Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen

Grabdenkmäler

Übersichtskarte Hessen
  • Vorschaubild
  • Vorschaubild

Georg I. von Hessen-Darmstadt und Eleonora, geborene Herzogin von Württemberg Ende 16. - Anfang 17. Jahrhundert, Darmstadt

Darmstadt · Gem. Darmstadt · Stadt Darmstadt | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Darmstadt

Gebäude / Areal:

Darmstadt, Evangelische Stadtkirche

Angaben zum Standort:

Das zweigeschossige Ädikula-Epitaph aus Alabaster hängt heute an der Nordwand des Chors.

Merkmale

Datierung:

Ende 16. Jahrhundert - Anfang 17. Jahrhundert

Typ:

Epitaph

Material:

Alabaster

Erhaltung:

erhalten

Beschreibung

Beschreibung:

Das zweigeschossige Ädikula-Epitaph aus Alabaster hängt heute an der Nordwand des Chors. In dem von Säulen gerahmten Mittelfeld des Hauptgeschosses steht unter einem Rundbogen das Kreuz mit dem Corpus Christi auf einem Sockel, der mit einem Puttenkopf geschmückt ist. Der überstrichene Hintergrund zeigte ursprünglich vermutlich die Landschaft von Golgatha. Das Mittelfeld wird von zwei doppelgeschossigen Seitenteilen flankiert. In den Rahmen der unteren Teile waren vier auf Kupfer gemalte Bildnisse angebracht, die heute verloren sind. Auf ihnen waren Georg I. und Eleonora, ihr gemeinsamer Sohn Heinrich sowie Sabine, die 1599 verstorbene Tochter aus Eleonoras erster Ehe, abgebildet. Darüber befinden sich zwei Inschriftentafeln, vor denen jeweils ein Putto ruht. Beide Tafeln weisen eine senkrechte Bruchlinie auf. Die Buchstaben sind mit Goldfarbe ausgemalt. Die Verse sind zeilenweise abgesetzt. Auf den beiden äußeren Pilastern neben den Inschriftentafeln sind insgesamt sechs Wappen vorhanden. Im Obergeschoß des Epitaphs befinden sich zwei reliefierte Vollwappen. Bekrönt wird das Denkmal von der Figur des Salvators. Der Sockel zeigt in der Mitte eine leere Inschriftentafel und links und rechts davon je zwei Wappen. Im Unterhang ist eine weitere leere Kartusche vorhanden. Die ungewöhnliche Zahl von sechs Wappen auf jeder Seite, das Fehlen wichtiger Wappen der Ahnenreihen sowie die zum Teil fehlerhafte Abfolge der Wappen legen die Vermutung nahe, daß auf jeder Seite je zwei Wappen ergänzt werden müssen. Als Wappenhalter kommen die Putten auf den Seitenteilen des Hauptgeschosses mit ihren ausgebreiteten und angewinkelten Armen in Frage sowie die äußeren Obelisken, welche die Seitenteile bekrönen. Die Wappen könnten bei der 1843 erfolgten Versetzung des Epitaphs vom dritten Joch der Südseite ins erste Joch der Nordseite verlorengegangen beziehungsweise vertauscht worden sein.1) In der Wappenzeile werden deshalb die Wappen in der rekonstruierten, richtigen Reihenfolge wiedergegeben, während in den Anmerkungen der heutige Befund dokumentiert wird.2)


  1. Zur Veränderung der Anbringung vgl. Haupt 147.
  2. Für unermüdliche Hilfe bei der Entwirrung der heraldischen Probleme sei Herrn Dr. Harald Drös, Heidelberg, herzlich gedankt.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Hessen, Sachsen, Mecklenburg, [Polen], Württemberg, Böhmen, Pommern, [Österreich]3);

Württemberg, [Brandenburg, Bayern], Münsterberg, Zweibrücken-Bitsch, Polen4) Österreich, [Sagan]5).


