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Grabdenkmäler

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Balthasar Friedrich Melchior Schutzbar genannt Milchling mit Frau und Kind 1628, Treis

Treis (Lumda) · Gem. Staufenberg · Landkreis Gießen | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Treis (Lumda)

Heutiger Aufbewahrungsort:

Treis, Evangelische Pfarrkirche.

An der südlichen Innenwand des Schiffes, früher (nach Walbe) an der nördlichen Innenwand des Chores über der Tür zum Turm.

Merkmale

Datierung:

1628, 9. September, 30. September, 5. Oktober

Typ:

Epitaph

Material:

Holz, bemalt

Erhaltung:

erhalten

Größe:

145 x 200 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

2-4 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Weitere Maße: Das gemalte Bild ist 84 cm hoch und 61,5 cm breit.

Im Zentrum des auf Holz gemalten Epitaphs befinden sich die Verstorbenen, wie häufig bei Beispielen dieser Gattung in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in einer Landschaft mit der zusätzlichen Wiedergabe einer biblischen Szene. So steht in der Mitte des hochrechteckigen figürlichen Feldes das Kreuz mit dem dreigenagelten, verstorbenen Christus. Es wird bekrönt von der I.N.R.I. – Inschrift mit beiderseits waagrecht geschwungenen Bändern und erhebt sich über einem Totenkopf. Der Körper Christi ist recht sicher modelliert, der Nimbus zeitüblich nur knapp angegeben.

Cordula Milchling steht im rechten Vordergrund neben dem Kreuz. Sie trägt ein dunkles Gewand mit langen Ärmeln und einem Spitzenkragen.

Links steht der verstorbene Balthasar Friedrich Melchior Milchling. Er ist gerüstet, ein Spitzenkragen leitet zu dem Gesicht über, welches von dunkelbraunen Haaren umrahmt wird. Wie in der Regel, so steht auch hier der Sohn neben dem Vater. Es ist der zweijährige Philipp Georg. Sein langes Gewand hat ebenfalls einen hellen Kragen.

Die Darstellung der Landschaft erfährt durch farblich differenzierte, weitgehend waagrechte Zonen eine ausgesprochene Tiefenstaffelung. Die zum Horizont hin sich verkleinernden Kompartimente unterstützen die perspektivische Wirkung, an der auch die Bäume teilhaben. Der Gekreuzigte wird von ihnen zu den Bildrändern umrahmt und weiterhin dadurch hervorgehoben, daß sich nahezu der ganze Körper vor dem hellen Himmel mit oberem Wolkenabschluß ohne Überschneidungen darbietet. Seitlich wird dieses Bild umgeben von je vier übereinander angeordneten rechteckigen Wappenfeldern mit Namensbeischriften (D).

Das Ganze wird allseits umrahmt, wobei Rollwerkformen dominieren. Die untere Inschrift (A) ist in der Ausdehnung der ersten Zeile auf die Breite des figürlichen Feldes bezogen, weitet sich dann aus und endet in Abstimmung auf die untere Mitte. Die obere, zweizeilige Inschrift (C) von der Breite des Bildfeldes hat seitlich abschließende Schmuckfelder. Über einem Gesims dieser Breite in der Mitte eine weitere Inschrift (B).

Darstellung:

figürlich

Geschlecht, Alter, Familienstand:

weibliche Person(en) · Ehepaar · männliche Person(en) · Kind(er)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Ingesamt 8 Vollwappen links und rechts des Bildfeldes. Die vier linken stehen für die Ahnen Balthasar Friedrich Melchior Schutzbars, die vier rechten für diejenigen seiner Frau.

Links (von oben nach unten): 1) Schutzbar genannt Milchling (Vater), 2) von Harstall (Mutter), 3) Schenk zu Schweinsberg und 4) von Langenstein genannt Gunzelrod (auch Gonzenrod, ansässig in Schrecksbach, siehe das LAGIS-Modul Historisches Ortslexikon, Ortsartikel Schrecksbach).

Rechts (von oben nach unten): 1) von Lentersheim, 2) von Seckendorff, 3) und 4) nicht ausgeführt.

