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Grabdenkmäler

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Eberhard I. von Katzenelnbogen 1311, Eberbach

Eberbach · Gem. Eltville am Rhein · Rheingau-Taunus-Kreis | Historisches Ortslexikon
Standort | Merkmale | Beschreibung | Inschrift | Nachweise | Zitierweise
Standort

Standort:

Eberbach

Angaben zum Standort:

Von der ursprünglich im Boden der Chorkapelle St. Stephan liegenden Gelbsandsteinplatte wurden 1987 zwölf Bruchstücke in der ehem.

Sakristei aufgefunden und in der Klosterscheune geborgen, 1994 waren diese bis auf zwei Fragmente unauffindbar. 2003 wieder entdeckt, heute im Lapidarium.

Heutiger Aufbewahrungsort:

Kloster Eberbach, Klosterkirche

Merkmale

Datierung:

1311

Typ:

Grabplatte

Erhaltung:

teilweise erhalten

Größe:

19 x 16.5 cm (B x H)

Größe der Buchstaben:

5,3-6 cm

Beschreibung

Beschreibung:

Fragmentstücke der zerstörten, dem Grafen Eberhard I. von Katzenelnbogen zuzuschreibenden Grabplatte, deren Inschrift bislang nur kopial überliefert worden war.

Beschriftet sind sieben Stücke, davon drei Eckstücke (rechts oben, rechts unten, links unten); drei zeigen den Unterarm und die auf zwei Löwen stehenden Füße des Verstorbenen in Ritzzeichnung. Umschrift auf dem Rand zwischen sehr breiten, flachen Streifen, einst ebenso wie die Figur mit Metall oder einer Paste ausgefüllt. Möglicherweise ein Wappen.

Den Fundstücken kommt besondere Bedeutung zu, sind sie doch die einzigen Anhaltspunkte für die Ausgestaltung der völlig unbekannten Grabplatte des Grafen, dem bisher stets die inschriftlose, reliefierte Tumbenplatte an der westlichen Nordquerhauswand als einziges Grabdenkmal zugeschrieben wurde. Die Grabplatte läßt sich wie folgt rekonstruieren: Die in ihren Ausmaßen lange (2-2,50 m), aber schmale (ca. 1 m) Platte trug das leicht eingetiefte, ganzfigurige Abbild des gerüsteten Ritters. Seine in Panzerstrümpfen steckenden Füße ruhten auf zwei in Ritzzeichnung wiedergegebenen, einanderzugewandten Symboltieren, wohl Löwen. Möglicherweise hielt er seinen Schild vor den Körper. Besondere Beachtung verdient die auf dem Rand zwischen breiten, flach ausgehauenen Streifenlinien umlaufende Inschrift, stellt sie doch das einzige Beispiel für eine Ausfüllung der Buchstaben mit Paste oder Metall zu Anfang des 14. Jahrhunderts im Bearbeitungsgebiet dar.

Die Grabplatte wurde zwischen 1803 und 1806 zerstört. Eine Verknüpfung des Grabgedichts mit dem inschriftlosen, seit 1936/37 an der Westwand des Nordquerhauses der Kirche angebrachten Tumbendeckel mit der ganzfigurigen Darstellung des barhäuptigen, gerüsteten Ritters erfolgte 1860 durch Rössel und hielt sich bis heute, wenngleich Fischel diese Zuschreibung mit dem Hinweis auf andere inschriftlose katzenelnbogische Denkmäler, denen man den Inschrifttext zuordnen könne, bereits angezweifelt hatte. Sie datierte die Tumbenplatte nicht vor 1325-30), ebenso jüngst Suckale.

Geschlecht, Alter, Familienstand:

männliche Person(en)

Stand:

Adlige

Enthaltene Wappen:

Katzenelnbogen

Dargestellte Personen:

Eberhard I. Graf von Katzenelnbogen.

Eberhard I. von Katzenelnbogen war der erste aus dem Grafenhaus, der sich in Eberbach bestatten ließ. Eine solch aufwendige Grabmalanlage läßt sich gut vereinbaren mit der reichspolitischen Bedeutung des Grafen und der Intention der Eberbacher Zisterzienser, eine dynastische Grablege in ihrem Kloster zu errichten, ähnlich wie dies die Zisterzen Altenberg bei Köln und Marienstatt im Westerwald mit den Grafen von Sayn taten.

Eberhard I. von Katzenelnbogen, nach Demandt einer der letzten großen Vertreter der Reichsinteressen am Rhein14), entstammte der Ehe Graf Diethers IV. mit einer Hildegunde und war Onkel des Grafen Adolf von Nassau, des Nachfolgers Rudolfs von Habsburg auf dem deutschen Königsthron. Neben dem Burggrafen Friedrich von Nürnberg war Eberhard von Katzenelnbogen der engste Berater des Königs und spielte in dieser Funktion über vierzig Jahre lang die reichspolitisch bedeutsamste Rolle am Rhein im 13. Jahrhundert. Nach Rudolfs Tod unterstützte er seinen Neffen Adolf von Nassau tatkräftig. Trotz seiner Gefangenschaft nach der Schlacht bei Göllheim beließ ihn Albrecht von Habsburg infolge seines reichspolitischen Gewichtes in allen Funktionen.

Inschrift

Umschrift:

[+ POST M... POST BARTHOLOMEI

PERSOLVIT COMES E FATALI / DE]BITA · LE[GI

QVI MONITIS REXIT REGES] / CELANDAQ(VE) TEXIT

ATTI]GI/T · [HAS MET]AS A[D QV]AS · O(MN)IS VOLAT AETAS

REQUIESCAT IN PACE]

Übersetzung:

Nach [....] Bartholomäus entrichtete Graf Eberhard nach des Schicksals Los seine Schuld, der mit seinem Rat Könige lenkte und verbarg, was zu verbergen war. Er erreichte die Ziele, denen jedes Alter zustrebt. Er ruhe in Frieden.

Kommentar:

Ergänzt nach Anonymus.

Schrift:

Gotische Majuskel

Nachweise

Literatur:

  • Helwich, Syntagma 154
  • Winkelmann, Hess. Chronic 1115 Nr. XV
  • Anonymus ed. Roth, Geschichtsquellen III 78
  • Bär, Epitaphiensammlung fol. 1
  • Würdtwein, Epitaphienbuch 233
  • Wenck, Hess. Landesgesch. I UB, Grabschriften 277 Nr. XXVI,
  • HStAW 22/553,126; Aufhebungsprotokoll 21 Nr. XVIII,
  • Rössel, Eberhard I. 314
  • Roth, Geschichtsquellen III 255
  • Beitr. Gesch. Erzstift 26
  • Reg. Katz. I Nr. 519
  • Zisterzienser, Ordensleben 520
  • Suckale 225.

Sachbegriffe:

Wappen · Männer · Adlige · Grafen

Wappen:

Katzenelnbogen, Grafen

Bearbeitung:

Die Inschriften des Rheingau-Taunus-Kreises. Gesammelt und bearbeitet von Yvonne Monsees (Die Deutschen Inschriften 43), 1997, S. 29-31, Nr. 21.

Zitierweise
„Eberhard I. von Katzenelnbogen 1311, Eberbach“, in: Grabdenkmäler <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/gdm/id/1767> (Stand: 12.3.2006)