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Hessische Biografie

Hessen-Darmstadt, Ludwig V. „der Getreue“ Landgraf von [ID = 1342]

* 24.9.1577 Darmstadt, † 27.7.1626 Darmstadt, evangelisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen-Darmstadt, Ludwig der Getreue Landgraf von
Wirken

Werdegang:

  • Regierender Landgraf zu Darmstadt seit 1596
  • beigesetzt in der Stadtkirche zu Darmstadt im Hintergewölbe der Ludwigsgruft am 11.9.1626
Familie

Vater:

Hessen-Darmstadt, Georg I. Landgraf von, * Kassel 10.9.1547, † Darmstadt 7.2.1596

Mutter:

Lippe, Magdalena Gräfin zur, * Detmold 24.2.1552, † Darmstadt 26.2.1587

Partner:

  • Brandenburg, Magdalena Prinzessin von, Verlobung in Cöln an der Spree am 24.4.1597, Vermählung (Beilager) am 5.6.1598 in Berlin, Heimführung 11.-16.7.1598 in Darmstadt, Tochter des brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg, 1525–1598

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Hessisches Staatsarchiv Darmstadt R 4, Nr. 19853. - Kupferstich von Lucas Kilian, 1615.

Leben

Da Ludwig V. mit dem frühen Tod des Vaters kurz nach dem 18. Geburtstag die Regierung der Landgrafschaft übernehmen musste, blieb ihm für die üblichen Bildungsreisen, die er den jüngeren Brüdern ermöglichte, wenig Zeit. Für 1595 ist eine viermonatige Tour durch Frankreich und Italien belegt. 1597/98 folgten zwei Reisen nach Berlin zu Verlobung und Hochzeit mit der Tochter Kurfürst Johann Georgs I., der im Gegensatz zu seinen Nachfolgern wie Ludwig strikter Lutheraner war. Der plötzliche Tod des Schwiegervaters zwang zur Verschiebung des zunächst vorgesehenen Hochzeitstermins mit Verlegung der eigentlichen Festivitäten nach Darmstadt. Die ersten Regierungsjahre Ludwigs galten der Fortsetzung der väterlichen Ausbaupläne im Darmstädter Residenzschloss wie in der später sogenannten „Alten Vorstadt“ um den Ballonplatz.

Mit dem Tod Landgraf Ludwig des Älteren, des letzten der Söhne des „großmütigen“ Philipp, im Herbst 1604 wurde die Auseinandersetzung um das wertvolle oberhessische Erbe zum beherrschenden Thema. Das Testament des Marburger Landgrafen hatte das Festhalten der Neffen an der reinen Lehre des Luthertums zur Voraussetzung der Zweiteilung Oberhessens gemacht. Der erste Einspruch aus Darmstadt, der für Landgraf Ludwig und seine Brüder eine Teilung nach Köpfen und damit drei Viertel des Erbes forderte, wurde durch ein Schiedsgericht zurückgewiesen. Als der Kasseler Vetter Moritz dann im Folgejahr seine reformierten „Verbesserungspunkte“ proklamierte, wurde die Anfechtungsklage der Darmstädter beim Reichshofrat auf Herausgabe des Gesamterbes wegen Verletzung der Konfessions-Garantie verschärft. Moralische Unterstützung fand dies durch den Auszug der lutherischen Theologen der Marburger Universität; das im Oktober 1605 für sie begründete Gymnasium Illustre im nun darmstädtischen Gießen erhielt bereits 1607 ein kaiserliches Universitätsprivileg. Den Erbstreit konnte der 1609 nach Treysa berufene gesamthessische Landtag ebenso wenig lösen wie die für Darmstadt günstigen Reichshofratsmandate von 1613.

Ohne Rücksicht auf die mit der Gründung von evangelischer „Union“ und katholischer „Liga“ aufgeheizten politisch-konfessionellen Spannungen im Reich unternahm Landgraf Ludwig, nachdem seine Frau 1616 nach der Geburt des jüngsten Sohnes Friedrich gestorben war – von insgesamt zwölf Kindern hatten neun überlebt – eine große Pilger-Reise, die über Spanien durchs Mittelmeer nach Palästina führen sollte. Das Unternehmen wurde allerdings in Malta auf Anraten des Johanniter-Hochmeisters wegen der Piraten-Gefahr im östlichen Mittelmeer abgebrochen. Landgraf Ludwig, der für sein striktes Festhalten am Luther-Glauben später „der Getreue“ (fidelis) genannt wurde, musste sich nach einem Papst-Besuch auf der Rückreise gegen den Verdacht wehren, er habe eine Konversion zum Katholizismus erwogen; als Dank für die Johanniter schickte er diesen jedoch den „Helfant“, eine in Gießen gegossene Bronze-Kartaune mit dem Hessen-Wappen, die noch heute vor der Kathedrale in La Valetta steht.

In der im Reich mittlerweile losgebrochenen bewaffneten Auseinandersetzung, die zum Dreißigjährigen Krieg werden sollte, hielt sich Ludwig gegen den der Union beigetretenen Vetter in Kassel loyal zur kaiserlichen Partei, was ihn nach den ersten Erfolgen der Unionstruppen Herzog Christians von Braunschweig mit der Besetzung Darmstadts 1622 vorübergehend in dessen Gefangenschaft geraten ließ. Etwa gleichzeitig mit dem erfolgreichen Gegenschlag der kaiserlichen Armada unter Tilly, die Landgraf Moritz aus dem Lande trieb, entschied der Reichshofrat den Erbstreit zugunsten Hessen-Darmstadts. Nach der offiziellen Inbesitznahme des Kasseler Anteils an Oberhessen, ließ Landgraf Ludwig die beiden Landesuniversitäten 1625 wieder in Marburg zusammenzuführen, wo er zeitweilig auch selbst residierte. Zeugnis des kurzlebigen Zwischenerfolgs ist das stolze Epitaph des schon im Jahr darauf verstorbenen Landgrafen, der allerdings doch neben seiner Frau in der Landgrafengruft in Darmstadt bestattet wurde. Die endgültige Beilegung des Erbstreits blieb dem Sohn und Nachfolger Georg II. überlassen.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 269-271)

Zitierweise
„Hessen-Darmstadt, Ludwig V. „der Getreue“ Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/102119538> (Stand: 22.11.2024)