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Hessische Biografie

Portrait

Karl Landgraf von Hessen-Kassel
(1744–1836)

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Hessen-Kassel, Karl Landgraf von [ID = 5801]

* 12.12.1744 Kassel, † 17.8.1836 Schloss Louisenlund, Begräbnisort: Schleswig, evangelisch
General, Statthalter, Landgraf
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Weitere Namen:

  • Hessen-Kassel, Carl Landgraf von
Wirken

Werdegang:

  • Königlich Dänischer Generalfeldmarschall
  • Statthalter und Generalkommandant in Norwegen
  • Statthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein
  • 1805 Landgraf von Hessen-Kassel

Lebensorte:

  • Göttingen, Kopenhagen, Rendsburg
Familie

Vater:

Hessen-Kassel, Friedrich II. Landgraf von, * Kassel 14.8.1720, † Schloss Weißenstein (Wilhelmshöhe) bei Kassel 31.10.1785

Mutter:

Großbritannien, Marie Prinzessin von, * London 5.3.1723, † Hanau 14.1.1772

Partner:

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Hundert Jahre Historische Kommission für Hessen 1897–1997, S. 683. – Prinz Carl um 1780/90 in dänischer Generalsuniform. Gemälde von Jens Juel. – Original: Hessische Hausstiftung, Schloss Fasanerie (Ausschnitt).

Leben

Nur anderthalb Jahre jünger als der präsumptive Thronerbe Wilhelm, absolvierte Karl seine Ausbildung weitgehend gemeinsam mit den beiden Brüdern, mit denen er zeitlebens besonders eng verbunden blieb. Nach der Trennung der Eltern aufgrund des väterlichen Konfessionswechsels schickte man die drei Söhne 1754 zunächst zum Studium nach Göttingen und nach Beginn des Siebenjährigen Krieges 1756 an den verwandten dänischen Königshof in Kopenhagen. Der Kontakt zur Mutter wurde durch regelmäßigen Briefverkehr aufrechterhalten, in dem die Söhne über ihr Verhalten zu berichten hatten. Karl begeisterte sich früh für das Militär; er wurde 1758 dänischer Oberst und erhielt 1760 das Infanterieregiment Falster in Rendsburg, mit dem er zwei Jahre später seinen ersten Kriegseinsatz gegen die russischen Truppen Zar Peters III. (1728–1762) in Holstein hatte, erhielt aber dann Urlaub, um an Bruder Wilhelms Holland-Reise teilzunehmen. Vom anschließenden Aufenthalt bei der Mutter in Hanau kehrten die Brüder Ende 1763 nach Kopenhagen zurück. Karl wurde Kommandeur des Regiments „Royal Danois“ und Generalmajor, war aber nach Hochzeit und Regierungsübernahme des Bruders noch einmal einige Monate in Hanau und nahm seinen aktiven Dienst in Kopenhagen erst im Frühjahr 1765 wieder auf. Auf den Tod König Friedrichs V. im Januar 1766 folgten im Sommer binnen weniger Wochen Karls Verlobung und Hochzeit mit seiner Schwägerin Prinzessin Louise, der erst 16-jährigen jüngsten Tochter des verstorbenen Königs. Vom nunmehrigen Schwager König Christian VII. (1749–1808) wurde Karl am Hochzeitstag zum General der Infanterie, Großmeister der dänischen Artillerie und Kommandant der Leibgarde ernannt; schon vorher hatte ihn Christian zum Präsidenten des Kriegsrats und Mitglied des Geheimen Rats berufen. Karls autobiografische Aufzeichnungen beschreiben nicht nur die Karriere des für alles Militärische begeisterten Prinzen, sondern auch das von Intrigen geprägte Leben am Königshof seines labilen und leicht beeinflussbaren Schwagers. Man fürchtete den Einfluss Karls, den der König schon vor der Hochzeit, bei der es sich im Gegensatz zu anderen Ehen der Zeit im Haus Hessen wohl um eine wirkliche Liebesheirat handelte, zum Vizekönig und Statthalter von Norwegen bestimmt hatte, und stellte in Frage, ob Karl ohne Aussicht auf ein eigenes Fürstentum überhaupt standesgemäß sei. Aufgrund zunehmender Probleme bei Hof wurde Karl auf eigenen Wunsch Ende 1767 Statthalter der Herzogtümer Schleswig und Holstein, was er bis zu seinem Tod 1836 bleiben sollte. Dennoch riss sein Kontakt nach Kopenhagen nicht ab. Karl erwies sich als intimer Kenner der Affäre um den 1772 hingerichteten Leibarzt und Günstling Johann Friedrich Struensee (1737–1772) und anderer Komplikationen. Sie führten dazu, dass ein Staatsstreich 1784 die Regentschaft für den mittlerweile schwer nervenkranken König auf den vorzeitig für mündig erklärten Kronprinzen Friedrich übertrug, der später Karls Schwiegersohn werden sollte. Karl wurde 1774 zum dänischen Feldmarschall ernannt. 1778/79 nahm er mit Bruder Wilhelm am böhmischen Feldzug des Preußen-Königs Friedrich (1712–1786) teil, und 1788 war er Oberbefehlshaber der im sogenannten Preiselbeerkrieg zur Verteidigung Norwegens gegen die Schweden eingesetzten dänischen Truppen.

