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Hessische Biografie

Portrait

William Dieterle
(1893–1972)

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Dieterle, William [ID = 9772]

* 15.7.1893 Ludwigshafen am Rhein, † 8.12.1972 Ottobrunn, Begräbnisort: Hohenbrunn Friedhof
Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Intendant
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Dieterle, Wilhelm, Vorname anglisiert ab 1930

Pseudonym(e):

Iron Stove, The, = Der eiserne Ofen (Spitzname als Hollywood-Regisseur ab 1930)

Wirken

Werdegang:

  • 15.7.1893 Geburt als „Arbeiterbauernsohn“ Wilhelm Dieterle in der pfälzischen, damals zu Bayern gehörenden Industriestadt Ludwigshafen am Rhein
  • nach seiner Schulzeit Ausbildung unter dem berühmten Theatermann Max Reinhardt, der die Basis für seine Erfolge als Schauspieler und Regisseur legte
  • bis 1913: Dieterle begann seine Karriere als Schauspieler, wobei er zunächst allein auf der Theaterbühne zu sehen war und alle bedeutenden Rollen in Berlin und Salzburg spielte.
  • 1913: Mit einer Rolle in „Fiesko“ kam Dieterle auch früh mit dem neuen Medium Film in Kontakt, das ihn später zum Weltstar machen sollte.
  • 1919/20: Erst nach dem Ersten Weltkrieg spielte Dieterle in zwei weiteren Filmen.
  • ab 1920: Dieterle beschränkte sich auf sein Wirken als Filmschauspieler, wo er in der Weimarer Republik eine beachtliche Karriere machte und mit den größten Stars des klassischen deutschen Films spielte. Insgesamt kam er von 1921 bis 1926 bereits auf 43 oder 44 Filme.
  • 1923/24: Neben der Schauspielerei fungierte Dieterle auch schon zweimal als Regieassistent sowie einmal sogar als Regisseur und Drehbuchautor.
  • 1927: Dieterles Ehefrau Charlotte gründete mit ihm die Produktionsfirma „Charha-Film“.
  • 1928: Durchbruch mit der Regie des Bestseller-Films „Die Heilige und ihr Narr“, worauf weitere legendäre Filme folgten.
  • 1930: Aufgrund seiner Regierfolge ging Dieterle in Begleitung seiner Frau mit einem Vertrag von Warner Bros. nach Hollywood, wo er seinen Vornamen in William anglizierte. Dort bekam er auch den Spitznamen „The Iron Stove“ (= Der eiserne Ofen) und avancierte schnell zu einem der „Hausregisseure“ des Studios, der in jedem Genre solide Arbeiten liefern konnte. Seine Frau unterstützte ihn als Managerin und Beraterin.
  • 1935: Dieterle adaptierte mit seinem Lehrer Max Reinhardt die ambitionierte Verfilmung von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, doch genügte das Ergebnis nach Meinung vieler Kritiker nicht den hohen Erwartungen.
  • 1946: Nach Kriegsende wurde Dieterle mit der Philosophin Ricarda Huch im Kulturbundklub in Berlin empfangen.
  • 1956: Dieterle erhielt das Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
  • 1958: Anfang April kehrte Dieterle mit seiner Frau endgültig von Hollywood zurück, da er auf Einladung des Gründerintendanten Johannes Klein als Gastregisseur bei den 8. Bad Hersfelder Festspielen vom 28. Juni bis 27. Juli das Mysterienspiel „Cenodoxus, Doktor von Paris“ von Jakob Biedermann und Josef Gregor inszenieren sollte.
