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Hessische Biografie

Portrait

Luise Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach
(1757–1830)

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Sachsen-Weimar-Eisenach, Luise Großherzogin von [ID = 6988]

* 30.1.1757 Berlin, † 14.2.1830 Weimar, evangelisch
Andere Namen | Wirken | Familie | Nachweise | Leben | Zitierweise
Andere Namen

Geburtsname:

Hessen-Darmstadt, Louise Prinzessin von

Weitere Namen:

  • Sachsen-Weimar, Luise Herzogin von
Familie

Vater:

Hessen-Darmstadt, Ludwig IX. Landgraf von, * Darmstadt 15.12.1719, † Pirmasens 6.4.1790

Mutter:

Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld, Caroline* Henriette Louise Prinzessin von, * Straßburg 9.3.1721, † Darmstadt 30.3.1774

Partner:

  • Sachsen-Weimar-Eisenach, Karl August Großherzog von, 1757–1828, Heirat Karlsruhe 1775, Herzog von Sachsen-Weimar, 1815 Großherzog von Sachsen-Weimar, GND

Verwandte:

Nachweise

Literatur:

Bildquelle:

Großherzogin Luise von Sachsen-Weimar, Ölbild von J. F. A. Tischbein, Goethe-Museum Düsseldorf (beschnitten), in: Franz, Das Haus Hessen, Darmstadt 2012, S. 327

Leben

Die als letzte der „Preußen-Produktionen“ des Darmstädter Erbprinzen-Paares in Berlin geborene Luise wurde gemeinsam mit den wenig älteren Schwestern Amalie und Wilhelmine erzogen. Zusammen mit ihnen reiste sie 1773 nach St. Petersburg zur Brautwahl für Zarewitsch Paul, wurde aber von Kaiserin Katharina als zu eigenwillig (C’est une tête) aussortiert. Zurück in Darmstadt zog Luise nach dem raschen Tod der Mutter mit Amalie zu deren Hochzeit im Mai 1774 nach Karlsruhe und begleitete anschließend das Homburger Landgrafen-Paar Karoline und Friedrich V. auf einer Sommerreise in die Schweiz, bei der man unter anderem Voltaire und J. C. Lavater besuchte. Im Dezember des Jahres machte der junge Erbprinz Karl August von Sachsen-Weimar, den die Schwestern auf der Russland-Reise in Erfurt kennen gelernt hatten, auf seiner „Grand Tour“ nach Frankreich mit Bruder Konstantin und dem Erzieher Graf Eustach von Schlitz-Görtz (1737–1821) in Karlsruhe Station. Diplomatisch vorbereitet von dem Kurmainzer Statthalter Karl Theodor von Dalberg und Präsident von Moser in Darmstadt, konnte schon wenige Tage nach der Ankunft Verlobung gefeiert werden. Der zweite Aufenthalt des Bräutigams in Karlsruhe auf dem Rückweg von Paris (Mai/Juni 1775) brachte zugleich ein Wiedersehen mit dem aus der Schweiz zurückkehrenden Herrn von Goethe, den der Prinz schon bei der Ausreise in Frankfurt getroffen hatte.

In Karlsruhe wurde Anfang Oktober, einen Monat nach der Volljährigkeitserklärung des Prinzen, auch die Hochzeit gefeiert. In Weimar konnte man bald nach dem feierlichen Einzug mit Kanonensalut und Volksfest auch Goethe begrüßen, der im Folgejahr Mitglied des „Geheimen Consiliums“ wurde, dazu bald darauf den aus Darmstadt wohlbekannten neuen Hofprediger J. G. Herder. Graf Görtz wurde Oberhofmeister der jungen Herzogin, wechselte aber schon im Jahr darauf als Diplomat in den Dienst des Preußen-Königs Friedrich. Problematisch blieb (wie andernorts) trotz getrennter Hofhaltung das Verhältnis zur weiterhin beherrschenden „Herzogin-Mutter“ Anna Amalia, obwohl diese die Ehe ausdrücklich gebilligt hatte. Zum jungen Herzogspaar gab es bald kritische Kommentare, wobei man die Schuld eher beim etwas unsteten Karl August suchte: Sie seien gar nicht füreinander gemacht, schrieb der Goethe-Freund Graf Christian von Stolberg schon im Sommer 1776. Dass die erste Tochter am fünften Geburtstag starb, der erwartete Thronerbe erst 1783 geboren wurde, hat die Lage nicht erleichtert. Ausgleich boten sicher die vielfältigen Anregungen des „Musenhofs“, in den Luise voll eingebunden war.

Einen Umschwung brachte das Jahr 1806 mit der unweit Weimar ausgefochtenen Schlacht von Jena und Auerstedt, an der Herzog Karl August als preußischer General nur am Rande beteiligt war, doch immerhin soweit, dass Luise in Weimar dem siegreichen Franzosen-Kaiser Napoleon allein gegenüber stand und im entscheidenden Gespräch – letztlich erfolgreicher als die namensgleiche Nichte in Tilsit – die von der Plünderung bedrohte Residenz und den Fortbestand des Herzogtums retten konnte. Luise wurde damit endgültig zur allseits anerkannten „Landesmutter“, zumal die inzwischen fast 80jährige Anna Amalia, von der Flucht nach Braunschweig erschöpft, im Frühjahr 1807 starb. In freundschaftlichem Vertrauensverhältnis konnte das (seit 1815) Großherzogspaar im Herbst 1825 das 50. Kronjubiläum und die Goldene Hochzeit begehen. Als Begleiter dieser 50 Jahre ließ Goethe eine an das Jahr 1806 erinnernde Gedenkmedaille Louisen, Großherzogin von Sachsen – Das gerettete Weimarprägen. Im Juni 1829, fast genau ein Jahr nach dem Tod des Ehemanns, dem der Sohn Karl Friedrich (1783–1853) als Großherzog nachgefolgt war, verabschiedete man die der Großmutter in vielem wesensverwandte Enkelin Augusta (1811–1890), die in Charlottenburg Prinz Wilhelm von Preußen, den künftigen Kaiser und König heiraten sollte. Zu Beginn des Folgejahres ist Luise nach zwei Stürzen im kurz zuvor bezogenen Witwen-Domizil „Fürstenhaus“ gestorben.

Eckhart G. Franz

(Text identisch mit: Franz, Das Haus Hessen, S. 327 f.)

Zitierweise
„Sachsen-Weimar-Eisenach, Luise Großherzogin von“, in: Hessische Biografie <https://www.lagis-hessen.de/pnd/115363688> (Stand: 25.3.2024)