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Letzte Kriegsgefangene verlassen Deutschland, 14. Januar 1919

Die letzten alliierten Kriegsgefangenen verlassen mehr als zwei Monate nach dem Waffenstillstand Deutschland.

Entsprechend dem Kriegsverlauf bildeten russische Kriegsgefangene für mehrere Jahre einen Großteil der vom Deutschen Heer gefangen genommenen gegnerischen Soldaten.1 Nach den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages wurden bis zum Stichtag 10. Oktober 1918 insgesamt mehr als 1,4 Millionen Kriegsgefangene aus Russland, rund 535.000 aus Frankreich, 185.000 aus Großbritannien, 148.000 aus Rumänien, 133.000 aus Italien und knapp 85.000 aus weiteren Ländern (darunter 2.457 Staatsangehörige der Vereinigten Staaten) in Deutschland interniert.2

Alles in allem hielt das Deutsche Reich während des Ersten Weltkriegs rund 2,5 Millionen gegnerische Soldaten gefangen. Schätzungsweise ist davon auszugehen, dass bei Kriegsende zwei Millionen Kriegsgefangene aller Herkunftsländer in der deutschen Landwirtschaft und Industrie arbeiteten. Damit stellten sie einen wichtigen, in vielen Sektoren sogar unverzichtbaren Wirtschaftsfaktor dar. Zwei Jahre nach Kriegsausbruch, im August 1916, waren rund 1,1 Millionen der in Deutschland festgehaltenen Kriegsgefangenen in der deutschen Kriegswirtschaft tätig, davon etwa zwei Drittel in der Landwirtschaft und ein Drittel in der industriellen Produktion.3
(KU)


  1. So gingen zum Beispiel allein 95.000 russischen Soldaten nach der Schlacht bei Tannenberg 1914 in deutsche Kriegsgefangenschaft.
  2. Die Zahlen geben die jeweils festgestellte Höchstzahl der aus den einzelnen Ländern stammenden Kriegsgefangenen im Verlauf der vorangegangenen Kriegsjahre an, bezeichnet jedoch nicht die Zahl der sich bei Kriegsende tatsächlich noch in deutschem Gewahrsam befindlichen gegnerischen Soldaten, die sich schätzungsweise auf zwei Millionen belief. Vgl. Oltmer, Unentbehrliche Arbeitskräfte, S. 69.
  3. Dazu kam im August 1916 rund eine Viertelmillion Kriegsgefangene, die in Arbeitskommandos zur Errichtung von Militärbauten, zu Aufräumarbeiten und zum Aufbau und der Reparatur der militärischen Infrastruktur eingesetzt wurden. Etwa 130.000 weitere Kriegsgefangene arbeiteten in der Unterhaltung und im Ausbau militärischer Lager und zu sogenannten gemeinnützigen Zwecken, was zumeist den Einsatz bei Kultivierungsprojekten in der Landwirtschaft bedeutete. Von insgesamt 1.625.000 gegnerischen Soldaten, die sich im August 1916 in deutscher Kriegsgefangenschaft befanden, wurden zu diesem Zeitpunkt 1.449.000 als Arbeitskraft eingesetzt. Vgl. Oltmer, Unentbehrliche Arbeitskräfte, S. 71.
Belege
Weiterführende Informationen
Empfohlene Zitierweise
„Letzte Kriegsgefangene verlassen Deutschland, 14. Januar 1919“, in: Zeitgeschichte in Hessen <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/edb/id/1873> (Stand: 14.1.2023)
Ereignisse im Dezember 1918 | Januar 1919 | Februar 1919
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