  • 1959: Demnach holte ihn Intendant Klein für die 9. Bad Hersfelder Festspiele vom 27. Juni bis 26. Juli des Folgejahres zurück, wo Dieterle nun den ungleich bekannteren „Faust I“ von Johann Wolfgang von Goethe inszenierte.
  • 1960: Nun durfte Dieterle gar Hofmannsthals „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen selbst inszenierten.
  • 1960: Dieterle bekam einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame.
  • 1960: Im gleichen Jahr wurde Dieterle auf eigenen Vorschlag Intendant der ihm vertrauten Bad Hersfelder Festspiele, nachdem Johannes Klein hatte zurücktreten müssen und der Wunschkandidat Prof. Ulrich Erfurth abgelehnt hatte.
  • 1961: In seiner ersten eigenständigen Saison als Bad Hersfelder Intendant bei den 11. Festspielen vom 1. bis 30. Juli des Jahres setzte Dieterle gleich neue Akzente, indem er eine Abkehr von den Hofmannsthal-Mysterienspielen einleitete und dafür das moderne Drama und Lustspiele in den Spielplan aufnahm, was zunächst zu großen Protesten führte. Dabei scheiterte zwar eine modernisierte Version von Hofmannsthals „Das Grosse Welttheater“, doch inszenierte er selbst die Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ so erfolgreich, dass sie mit Wiederaufnahmen in den Folgejahren zu einem Markenzeichen von Dieterles Intendanz wurde.
  • 1962: Bei den 12. Bad Hersfelder Festspielen ab dem 30. Juni wählte Dieterle neben der Wiederaufnahme des selbst inszenierten „Sommernachtstraumes“ Stücke aus, die bisher noch nicht dort gespielt worden waren.
  • 1961: Anlässlich der 13. Bad Hersfelder Festspiele vom 29. Juni bis 31. Juli des Jahres setzte Dieterle wiederum neben dem erfolgreichen „Sommernachtstraum“ auf drei gänzlich für Bad Hersfeld neue Stücke („Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Becket oder Die Ehre Gottes“ von Jean Anouilh durch Gastregisseure, „Ein Engel kommt nach Babylon“ von Friedrich Dürrenmatt als Eigenregie Dieterles).
  • 1964: Bei den 14. Bad Hersfelder Festspielen vom 3. Juli bis 5. August nahm Dieterle von Shakespeare neben dem obligatorischen „Sommernachtstraum“ auch das bisher vor Ort nicht aufgeführte Königsdrama „Macbeth“ ins Programm.
  • 1965: Bei den 15. Bad Hersfelder Festspielen wurde „Ein Sommernachtstraum“ zum fünften Mal in Folge aufgeführt, wobei es insgesamt seit 1961 fast 70.000 Besucher zählte. Daneben wählte Dieterle wieder drei für die Stiftsruine neue Stücke aus – zwei Klassiker und ein modernes Stück („Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing, „Egmont“ von Johann Wolfgang von Goethe und „Ein seidener Schuh“ von Paul Claudel). Da Dieterle jenseits seines Dauerbrenners aber der große Erfolg versagt blieb, trennte sich die Stadt nach der Spielzeit von ihm und holte Prof. Ulrich Erfurth doch noch als Intendant.
  • 1968: Nach Beendigung seiner Bad Hersfelder Intendanz (1965) und Fertigstellung seiner letzten Filme (1966/68) zog sich Dieterle nach Bayern ins Privatleben zurück.
  • 1970: Dieterle erhielt das „Filmband in Gold“ für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film.
  • 8.12.1972: Tod Dieterles in Ottobrunn nahe südöstlich von München.
  • Danach Begräbnis auf dem Friedhof im südöstlich benachbarten Hohenbrunn.