Dargestellte Personen:

Balthasar Friedrich Melchior Schutzbar genannt Milchling, gestorben am 30. September 1628, seine Frau Cordula geborene von Lentersheim, gestorben am 9. September, und beider zweijähriges Söhnlein Philipp Georg, gestorben am 5. Oktober desselben Jahres.

Balthasar Friedrich Melchior Schutzbar genannt Milchling war nach Buttlar-Elberberg (s. Literatur) ein Sohn des würzburgischen Rats und Amtmanns zu Zabelstein Philipp Schutzbar genannt Milchling und der Catharina von Harstall. Die dort gemachten Angaben zu den Eltern seiner Frau - Georg Erkinger von Lentersheim und Anna von Leineck - stehen im Widerspruch zu den auf vorliegendem Epitaph dargestellten Wappen, nach denen ihre Mutter eine von Seckendorff gewesen sein müßte.

Inschrift

Umschrift:

A:

Anno 1628 den 30 SEPTEMB:(RIS) ist der wohl Edle Gestreng /

vnd veste Balthasar Friderich Melchior Schutzsper g(e)n(ann)t Milchling: /

Den 9 · 7BR: (= SEPTEMBRIS) die wohl Edle vnd Tugentsame Fraw Cordula S:(chutzbar) g(e)n(ann)t /

Milchling geborne von Lenderßheim, vnd den 5 OCTOB:(RIS) /

Philips Geörg ihr Söhnlein seines Alters 2 Jahr, alle /

obgemeltes Jahrs, in Gott sanfft /

vnd seelig Ent,, /

schlaffen

B:

CUPIO /

DISSOLVI /

ET ESSE CUM /

CHRISTO /

Philip:(per) 1 ·

C:

Herr auff dich traue ich, mein Gott, hilf mir von /

allen meinen verfolgern, vnd errette mich · PSA(L)M 7 ·

D:

(Namensbeischriften zu den vier linken Wappen, von oben nach unten:)

Milchling ·

Harstall ·

Schenck ·

[G]untzrot (?, von anderer, primitiver Hand)

(Namensbeischriften zu den beiden oberen rechten Wappen, von oben nach unten:)

Lenderßheim ·

Seckendorff ·

Übersetzung:

B:

Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein.

Kommentar:

Inschrift B aus Philipper 1, Vers 23, Inschrift C aus Psalm 7, Vers 2.

Schrift:

Fraktur (A, Teile von B, C, D) und Kapitalis (Teile von B)

Nachweise

Literatur:

  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Hessen, bearb. von Magnus Backes, 2. Aufl. München 1982, S. 794
  • Walbe, Heinrich (Bearb.): Die Kunstdenkmäler im Freistaat Hessen – Provinz Oberhessen – Kreis Giessen, Band 1: Nördlicher Teil, Darmstadt 1938, S. 354
  • Buttlar-Elberberg, Rudolf von: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Tafel Schutzbar genannt Milchling

Personen:

Lentersheim, Georg Erkinger von · Lentersheim, Anna von, geb. von Leineck · Leineck, Anna von, verheiratete von Lentersheim · Schutzbar genannt Milchling, Philipp · Milchling, Philipp Schutzbar genannt · Schutzbar genannt Milchling, Catharina, geb. von Harstall · Milchling, Catharina Schutzbar genannt, geb. von Harstall · Harstall, Catharina von, verheiratete Schutzbar genannt Milchling

Orte:

Zabelstein

Sachbegriffe:

Wappen · Kruzifixe · Spitzenkragen · Landschaften · Familiendarstellungen · Rollwerk · Männer · Adlige · Frauen · Kinder · Ehepaare

Wappen:

Schutzbar genannt Milchling · Milchling, Schutzbar genannt · Schenk zu Schweinsberg · Harstall · Langenstein genannt Gunzelrod (Gonzenrod) · Gunzelrod (Gonzenrod), Langenstein genannt · Gonzenrod (Gunzelrod), Langenstein genannt · Lentersheim · Seckendorff

Bearbeitung:

Christa Benedum, Gießen, und Andreas Schmidt, HLGL

Zitierweise
„Balthasar Friedrich Melchior Schutzbar genannt Milchling mit Frau und Kind 1628, Treis“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/865> (Stand: 29.5.2008)