mit Normdaten der Gemeinsamen Normdatei (GND) angereichert werden, was vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten eröffnet. Zusammengefasst ergibt sich das folgende Bild:

Anzahl Kurlisteneinträge552.574
Anzahl Einzelinformationen4.875.787
Anzahl Zeichen50.257.140
entspricht Normseiten (à 1.500 Zeichen)33.505
Anzahl Datensätze mit GND-Zuweisung15.383
Anzahl Personen mit GND-Zuweisung4.682

Auswertung der Datenbank

Die nachfolgenden Grafiken stellen Aggregationen ausgewählter Entwicklungen dar und abstrahieren so von den Einzelfällen, die über die verschiedenen Rechercheinstrumente in den Blick genommen werden können.

Entwicklung der Homburger Gästezahlen, 1834–1918

Entwicklung der Homburger Gästezahlen, 1834–1918

Das voranstehende Diagramm zeigt deutliche Schwankungen in der Frequenz der Kurgäste. Darin spiegelt sich im Grunde die allgemeine Geschichte. Insbesondere die durch politische Unruhen und internationale Kriege bedingten Einbrüche sind leicht zu erkennen, etwa die Revolution von 1848/49, der Krimkrieg (1853-56) und der italienische Unabhängigkeitskrieg (1859) sowie die sogenannten deutschen Einigungskriege 1864, 1866 und 1870/71. Bei dem enormen Einbruch von 1872/73 spielte einerseits das preußische Spielbankverbot, andererseits die Wirtschaftskrise, der sogenannte Gründerkrach, eine Rolle. Das Peak der Jahre um 1910 markiert die Blüte als wilhelminische Sommerresidenz und modisches Gesellschaftsbad, bevor der Erste Weltkrieg dem Badetreiben der Belle Epoque nicht nur in Bad Homburg ein Ende bereitete.


Anteile der Hotels und Privatunterkünfte an den Homburger Gästezahlen, 1834–1918

Anteile der Hotels und Privatunterkünfte an den Homburger Gästezahlen, 1834–1918

Die Grafik zeigt einen raschen relativen Rückgang der Privatunterkünfte in den ersten Jahren des Kurbetriebes von über 80% auf rund 40%. Auf diesem Niveau pendelte sich der Anteil der Privatunterkünfte ein. Tatsächlich etablierten sich bereits bis in die 1850er Jahre die meisten der großen Hotels.


Anteile bedeutender Hotels an den Homburger Gästezahlen, 1834–1918

Anteile bedeutender Hotels an den Homburger Gästezahlen, 1834–1918

Die obige Grafik zeigt eindrucksvoll die überragende Bedeutung einiger weniger großen Hotels in den ersten Jahrzehnten des Kurbetriebes. Ab den 1880er Jahren setzte dann eine Diversifizierung des Angebotes ein und am Vorabend des Ersten Weltkrieges stiegen weit mehr als die Hälfte der Kurgäste nicht mehr in den erstklassigen Häusern ab. Insbesondere die von den internationalen Gästen frequentierten Hotels Bellevue, Englischer Hof und Four Seasons verloren bereits mit dem Kriegsausbruch einen Großteil ihrer Gäste.


Verteilung der Kurgäste im Jahresverlauf

Verteilung der Kurgäste im Jahresverlauf

Die Verteilung der Kurgäste im Jahresverlauf zeigt die zunehmende Abflachung der Saison von Mai bis August. Kamen in den 1830er Jahren mehr als 60% der Gäste im Juni und Juli, waren es in den 1910er Jahren nur noch gut 40%. Insbesondere die bessere Erreichbarkeit durch die Eisenbahn ab den 1860er Jahren sorgte dafür, dass Gäste praktisch zu jeder Jahreszeit nach Homburg kamen.


Verteilung der Kurgäste nach Herkunftsländern, 1834–1918 (moderne Zuordnung)

Verteilung der Kurgäste nach Herkunftsländern, 1834–1918 (moderne Zuordnung)

Nach bescheidenen Anfängen entwickelte sich Homburg nach der Gründung der Spielbank durch François Blanc während der 1840er Jahre zu einem Anziehungspunkt für das internationale Publikum, insbesondere aus England und Frankreich, wo seit 1838 ein Spielbankverbot herrschte. Um 1870 kamen mehr als 70% der Kurgäste in Homburg aus dem Ausland. Während die Gäste aus Frankreich nach dem Deutsch-Französischen Krieg nur zögerlich und auf bleibend niedrigem Niveau nach Homburg zurückkehrten nahm der Anteil der englischen Gäste sogar wieder zu. Er ging aber bereits ab der Jahrhundertwende deutlich zurück und brach mit dem Ersten Weltkrieg wie aus den meisten anderen Ländern völlig ab. Lediglich aus den neutralen Niederlanden kamen Kurgäste in nennenswertem Umfang, ansonsten stammte das Publikum zu rund 95% aus Deutschland.

Die hier dargestellten Herkunftsländer entsprechen modernen Zuordnungen. So handelt es sich bei den Zahlen zu Polen vorwiegend um Kurgäste aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Dies ist bei der Interpretation der Grafik zu berücksichtigen.