Funktion:

  • Bad Hersfeld, Bad Hersfelder Festspiele, Intendant, 1960-1965

Netzwerk:

  • Reinhardt, Max <Lehrer>

Werke:

  • Das Geheimnis des Abbe X (1927)
  • Die Heilige und ihr Narr (1928)
  • Solang' noch untern Linden... (1929)
  • Ludwig der Zweite, König von Bayern (1930)
  • Kismet (1931)
  • Die Maske fällt (1931)
  • Eine Stunde Glück (1931)
  • Die heilige Flamme (1931)
  • The Last Flight (1931)
  • Her Majesty, Love (1931)
  • Man Wanted (1932)
  • Ein Dieb mit Klasse (1932)
  • Die große Pleite (1932)
  • 6 Hours to Live (1932)
  • Scarlet Dawn (1932)
  • Lawyer Man (1932)
  • Grand Slam (1933)
  • Adorable (1933)
  • The Devil's in Love (1933)
  • From Headquarters (1933)
  • Fashions of 1934 (1934)
  • Nebel über Frisco (1934)
  • Madame Dubarry (1934)
  • The Firebird (1934)
  • The Secret Bride (1934)
  • Ein Sommernachtstraum (1935)
  • Dr. Socrates (1935)
  • Louis Pasteur (1936)
  • The White Angel (1936)
  • Der Satan und die Lady (1936)
  • The Great O'Malley (1937)
  • Another Dawn (1937)
  • Das Leben des Emile Zola (1937)
  • Blockade (1938)
  • Juarez (1939)
  • Der Glöckner von Notre Dame (1939)
  • Die Lebensgeschichte Paul Ehrlichs (1940)
  • A Dispatch from Reuter's (1940)
  • Der Teufel und Daniel Webster (1941)
  • Syncopation (1942)
  • Tennessee Johnson (1942)
  • Kismet (1944)
  • I’ll Be Seeing You (1944)
  • Liebesbriefe (1945)
  • This Love of Ours (1945)
  • The Searching Wind (1946)
  • Portrait of Jennie (1948)
  • The Accused (1949)
  • Rope of Sand (1949)
  • Vulcano (1950)
  • Paid in Full (1950)
  • September Affair (1950)
  • Dark City (1950)
  • Peking Express (1951)
  • Red Mountain (1951)
  • Boots Malone (1952)
  • The Turning Point (1952)
  • Salome (1953)
  • Elephant Walk (1954)
  • Magic Fire (1955)
  • Screen Directors Playhouse (1956)
  • Omar Khayyam (1957)
  • Cenodoxus, Doktor von Paris (1958)
  • Il vendicatore (1959)
  • Faust I (1959)
  • Die Herrin der Welt - Teil I (1960)
  • Die Herrin der Welt - Teil II (1960)
  • Ich fand Julia Harrington (1960)
  • Die Fastnachtsbeichte (1960)
  • Jedermann (1960)
  • Die große Reise (1961)
  • Ein Sommernachtstraum (1961)
  • Gabriel Schillings Flucht (1962)
  • Das Vergnügen, anständig zu sein (1962)
  • Antigone (1962)
  • Ein Sommernachtstraum (1962)
  • Florian Geyer (1962)
  • Ein Sommernachtstraum (1963)
  • Ein Engel kommt nach Babylon (1963)
  • The Confession (1964)
  • Ein Sommernachtstraum (1964)
  • Ein Sommernachtstraum (1965)
  • Samba (1966)
  • Die Mongolenschlacht (1966)
  • Ein Sommernachtstraum (1968)

Lebensorte:

  • Ludwigshafen am Rhein; Berlin; Salzburg; Hollywood; Bad Hersfeld; Italien; Ottobrunn
Familie

Partner:

  • Hagenbruch, Charlotte* Amalie Marie <Ehefrau>, * Chemnitz 27.3.1896, † Grabs (Schweiz) 20.5.1968, seit 1921 verheiratete Dieterle, Tochter des F. C. O. Hagenbruch, Kaufmann und der Elsa Seeger

Verwandte:

  • Hagenbruch, F. C. O. <Schwiegervater>, Kaufmann in Chemnitz
  • Hagenbruch, Elsa <Schwiegermutter>, geborene Seeger, seit spätestens 1895 verheiratete Hagenbruch
Nachweise

Quellen:

  • Stadt Bad Hersfeld (Herausgeber): Plakate der Bad Hersfelder Festspiele 1958-1961 und 1963; Hessische Druck- und Verlagsanstalt GmbH, Kassel; Bad Hersfeld 1958-1961 und 1963

Literatur:

Bildquelle:

Alexander Binder, Wilhelm Dieterle 1928 by Alexander Binder, als gemeinfrei gekennzeichnet (beschnitten)

Zitierweise
„Dieterle, William“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/119118432> (Stand: 28.11.2023)