  1. Der heutige Befund zeigt: Hessen, Mecklenburg, Württemberg, Pommern, Sachsen, Böhmen.
  2. Quadriert: 1. Polen, 2. Litauen, 3. Land Dobrzyn, 4. Österreich.
  3. Der heutige Befund zeigt: Württemberg, Münsterberg, Zweibrücken-Bitsch, Polen, Österreich, Pommern. Das Wappen Pommern bildet ein Problem, da es sich an keiner anderen Stelle einreihen läßt. Möglicherweise wies die Ahnenprobe hier von Anfang an einen Fehler auf.

Dargestellte Personen:

Landgraf Georg I. von Hessen-Darmstadt und seine zweite Frau Eleonora, geborene Herzogin von Württemberg

Leo Bruhns hat das Denkmal dem Bildhauer Nikolaus Dickhart zugewiesen,6) jedoch keinen Datierungsvorschlag gemacht. Da die Inschriftentafel im Sockel des Epitaphs, die wohl für die Grabinschrift Eleonoras vorgesehen war, leer blieb und Inschrift (B) den Tod Eleonoras nicht erwähnt, muß das Denkmal noch zu ihren Lebzeiten geschaffen worden sein.7) Der Anlaß könnte der Tod Georgs I. am 7. Februar 15968) und die daraufhin erfolgte Fertigstellung des Epitaphs für ihn und seine erste Frau Magdalena zur Lippe gewesen sein. Georg I. hatte seine Söhne in seinem Testament angewiesen, an diesem monumentalen Epitaph nach Eleonoras Tod auch eine Inschrift für sie anzubringen.9) Eleonora wurde zwar in einer Inschrift des Denkmals erwähnt, für die Anbringung einer eigenen Inschriftentafel blieb aber kein Platz mehr.10) Um dies auszugleichen, beschloß man offenbar, für Eleonora ein eigenes Epitaph zu errichten. Da der von Georg vorgesehene Anbringungsort der Inschrift für Eleonora an seinem Epitaph die enge Beziehung zwischen beiden dokumentieren sollte, wurde Georg nun noch einmal auf dem zweiten Epitaph verewigt. Seine Todesdaten fehlen jedoch, da diese bereits auf dem ersten Epitaph vorhanden waren. Die heute verlorenen Bildnisse der Kinder Sabine und Heinrich, die sich in den Seitenteilen befanden, bieten keinen Anhaltspunkt für eine genauere Datierung des Epitaphs. Sabine, die aus Eleonoras erster Ehe stammte, starb 1599,11) und Heinrich starb am neunten Januar 1601.12) Die Bildnisse im Epitaph für Ludwig V. zeigen jedoch, daß sowohl die lebenden als auch die verstorbenen Kinder dargestellt wurden.13)

Die Inschrift für Georg hebt seine Tätigkeit als Landesherr hervor und demonstriert damit ebenso wie das Epitaph für Magdalena und Georg das landesherrliche Selbstbewußtsein der neuen Linie Hessen-Darmstadt. Eleonoras Leben wird in ihrer Inschrift als vorbildlich dargestellt. Sie verkörpert das HOCHGEHRTE FVRSTLICH BILD schlechthin.


  1. Bruhns, Würzburger Bildhauer 265. Bruhns geht von einer Zusammenarbeit Dickharts mit dem Maler Gerhard von Mainz aus, während Haupt 148 annimmt, daß Dickhart hier nach der Visierung des Frankfurter Malers Philipp Uffenbach gearbeitet hat.
  2. Zu Eleonora vgl. die Inschrift auf ihrem Sarg, Nr. 340.
  3. Vgl. Nr. 283.
  4. Diehl, Alt-Darmstadt 21.
  5. Zu dem Epitaph vgl. Nr. 263.
  6. Zu ihr vgl. Europ. Stammtafeln NF I, Taf. 73.
  7. Vgl. zu ihm Nr. 298.
  8. Vgl. Nr. 334.

Sonstiges:

Deutsche Reimverse.