Als Statthalter residierte Karl mit seiner Familie ab 1769 in Gottorp und entfaltete hier – entsprechend dem Rang seiner Frau – eine umfangreiche Hofhaltung. 1770 schenkte König Christian seiner Schwester das Gut Tegelhof unweit Schleswigs, das zwischen 1772 und 1804 zur ansehnlichen Residenz „Louisenlund“ ausgebaut wurde. Bei der Planung der dortigen Parkanlagen war Karl federführend. Als Erbe seines Onkels Friedrich Wilhelm Fürst von Hessenstein (1735–1808) wurde er 1808 auch Inhaber der Herrschaft Hessenstein mit Schloss Panker. Das besondere Engagement Landgraf Karls, dessen Bibliothek umfassende geistlich-literarische Interessen dokumentiert, galt schon seit 1774 der Freimaurerei. 1778 wurde er Meister vom Stuhl der Hamburger Loge und nach dem im Sommer 1782 organisierten europäischen Freimauer-Konvent in Wilhelmsbad zunächst Provinzialgroßmeister der beiden deutschen Provinzen, dann als Nachfolger Herzog Ferdinands von Braunschweig (1721–1792) Generalgroßmeister des Freimaurer-Ordens, in dem er auch mit den Darmstädter Vettern zusammenarbeitete. Die 1817 begründete Frankfurter Loge „Carl zum aufgehenden Licht“ wurde nach ihm benannt. Darüber hinaus galt Karls besonderes Interesse dem Theater, dem er in Schleswig einen festen Spielort schuf.

Als Statthalter hat er sich auch für die wirtschaftliche Entwicklung der Herzogtümer eingesetzt. Der 1785 erworbene Besitz Gereby um das spätere Schlösschen „Carlsburg“ wurde mit der Freisetzung der Bauern zum Mustergut. Zu den von Karl angeregten und geförderten frühindustriellen Anlagen zählte unter anderem das in den 1820er Jahren gegründete Eisengusswerk „Carlshütte“ in Rendsburg. Im sozialen Bereich hat er sich um die Organisation einer produktiven Armenfürsorge verdient gemacht, für die er in Schleswig-Holstein zwischen 1821 und 1830 um die 800 „Armengärten“ einrichten ließ, wie er sie schon zuvor in seinen Besitzungen im hessischen Völkershausen begründet hatte – eine Idee, die sich in Dänemark rasch verbreitete und auch in anderen Ländern Nachahmung fand. Karl verstarb 92-jährig, von schwerer Gicht geplagt, in Louisenlund.

Andrea Pühringer

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 143 f.)

Zitierweise
„Hessen-Kassel, Karl Landgraf von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119356392> (Stand: 25.3.2024)