Inschrift

Umschrift:

A -- VON GOTTES GENADEN AVSSERKOHRN

GEORG FVRST IN HESSE HOCHGEBORN

ALS ER NVN AVCH HAT ETLICH ZEIT

VON GOTT ZVE ANDERN EHE BEREIT

GELEBT MACHT ER SEIN TESTAMENT

VND BSTELDT GAR WOL DAS REGIMENT

SORGT SEHR VOR DIE RELIGION

VND VOR DAS LANDES VNDERTHON

WANS ALSO SCHICKTT DIE OBRIGKEIT

SO GIEBTS IM LANDT FEINa) RICHTIGKE(IT)

WANN OBRIGKEIT THVT GLEICH V(ND) RECHT

SO MVSS ZV FRID SEIN IEDER KNECHT

VND WANN SIE WIE EIN VATTER IST

ALSDAN NIEMAND AN HEIL GEBRIST

AVF DIESSES STARB DER FROMME FVRST

IN GOTT MIT GLAVBEN WOL GERVST

NACH DEM ER ABER SICH VERLIES

AVFS EWIG LEBEN EHR VND PREIS

AVCH AVF DER TODTEN VHRSTEND FEST

WIE SOLCHS GOTT LEHRT AVFS ALLERBE(ST)

SO LEBT NVN MEHR AVCH IEGZT DIE SELL

IN GOTTES HAND OHN ALLEN FEHLL

AM IVNGSTEN TAGK WIRDT AVFERSTAN

SEIN LEIB VND GLEICHES LEBEN HAN

B -- ELEONORA HOHER ARTH

VON HERTZOGEN GEBOREN WARD

AVS WVRTTENBERGK EIN FREWLEIN GVT

WIE VNS DAS WAPPN ZEIGEN THVT

ALS DIS FREWLEIN ZVN IAHREN KAMM

FVRST IOCHIM ERNST ZVR GEMAHL SIE NAM

EIN FVRST VON ANHALDT EHREN HOCH

WIE SEINN GEDACHTNVS LEBET NOCH

HERNACH ALS DISSER FROMME HERR

GESTORBENN WAR WIE ANDRE MEHR

WVRD DVRCH BESONDER GOTTES HANDT

DIE WITTIB BRACHT INS HESSEN LAND

ZVE LANDGRAF GORGEN HOCHGEBORN

VON GOTT ZVR GMAHLINb) AVSSERKOHR(N)Nc)

SINNREICH VERSTENDIG GVTHIGK MIL(D)T

WARDS HOCHGEHRTEd) FVRSTLICH BILD

SIE PFLEGTT DES HERRN V(ND) THAT VIL GVT

IN CREVTZ V(ND) SCHWACHEIT MACHT SIE MV(T)

DIE IVNGEN HERNN V(ND) FREVWLEIN ZARTT

LIEBTT SIE ZVMAHL NACH MVTTERe) AR(T)

DEN KRANCKEN WAR SIE HVLFF VND TROST

DVRG APOTECK SIE VIELL ERLOST

GOTT WIRDT IHR GEBEN REICHEN LOHN

DIE SEHLIGKEIT VND EWIG WOHNf)


  1. frid Haupt.
  2. Zum Gemahl ihr Haupt
  3. Der Vers fehlt bei Buchner.
  4. War die Hochgehrte Haupt.
  5. T unter den Balken des T gestellt.
  6. Die Ewigkeit und ewge Wonn Diehl.
Nachweise

Literatur:

Sachbegriffe:

Wappen · Ehepaare · Männer · Frauen · Adlige · Landgrafen

Wappen:

Hessen, Landgrafen · Sachsen · Mecklenburg · Polen · Württemberg · Böhmen · Pommern · Österreich · Brandenburg · Bayern · Münsterberg · Zweibrücken-Bitsch

Bearbeitung:

Die Inschriften der Stadt Darmstadt und der Landkreise Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau. Gesammelt und bearbeitet von Sebastian Scholz (Die Deutschen Inschriften 49), 1999, S. 197-199, Nr. 296.

Zitierweise
„Georg I. von Hessen-Darmstadt und Eleonora, geborene Herzogin von Württemberg Ende 16. - Anfang 17. Jahrhundert, Darmstadt“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/104> (Stand: 27.8.2018)